Hamburg. HSV fährt neuen Sparkurs, verpflichtet aber einen Torwart für 3,5 Millionen Euro. Spekulationen um Juric und Diop.
Wochenlang waren die treuen HSV-Fans ungeduldig. Während die Konkurrenz einen Transfer nach dem anderen einfädelte, herrschte bei den Hamburgern Stillstand in der Kaderzusammenstellung. Jetzt, wo der Club seine Strategie geändert hat, und die Verpflichtungen von U-21-Nationaltorwart Julian Pollersbeck und Kyriakos Papadopoulos unmittelbar bevorstehen, rumort es jedoch weiter unter den Anhängern.
Der Grund: Es mangelt an Verständnis, warum Pollersbeck, der wohl als erster Neuzugang verkündet wird, vom Verein trotz des anvisierten Sparkurses als priorisierter Transfer behandelt wird. Viele Fans haben nicht vergessen, wie Christian Mathenia durch starke Paraden im Saisonendspurt maßgeblichen Anteil am Klassenerhalt hatte. Dazu verfügen die Hanseaten mit Tom Mickel über ein Backup im eigenen Stall, der bereits zweimal seine Bundesligatauglichkeit unter Beweis gestellt hat.
Damit ist der HSV im Tor eigentlich gut aufgestellt. Doch die sportlich Verantwortlichen um Trainer Markus Gisdol und Sportchef Jens Todt haben sich auf Pollersbeck festgelegt und überweisen für den Keeper mit Perspektive aller Voraussicht nach 3,5 Millionen Euro an Zweitligist Kaiserslautern.
Die Torwartschule der Roten Teufel genießt einen hervorragenden Ruf in der Branche. Gerry Ehrmann, Torwarttrainer des FCK, brachte schon Talente wie Kevin Trapp, Roman Weidenfeller, Tim Wiese, Florian Fromlowitz und Tobias Sippel hervor. Nun ist Pollersbeck der nächste hoffnungsvolle Torhüter, der über Lautern den Sprung in die Bundesliga wagt.
HSV-Fans wünschen sich andere Transfers
Bei all der Qualität, die Pollersbeck zweifellos mitbringt, ist es dennoch einigen Fans ein Rätsel, wieso der HSV bei knappem Budget nicht erst einmal die anderen Baustellen des Kaders anpackt, bevor der Club ohne Not einen Torwart mit Perspektive verpflichtet. „Riesen-Loch in der Innenverteidigung, angeblicher Sparkurs, und wir holen einen Ersatz-Torwart für 3,5 Mio. Kann man machen“, schreibt beispielsweise HSV-Fan Christoph Dimpker bei Twitter.
Kommentare wie dieser häufen sich. Auch in einer Abendblatt-Umfrage spiegelt sich diese Meinung wider. Bei der Frage, wen der HSV zuerst verpflichten soll, stimmten gerade mal 301 User der insgesamt 5657 Teilnehmer (Stand Mittwoch 12 Uhr) für Pollersbeck, der damit nur auf fünf Prozent kommt und den zweitschlechtesten Wert unter den sieben Abstimmmöglichkeiten erreicht. Einzig Nico Schulz (170) generierte noch weniger Stimmen.
Papadopoulos erreicht herausragenden Wert bei Umfrage
Die meisten Teilnehmer (2957, und damit mehr als die Hälfte) votierten für einen schnellen Transfer von Papadopoulos. Der Grieche hat sich in seinem Leih-Halbjahr in Hamburg durch bedingungslosen Einsatz verdient gemacht. Die Fans lieben ihren „Papa“, der gleichzeitig das Loch im Abwehrzentrum stopfen würde. Nach jetzigem Stand wäre Papadopoulos der einzige Innenverteidiger beim Trainingsauftakt am 6. Juli, weil Mergim Mavraj (Albanien) und Gideon Jung (U21) nach ihren Länderspieleinsätzen noch länger Urlaub haben.
Auch Pollersbeck wird aufgrund seiner Einsätze bei der U-21-EM in Polen – im zweiten Gruppenspiel gegen Dänemark stand er am Mittwochabend wieder von Beginn an zwischen den Pfosten und hielt diesmal stark – erst später zum HSV stoßen. Danach muss er den Konkurrenzkampf mit Mathenia annehmen und den Fans beweisen, dass er die millionenschwere Investition wert war.
Juric und/oder Diop zum HSV?
Am Mittwoch gesellten sich zwei neue Namen zum Kreis möglicher Neuzugänge. Laut dem Portal "Get French Football News" haben die Hamburger für den australischen Stürmer Tomi Juric vom FC Luzern ein Angebot abgegeben.
Der 25-Jährige, der in der abgelaufenen Saison der Schweizer Meisterschaft 30 Spiele bestritt und achtmal traf, soll demnach allerdings auch dem französischen Erstligisten Saint-Étienne angeboten worden sein. Juric hatte am Montag beim Confederations Cup gegen Deutschland das Tor zum 2:3-Endstand aus australischer Sicht erzielt.
Ob an dem Gerücht mehr dran ist als an der Meldung, die "L'Equipe" am Mittwoch lanciert hat? Demnach sei der HSV am senegalesischen Torwart Clément Diop (23) von Los Angeles Galaxy interessiert. Dafür spricht immerhin, dass Diop, der gerade in der Nationalmannschaft debütiert hat, günstig zu haben wäre – sein Vertrag läuft 2017 ab. Wenn allerdings Pollersbeck wie erwartet kommt, sind beim HSV die Planstellen im Tor besetzt.