Torhüter richtet sich mit emotionalen Worten an die Fans, die er wiedersehen will. Wie sich der HSV jetzt im Tor aufstellen will.

Hamburg. Mit den Worten "ich möchte, dass ihr es zuerst von mir erfahrt" leitet René Adler seinen Facebook-Post ein, in dem er seinen Fans mitteilt, seinen zum 30. Juni auslaufenden Vertrag beim HSV nicht zu verlängern. "Ich gehe nicht im Groll, aber mit viel Wehmut – besonders nach diesem mal wieder emotionalen Saisonfinale", verkündet der Torhüter am Montag um 10.56 Uhr. Kurz zuvor habe er nach eigenen Angaben die Club-Verantwortlichen über seine Entscheidung informiert.

Damit bestätigt Adler das, was schon seit Wochen spekuliert wurde. Sein Ende beim HSV ist besonders tragisch. Anfang April brach er sich eine Rippe bei der 0:3-Pleite in Dortmund nach einem Zusammenprall mit BVB-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang in der Nachspielzeit. Es sollte Adlers letzter Einsatz im Trikot der Hanseaten sein. Beim entscheidenden Saisonendspurt im Kampf um den Klassenerhalt wurde der verletzte Adler von Christian Mathenia (25) zwischen den Pfosten vertreten, der nun zur Nummer eins in der Torhüter-Hierarchie beim HSV aufsteigen dürfte.

Neue Nummer zwei könnte nach "Bild"-Informationen Kaiserslauterns Julian Pollersbeck werden, der beim Zweitligisten seit dieser Saison zum Stammkeeper aufgestiegen ist. Für den 22-Jährigen wäre allerdings eine Ablöse fällig, die im hohen sechsstelligen Bereich liegen dürfte, da Pollersbeck vertraglich noch bis 2020 an den FCK gebunden ist.

HSV kann Adlers Gehaltswünsche nicht erfüllen

Mit seiner Entscheidung, den HSV zu verlassen, ist Adler Sportchef Jens Todt und Vorstandsboss Heribert Bruchhagen zuvorgekommen, die den Ex-Nationaltorwart nur zu deutlich geringeren Bezügen gerne in Hamburg gehalten hätten. Mit einem geschätzten Einkommen von 2,7 Millionen Euro per annum gehörte Adler zu den Topverdienern beim HSV, der seinen Gehaltsetat von 56 Millionen Euro auf unter 50 Millionen Euro senken will.

Unabsteigbar: Der HSV feiert die Rettung

Siegesfeier der Mannschaft in der Kabine
Siegesfeier der Mannschaft in der Kabine © Twitter/Nicolai Müller | Twitter/Nicolai Müller
Foto auf Instagram von Albin Ekdal mit Lucas Waldschmidt und Nicolai Müller nach dem Sieg gegen Wolfsburg
Foto auf Instagram von Albin Ekdal mit Lucas Waldschmidt und Nicolai Müller nach dem Sieg gegen Wolfsburg © Albin Ekdal Instagram | Albin Ekdal Instagram
Ein Fan mit der Torlatte unter dem Arm wartet am Bahnhof auf die S-Bahn
Ein Fan mit der Torlatte unter dem Arm wartet am Bahnhof auf die S-Bahn © Privat | Privat
Trainer Markus Gisdol (2.v.r.) und Teammitglieder feiern den 2:1-Sieg ihrer Mannschaft
Trainer Markus Gisdol (2.v.r.) und Teammitglieder feiern den 2:1-Sieg ihrer Mannschaft © dpa | Christian Charisius
Ich bin ausgepresst wie eine Zitrone. Schlafen will ich heute trotzdem nicht
Ich bin ausgepresst wie eine Zitrone. Schlafen will ich heute trotzdem nicht", so Gisdol nach dem Spiel © dpa | Carmen Jaspersen
"Der HSV hat bis zum Schlusspfiff an den Erfolg geglaubt. Das war heute das Entscheidende. Und nun feiert schön!“, sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz © dpa | Axel Heimken
Fans des HSV feiern nach dem Spiel auf dem Platz
Fans des HSV feiern nach dem Spiel auf dem Platz © dpa | Christian Charisius
Lewis Holtby steht auf dem Dach der Mannschaftsbank ...
Lewis Holtby steht auf dem Dach der Mannschaftsbank ... © dpa | Carmen Jaspersen
... und dirigiert die Fans
... und dirigiert die Fans © dpa | Carmen Jaspersen
Einige Rasenstücke wurden  von den Fans nach dem Spiel als Erinnerung herausgerissen
Einige Rasenstücke wurden von den Fans nach dem Spiel als Erinnerung herausgerissen © dpa | Christian Charisius
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Da die Club-Führung erst nach dem Klassenerhalt Gespräche über eine Verlängerung der auslaufenden Verträge führen wollte, lag Adler noch kein offizielles Angebot des HSV vor. "Wir respektieren Renés Wunsch, sich sportlich zu verändern. Er war über fünf Jahre hinweg eines der prägenden Gesichter unseres Clubs", sagte Todt. "Wir danken ihm für seine Leistungen im HSV-Trikot und wünschen ihm für die neuen Ziele alles Gute"

Adler hat keinen Plan B

Wo der 32-Jährige seine Karriere fortsetzen wird, steht noch nicht fest. "Es fanden noch keine Gespräche mit anderen Vereinen statt. Wohin es mich nach der Sommerpause zieht, weiß ich noch nicht. Ich habe keinen Plan B", so Adler, dessen neuer Berater Kontakte zu zahlungskräftigen Clubs in England aufgenommen haben soll. Klar ist lediglich, dass Adler, anders als zuletzt spekuliert, nicht zum FC Bayern wechseln wird. Die Münchner setzen neben Manuel Neuer in der kommenden Saison im Tor auf Sven Ulreich und Christian Früchtl.

Kommentar: HSV steht vor Herausforderungen

Adler war im Sommer 2012 ablösefrei von Bayer Leverkusen in die Hansestadt gewechselt und absolvierte seitdem 129 von 186 möglichen Pflichtspielen für die Rothosen. Dass es nicht mehr Einsätze wurden, lag an mehreren Verletzungen und einer zwischenzeitlichen Zurückstufung zur Nummer zwei hinter dem früheren HSV-Torwart Jaroslav Drobny. Alleine in dieser Saison verpasste Adler 15 Bundesligapartien wegen seines Rippenbruchs, einer in der Hinrunde erlittenen Schleimbeutelentzündung im rechten Ellenbogen sowie Adduktorenproblemen nach der Winterpause.

Adler will nach Hamburg zurückkehren

Nach Dennis Diekmeier (2010) und Ersatzkeeper Tom Mickel (seit 2011) war Adler dienstältester HSV-Profi. In seinen fünf Jahren beim HSV ist Hamburg für ihn zum Lebensmittelpunkt geworden. Mit seiner Frau, der Schauspielerin Lilli Hollunder (31), hat Adler ein Haus in Harvestehude gebaut, wo er auch nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn wohnen will. "Hamburg ist meine Heimat geworden und wird es auch nach meiner Karriere sein."

Doch bis dahin stehen für den Torhüter noch ein paar Jahre als Profi-Fußballspieler an. "Für euren René ist es jetzt Zeit, ein neues Kapitel zu beginnen, das spüre ich. Dies ist kein Abschied, es ist ein 'Auf Wiedersehen!'", richtet sich Adler an seine Fans.