Bruchhagen will für Lizenz keine Stars verkaufen. Mäzen Kühne stellt HSV frische Millionen in Aussicht. Frings sieht Druck beim Gegner.

Gisdol nennt Jatta "Option für Startelf"

Bakery Jatta feierte in Bremen sein Profidebüt
Bakery Jatta feierte in Bremen sein Profidebüt © Witters

Nach seinem Profidebüt beim Nordderby darf Bakery Jatta auf mehr Einsatzzeit hoffen. "Ein eingewechselter Spieler bei uns ist immer auch eine Option für die Startelf", sagte Trainer Markus Gisdol bei der HSV-Pressekonferenz am Donnerstag. Ob es schon am Sonnabend (15.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) beim Heimspiel gegen den Tabellenletzten Darmstadt 98 so weit sei, könne er aber nicht absehen. Gisdol bescheinigte Jatta, "in einer schwierigen Situation seinen Mann gestanden zu haben. Das ist sehr erfreulich." Der als Flüchtling nach Deutschland gekommene Jatta (18) war bei der 1:2-Niederlage in Bremen in der 83. Minute für Filip Kostic eingewechselt worden.

HSV-PK vor dem Spiel gegen Darmstadt 98

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    Personalnot hat Gisdol derzeit allerdings nicht. Bis auf die Langzeitverletzten Albin Ekdal, René Adler und Nicolai Müller steht der volle Kader zur Verfügung. Abwehrchef Kyriakos Papadopoulos, Torjäger Bobby Wood und Verteidiger Johan Djourou hatten zuletzt mit körperlichen Problemen zu kämpfen. "Die drei sind gut im Plan. Wir können damit rechnen, dass sie einsatzbereit sind", sagte Gisdol, "das entspannt die Situation."

    Zugleich warnte Gisdol eindringlich davor, den kommenden Gegner zu unterschätzen. Auch wenn Darmstadt auswärts noch ohne Punkt ist: "Genau darin liegt die Gefahr für uns, weil jeder einen Heimsieg erwartet. Wir dürfen nicht einmal ein Prozent nachlässig sein", sagte der HSV-Trainer. Darmstadt habe sich im Vergleich zur Hinrunde spielerisch deutlich verbessert, sei bei Standardsituationen brandgefährlich und verdiene "den notwendigen Respekt, damit wir die richtige Einstellung an den Tag legen".

    Den nach Darmstadt verliehenen Sven Schipplock sieht Gisdol in der kommenden Saison beim HSV. "Er wird im Sommer wieder hier sein, ohne Wenn und Aber", sagte der Trainer. Er schätze den seit zwei Jahren torlosen Stürmer aus seiner Zeit in Hoffenheim, wo Schipplock in 84 Einsätzen 16-mal traf. "Wir hatten dort eine gute Zeit und haben gut harmoniert."

    Frings sieht Druck beim HSV

    Mit dem ersten Sieg seit fünf Wochen im Rücken und dem wohl unausweichlichen Abstieg vor Augen Darmstadt 98 das Spiel beim HSV am Sonnabend gelassen in Angriff. "Der Druck liegt sicherlich beim HSV, der gewinnen muss. Wir haben nichts zu verlieren und können befreit aufspielen", sagte Darmstadts Trainer Torsten Frings.

    Trotz des Erfolgs am vergangenen Sonntag gegen Schalke 04 (2:1) beträgt der Rückstand des Tabellenletzten zum rettenden Ufer noch immer 14 Punkte, bei einem Punktverlust in Hamburg wäre der Abstieg besiegelt. "Der Sieg gegen Schalke hat aber sehr gut getan und auch Selbstbewusstsein gegeben", sagte Frings. 1600 Fans werden die Mannschaft aus Südhessen nach Hamburg begleiten.

    Wie Sky-Reporter Rollo Fuhrmann Gisdol zum Lachen bringt

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      Bruchhagen will für Lizenz keine Stars verkaufen

      HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen sieht der Vergabe der Bundesliga-Lizenz durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) gelassen entgegen. "Wir haben bis Ende Mai Zeit, die Bedingungen zu erfüllen. Ich sehe darin keine große Hürde", sagte Bruchhagen am Donnerstag. Der beste Weg dafür sei es, die Einnahmen zu steigern. Gelinge dies nicht, müsse man Ausgaben kürzen. "Aber Ziel ist ganz klar, uns nicht sportlich zu schwächen und Substanz in den Markt zu geben." Konkret: Der HSV will keine Stars abgeben müssen, um die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nachzuweisen.

      Heribert Bruchhagen vor dem Spiel gegen Darmstadt 98

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        Anders als im Vorjahr hatte die DFL ihre Lizenzzusage an Bedingungen geknüpft. Dies hängt laut Bruchhagen damit zusammen, "dass wir in der Winterpause Verträge abgeschlossen haben, die auch in der kommenden Saison Kosten nach sich ziehen". Zweitligist FC St. Pauli hatte die Lizenz ohne Bedingungen oder Auflagen erhalten.

        Kühne will neues Geld geben

        Mäzen Klaus-Michael Kühne will dem HSV auch für die kommende Saison einen zweistelligen Millionenbetrag zur Verfügung stellen. Das bestätigte sein Vertrauter Karl Gernandt der "Hamburger Morgenpost". "Herr Kühne verspürt weiterhin große Lust, gemeinsam mit dem HSV etwas Großes zu entwickeln", sagte Gernandt, der auch dem HSV-Aufsichtsrat angehört. Wenn es gewünscht sei – und das sei sein Eindruck –, dann stehe Kühne bereit.

        Der Logistikunternehmer Kühne (79) hatte allein im vergangenen Sommer die Transfers von Filip Kostic (14 Millionen Euro Ablöse), Douglas Santos (7,5 Millionen), Alen Halilovic (fünf Millionen) sowie in der Winterpause von Walace (neun Millionen) finanziert. Jetzt braucht der HSV Geld, um Leverkusens Leihgabe Kyriakos Papadopoulos zu binden. Falls Bobby Wood im Sommer von einer Ausstiegsklausel Gebrauch macht, müsste zudem ein neuer Stürmer verpflichtet werden.

        Ziel finanzielle Konsolidierung

        Bevor Kühne Zahlungen leistet, müsse aber erst klar sein, in welcher Liga der HSV spielt, wird Sportchef Jens Todt zitiert. Kühne sieht laut Gernandt den HSV auf einem guten Weg. Er habe Vertrauen in die neue Führungsmannschaft um Vorstandschef Bruchhagen und befinde sich mit Finanzvorstand Frank Wettstein in ständigem Austausch. Der HSV strebt aufgrund von Verbindlichkeiten in Höhe von 75,1 Millionen Euro weiterhin eine finanzielle Konsolidierung an.

        Bruchhagen nahm die Aussagen "mit Vorsicht" zur Kenntnis: "Es ist ein weiter Weg zwischen einem angekündigten Vorhaben und einer umgesetzten Tat", sagte der Vorstandschef. Aber allein dass Kühne die Absicht habe, den HSV weiter zu unterstützen, "tut uns gut". Er selbst habe keinen direkten Kontakt zu dem Mäzen, Ansprechpartner für den Verein sei der frühere Aufsichtsratschef Gernandt.

        Bietet Dortmund um Wood mit?

        Im Kampf um einen Verbleib von Bobby Wood hat der HSV offenbar einen mächtigen Mitbewerber. Nach Informationen des Abendblatt-Blogs "Matz ab" ist Borussia Dortmund an dem US-Stürmer interessiert. Der Champions-League-Viertelfinalist muss im Sommer womöglich den Abgang von Stürmerstar Pierre-Emerick Aubameyang verkraften.

        Wood darf den HSV im Sommer für eine festgeschriebene Ablösesumme verlassen. Damit er von der Ausstiegsklausel keinen Gebrauch macht, muss ihm der HSV wohl eine kräftige Gehaltserhöhung anbieten. Das Problem dabei: Vorstandschef Heribert Bruchhagen strebt eine Absenkung der Personalausgaben an.

        Ostrzolek und sein Darmstadt-Erlebnis

        HSV-Außenverteidiger Matthias Ostrzolek hat vor dem Bundesligaspiel gegen den Tabellenletzten Darmstadt 98 am Sonnabend (15.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) ein Loblied auf die Fans angestimmt. "Sie sind unfassbar. Sie haben uns in den vergangenen Heimspielen regelrecht getragen, gepusht und gegen Ende der Spiele oft den Unterschied ausgemacht", sagte der 26-Jährige in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung. Der HSV ist zu Hause seit dem 5. November (2:5 gegen Dortmund) ungeschlagen und hat bis auf zwei Unentschieden alle Spiele gewonnen.

        Matthias Ostrzolek (r.) durfte im Hinrundenspiel über sein erstes Bundesligator jubeln
        Matthias Ostrzolek (r.) durfte im Hinrundenspiel über sein erstes Bundesligator jubeln © Witters

        Darmstadt dagegen hat auswärts in dieser Saison noch keinen Punkt geholt. Schon mit einem Unentschieden kann der HSV die "Lilien" in die Zweite Liga befördern. "Genau das macht das Spiel so gefährlich", sagt Ostrzolek: "Sie haben nichts mehr zu verlieren und können ganz befreit aufspielen. Solche Mannschaften sind unberechenbar." Ostrzolek selbst gelang beim 2:0-Sieg im Hinrundenspiel in Darmstadt am 4. Dezember sein erstes Bundesligator, es war der erste Saisonerfolg des HSV. Den Spielball hat er als Dekoration zu Hause auf einem Küchenschrank postiert.

        Uwe Seeler erneut operiert

        Uwe Seeler scheint nicht zur Ruhe zu kommen. Nach einer Tumor-OP Mitte März musste die HSV-Legende am Mittwoch offenbar erneut unters Messer. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, sei Seeler dabei ein Herzschrittmacher eingesetzt worden. Der Eingriff sei gut verlaufen.

        Er sei nötig geworden, nachdem der 80-Jährige in den Tagen zuvor wiederholt über Unwohlsein geklagt habe. Anders als nach der letzten Operation komme für Seeler ein Stadionbesuch diesmal noch zu früh. Der HSV, für den "Uns Uwe" während seiner Fußballerkarriere insgesamt 404 Treffer erzielte, muss im Spiel gegen Darmstadt am Sonnabend demnach ohne sein Idol auf der Tribüne im Volksparkstadion auskommen.

        HSV an Leistner und Decarli interessiert

        Auf der Suche nach neuen Innenverteidigern für die kommende Saison ist der HSV bei zwei Aufstiegskandidaten aus der Zweiten Liga vorstellig geworden. Laut der Fachzeitschrift "Kicker" haben Toni Leistner (26) vom 1. FC Union Berlin und Saulo Decarli (25) von Eintracht Braunschweig das Interesse von Sportchef Jens Todt geweckt.

        Saulo Decarli (l.) von Eintracht Braunschweig und Toni Leistner vom 1. FC Union Berlin
        Saulo Decarli (l.) von Eintracht Braunschweig und Toni Leistner vom 1. FC Union Berlin © picture alliance/City-Press | Mathias Renner

        Todt soll Decarli gemeinsam mit Chefscout Michael Schröder am 10. April in Braunschweig beim Heimspiel gegen Dresden in Augenschein genommen haben. Der 25 Jahre alte Schweizer ist demnach auch in seinem Heimatland beim Serienmeister FC Basel im Gespräch. Auch Leistner soll von Hamburger Scouts beobachtet worden sein. In beiden Fällen wäre eine Ablösezahlung fällig. Leistners Vertrag gilt noch bis 2018, Decarlis sogar bis 2019.

        Auf der Innenverteidigerposition könnte beim HSV bald Handlungsbedarf bestehen. Ex-Kapitän Johan Djourou, dessen Vertrag ausläuft, steht vor dem Abschied. Ob Leverkusen-Leihgabe Kyriakos Papadopoulos verpflichtet werden kann, ist noch ungewiss.