Vor dem Endspiel gegen Wolfsburg vertraut der HSV auf spezielle Rituale. Müller ist dabei, Hunt fällt aus. Der Ablauf bis zum Anpfiff.
Am Freitagabend um 18 Uhr waren sie wieder da. Nach zwei Tagen im Wachtelhof von Rotenburg/Wümme kehrten die HSV-Profis in ihr Stammhotel Grand Elysée zurück. Als die Mannschaft sich auf ihre Zimmer verteilte, waren die letzten Fragezeichen vor dem Finale um den direkten Klassenerhalt gegen den VfL Wolfsburg an diesem Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) geklärt.
Nicolai Müller? Ist dabei. Albin Ekdal? Dabei. Aaron Hunt? Nicht dabei. Der 30-Jährige hat den Wettlauf gegen die Zeit nach seiner Zerrung verloren. Hunt ist nach René Adler (Rippenbruch) und Pierre-Michel Lasogga (Adduktorenzerrung) der dritte Ausfall. Alle anderen starten am Sonnabendmorgen in den wichtigsten HSV-Tag des Jahres.
HSV vor Wolfsburg: Der Ablauf im Überblick.
7 Uhr: Im Teamhotel Grand Elysée werden die ersten HSV-Spieler wach. Gut möglich, dass die Aufregung bei einigen für unruhigen Schlaf gesorgt hat. In achteinhalb Stunden ist Anpfiff. Die meisten Spieler schlafen in Doppelzimmern, einige haben ein Einzelzimmer. So wie Matthias Ostrzolek. Er will seine Ruhe haben, wenn er im Hotelzimmer seine morgendlichen Yogaübungen absolviert. Auch Trainer Markus Gisdol und Sportchef Jens Todt übernachten im Hotel. In der kommenden Saison soll sich das ändern. Gisdol plant künftig, die Spieler vor Heimspielen zu Hause schlafen zu lassen.
8.15 Uhr: Die Mannschaft trudelt im Frühstücksraum des Elysée ein. Weil der große Saal am Wochenende prall gefüllt ist, stellt das Hotel dem HSV einen eigenen Raum zur Verfügung. Hier bekommen die Profis ein Büfett mit sportlergerechter Nahrung serviert. Einen Ernährungsplan für die Spieler gibt es nicht. Ostrzolek isst glutenfrei. Bis 9 Uhr müssen alle Spieler beim Frühstück erschienen sein.
Spaziergang vor dem Abstiegs-Finale
10 Uhr: Die Mannschaft setzt sich erstmals in Bewegung. Bei einem gemeinsamen Spaziergang an der Alster sollen die Spieler die Köpfe frei kriegen.
11.15 Uhr: In einem Konferenzraum des Elysée-Hotels steht die erste große Besprechung auf dem Programm. Gisdol und seine Co-Trainer Frank Kaspari und Frank Fröhling verkünden die Startaufstellung. In der ersten Sitzung geht es ausschließlich um die eigene Taktik. Gisdols Geheimplan gegen die Wölfe: hoch spielen, flach gewinnen.
Vertwittert: Das ZDF und der HSV vs. Wolfsburg
12 Uhr: Mahlzeit! Die Mannschaft macht Mittag. Es ist die letzte große Nahrungsaufnahme vor dem Spiel. Die Zeiten des großen Nudelessens sind seit einigen Jahren vorbei. Schwer verdauliche Produkte sind tabu, eiweißreiche Ernährung und die Zufuhr von Aminosäuren sind wichtiger geworden. Ostrzolek isst glutenfreie Pasta.
Taktik-Besprechung: Wie Mario Gomez aufhalten?
13.15 Uhr: In Besprechung Nummer zwei widmet sich Gisdol dem Gegner. Die entscheidende Frage an diesem Sonnabend: Wie nimmt der HSV Wolfsburgs Topstürmer Mario Gomez (16 Saisontore) aus dem Spiel? Vor allem die Verteidiger Kyriakos Papadopoulos und Mergim Mavraj sollten dem Fußballlehrer aufmerksam zuhören.
13.50 Uhr: Abfahrt zum Stadion. Über die Fruchtallee und die Schnackenburgallee fährt der HSV-Bus Richtung Volkspark – ohne Polizeischutz. Nur in besonderen Verkehrssituationen wird dem Bus die linke Spur frei gemacht, damit der HSV rechtzeitig 75 Minuten vor dem Spiel das Stadion erreicht.
Uwe Seeler im Volksparkstadion
14.10 Uhr: Auch Uwe Seeler kommt am Stadion an. Gemeinsam mit Harry Bähre und anderen HSV-Legenden verfolgt der wiedergenesene 80-Jährige das Spiel in der Loge von Delta-Fleisch-Gründer Heinrich Höper. Seelers Hoffnung: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“
14.15 Uhr: Bei der Einfahrt in die Sylvesterallee drückt Busfahrer Zoran Suka zweimal laut auf die Hupe. Wie schon vor zwei Jahren am letzten Spieltag gegen Schalke werden die Fans zum Empfang des Teams ein Spalier bilden. Der Supporters Club hat zudem zum Fahnentag aufgerufen, um die Sylvesterallee und anschließend das Volksparkstadion „in ein blau-weiß-schwarzes Fahnenmeer zu verwandeln“.
14.30 Uhr: Während einige Spieler den Rasen begutachten oder sich das neue Stadionmagazin anschauen, verkündet der HSV die Aufstellung. Steht Nicolai Müller in der Startelf? Wer spielt im defensiven Mittelfeld? Über die Sozialen Medien Twitter, Facebook und Instagram gibt der Club die Antworten. In der Kabine machen sich die Spieler fertig. Es läuft laute Musik. Wer will, schließt sein Smartphone an die Anlage an. In der Regel lässt sich Lewis Holtby diese Aufgabe nicht nehmen.
14.45 Uhr: Die Torhüter Christian Mathenia und Tom Mickel kommen mit Torwarttrainer Stefan Wächter zum Warmmachen auf den Platz. Fünf Minuten später folgen die Feldspieler. Die Scooter-HSV-Hymne „Always Hamburg“ schallt durch das Stadion. Athletiktrainer Daniel Müssig leitet das Aufwärmprogramm.
Lotto King Karl: Hamburg, meine Perle
15.15 Uhr: Stadionsprecher Lotto King Karl und Carsten Pape laufen von der Ost- zur Nordtribüne und lassen sich per Kran auf ihre Empore fahren. Seit nunmehr zwölf Jahren gehört „Hamburg meine Perle“ zum festen Programm der HSV-Heimspiele. Ob Lotto seinem Lied eine Wolfsburg-Zeile widmet, hat er noch nicht verraten.
15.20 Uhr: In der Kabine ist es jetzt mucksmäuschenstill. Die Spieler sind in ihrer Konzentrationsphase. Es folgt die letzte, emotionale Ansprache von Trainer Gisdol. „Geht raus und spielt Fußball.“ Oder so etwas in der Art.
15.26 Uhr: Lotto King Karl liest die Startaufstellung vor. Die Mannschaften laufen ein. Die Hymne „HSV forever“, die vor drei Jahren nach der ersten Relegation aus dem Programm genommen wurde, ist mittlerweile in neuer Version zurück und begleitet die Mannschaften auf den Platz.
15.29 Uhr: Die HSV-Profis formieren sich zu einem Kreis. Wechselweise ein Spieler schwört die Mannschaft ein letztes Mal ein. Die meisten sind sich einig: Lass das mal den Papa machen.
15.30 Uhr: Schiedsrichter Manuel Gräfe pfeift das Spiel an.