Club gedenkt Manager Timo Kraus'. Adler sieht psychologischen Vorteil. Mavraj stützt Djourou. Sakai verhält sich eines Kapitäns würdig.
Seeler musste unters Messer
Uwe Seeler hat sich vergangene Woche einer Operation an der Schulter unterzogen. „Ich habe seit ungefähr zwei Jahren ein Loch hinten im Rücken – oben an der rechten Schulter. Das wollte einfach nicht zuwachsen. Es handelte sich um einen Tumor. Der ist mir in einer Eppendorfer Privatklinik entfernt worden", erzählte das HSV-Idol der "Hamburger Morgenpost".
Der Eingriff sei erfolgreich verlaufen, er habe schnell nach Hause zurückkehren können und benötige inzwischen nur noch ein kleines Pflaster, um die Wunde zu schließen. Der 80-Jährige räumte allerdings ein, dass ihm die Narkose zugesetzt habe: „Das steckt man in meinem Alter nicht so leicht weg.“
Uwe Seeler hat seit Jahren gesundheitliche Probleme. Infolge eines Autounfalls 2010 ist sein rechtes Ohr taub. Zudem plagen den einstigen Weltklassestürmer Rückenschmerzen.
HSV spielt mit Trauerflor
Nach dem tragischen Tod von Timo Kraus will der HSV am Sonnabend im Bundesligaspiel gegen den 1. FC Köln mit Trauerflor spielen. Die Leiche des wochenlang vermissten Merchandising-Leiters war vergangene Woche nahe der "Cap San Diego" aus der Elbe geborgen worden.
Bruchhagen findet Relegation gut
HSV-Chef Heribert Bruchhagen ist froh, dass es die Relegation gibt. "Wer Mitglied der ersten Liga ist, kann nicht dagegen sein", sagte Bruchhagen der "Sport-Bild". Die Bundesliga hatte 2009 die Entscheidungsspiele wiedereingeführt. Seitdem gibt es nur noch zwei statt zuvor drei feste Absteiger pro Saison. In sechs von acht Duellen setzte sich in der Relegation der Erstligist durch, zweimal allein der HSV (2014 und 2015).
Im vergangenen Jahr durchlitt Bruchhagen als Vorstandschef von Eintracht Frankfurt den Showdown: "Die psychische Belastung ist extrem. Es geht um einen gravierenden Einschnitt." Wobei das nicht nur den Verein betrifft: Bruchhagen soll sich bei seiner Vertragsunterzeichnung beim HSV im Dezember eine Nichtabstiegsprämie in sechsstelliger Höhe festschreiben lassen haben.
Vielflieger Sakai ist schnell zurück
Die Länderspiele sind durch, aber so richtig beisammen hat Markus Gisdol seine Profis noch immer nicht. Was allerdings nicht an Gotoku Sakai liegt – der Kapitän setzte sich nach dem 4:0-Sieg seiner Japaner in der WM-Qualifikation gegen Thailand umgehend in den Flieger und stand heute schon wieder im Volkspark auf der Matte. Dort ging es für den 26-Jährigen aber erst einmal in den Kraftraum.
Jatta ist krank
Individuell trainierten am Mittwoch auch die zuletzt angeschlagenen Kyriakos Papadopoulos, Bobby Wood, Mergim Mavraj und Filip Kostic. Komplett abstinent war der erkrankte Bakery Jatta.
Mavraj drängt auf Duell mit Modeste
Vor allem Mavraj hofft nach rund vierwöchiger Verletzungspause auf sein Comeback gegen seinen Ex-Club Köln am Sonnabend (15.30 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de). Er habe gut gearbeitet und fühle sich fit, sagte der Albaner nach dem Training: "Alles läuft nach Plan."
Vor dem Spiel gegen den FC denkt er vor allem auch an Top-Torjäger Anthony Modeste (22 Treffer). "Natürlich würde ich gerne gegen meine alten Teamkollegen spielen und mich gegen einen der besten Stürmer der Liga messen“, sagte Mavraj.
Dass der HSV vor Wochen mit ihm als Abwehrchef die Kölner im Pokal-Achtelfinale 2:0 besiegen konnte, will Mavraj nicht überbewerten. "Das ist nicht zu vergleichen mit dem Pokalspiel. Für uns geht es jede Woche um wichtige Punkte.“
Mavraj stützt Djourou
Auch zum Fall Johan Djourou hat Mavraj eine Meinung. "Die Verantwortlichen haben sehr viel Ruhe und das richtige Händchen bewiesen", sagte er zum Verzicht des Vereins auf Sanktionierungen für den Verteidigerkollegen nach dessen kritischen Aussagen über Markus Gisdol in der "Aargauer Zeitung".
"Ganz ehrlich: Wenn ich das Interview lese, ist das nicht so dramatisch wie die Schlagzeilen darüber. Es waren ganz normale Aussagen, die teilweise auch den Tatsachen entsprochen haben", sagte Mavraj. Nach der Absetzung als Kapitän könne Djourou durchaus eine gewisse Unzufriedenheit zugestanden werden. "Deshalb finde ich es total super, was die Verantwortliche da entschieden haben", sagte Mavraj. Djourous Entschuldigung im Mannschaftskreis sei ohnehin angekommen: "Jo hat nach wie vor den Status des Anführers."
Ekdal und Jung sollten frisch sein
Als letzte Nationalspieler werden dann Michael Gregoritsch, Albin Ekdal und Gideon Jung zurückerwartet. Während Gregoritsch am Dienstagabend beim 1:1 im Test gegen Finnland immerhin zum zweiten Kurzeinsatz für die österreichische A-Nationalmannschaft kam, wurde Ekdal bei Schwedens 3:2-Auswärtscoup gegen Portugal ebenso geschont wie Jung bei der Niederlage der deutschen U21 gegen Portugal (0:1).
Adler sieht psychologischen Vorteil
Torhüter René Adler sieht den HSV im Abstiegskampf in einer günstigen Position. Man könne im Vergleich zur Konkurrenz von „einem psychologischen Vorteil sprechen, dass wir genau wissen, was auf uns zukommt, wie sich das anfühlt, was da für Emotionen mitspielen, wie das Leben in so einer Phase außerhalb des Platzes ist“, sagte der HSV-Schlussmann dem Internetportal Sport1.
Andere Mannschaften, „die vielleicht schon gedacht haben, sie wären im sicheren Mittelfeld“ würden plötzlich unten reinrutschen und sich in der neuen Situation erst zurechtfinden müssen. Der HSV spielt seit drei Jahren gegen den Abstieg und musste zweimal in die Relegation.
Die Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages beim HSV ließ Adler offen. Die Möglichkeit, auch im nächsten Spieljahr in Hamburg zu spielen, bezeichnete der 32-Jährige als 50:50. Alles sei offen. „Natürlich ist das Monetäre, der wirtschaftliche Faktor auch entscheidend“, meinte der gebürtige Sachse.
Der HSV will Topverträge kürzen, um den Gehaltsetat zu reduzieren. „Wenn jemand sagt: Du arbeitest für ein Drittel oder die Hälfte, dann würdest du auch sagen: Warum?“ Zugleich betonte Adler: „Ich bin keiner, der dem puren Geld hinterherjagt.“
HSV ist das Netto-Schlusslicht
Angesichts von fünf Siegen in den letzten sechs Heimspielen dürfte sich zuletzt kaum ein HSV-Fan beschwert haben. Dabei bekommt man bei Spielen der Rothosen relativ wenig zu sehen für sein Geld – zumindest, was die reine Spielzeit angeht. Im ligaweiten Vergleich der Nettospielzeit nimmt der HSV nämlich den letzten Platz ein.
Wie der "Kicker" ermittelte, rollt bei Spielen mit Hamburger Beteiligung in dieser Saison nur durchschnittlich 52 Minuten und 25 Sekunden lang der Ball (Liga-Mittelwert: 56:05 Minuten). Das sind mehr als acht Minuten weniger als bei Auftritten der Bayern, die mit 60:50 Minuten an der Spitze der Netto-Tabelle liegen.
Gründe für den Spielzeit-Schwund sind die vielen Unterbrechungen durch Tore, Einwechslungen, Verletzungen, Ecken, Einwürfe und natürlich Fouls. Mit 16,4 Vergehen pro Spiel liegt der HSV dabei "vorne". Das Spiel mit der kürzesten Reinspielzeit war übrigens auch eines unter HSV-Beteiligung: Beim 0:0 in Frankfurt am letzten Spieltag war das Leder nur 41 Minuten freigegeben – bei 127 Unterbrechungen.
Bilder vom 0:0 in Frankfurt:
Elfmeter-Ärger beim HSV in Frankfurt
Der FC ist ein Angstgegnerchen
Am Sonnabend kommt der 1. FC Köln ins Volksparkstadion – und die Rheinländer sind trotz der jüngsten 0:2-Niederlage im DFB-Pokal so etwas wie ein Mini-Angstgegner des HSV. Denn immerhin sind die Kölner gegen Hamburg seit fünf Ligaspielen unbesiegt (drei Siege, zwei Remis) und schossen insgesamt nur gegen ein Team mehr Tore (bislang 145).
In den letzten drei Gastspielen an der Elbe erzielte der FC sogar sieben Tore. Seit dem 0:4 am 10. Februar 2002 in ihrer Abstiegssaison trafen sie dort immer ins Netz. Das erfolgreichste Angriffsduo der Bundesliga-Rückrunde ist allerdings gesprengt, Yuya Osako fällt am Wochenende verletzt aus. Gemeinsam mit Anthony Modeste hatte der Japaner 13 der letzten 15 Kölner Treffer markiert.
Besondere Vorsicht geboten ist für die HSV-Defensive ab der 30. Minute: Knapp ein Drittel ihrer Saisontore (elf von 37) erzielten die Geißböcke in der Viertelstunde vor der Pause. Der HSV selbst ist allerdings seit dem 5. November (2:5 gegen Dortmund) zu Hause ungeschlagen und holte aus den letzten sechs Heimspielen 16 von 18 möglichen Punkten.