Hamburg. Schwerer Verdacht gegen den ehemaligen Marketingvorstand Joachim Hilke. Der HSV prüft eine mögliche Mauschelei.
Die Kurzmeldung veröffentlichte der HSV am späten Nachmittag ganz dezent auf seiner Internetseite unter der Rubrik „Splitter“. „Der HSV wird zukünftig seine Trainingslager und Freundschaftsspiele wieder eigenständig organisieren“, teilte der Verein mit. Und weiter: „In der Vergangenheit arbeitete der HSV in diesem Bereich mit Match IQ zusammen. Das Vertragsverhältnis mit der Agentur wurde beendet.“
Einen Grund für die Kündigung des Vertrags, der seit 2013 lief und 2016 um drei Jahre verlängert worden war, nannte der HSV nicht. Und auch MatchIQ wurde kein Grund genannt. Noch nicht. Denn inoffiziell wurde dem Abendblatt bestätigt, dass der HSV die Verbindung zwischen dem Trainingslageranbieter und dem ehemaligen Marketingvorstand Joachim Hilke prüfen würde. Dieser wollte ab 1. April als Geschäftsführer bei der Hamburger Firma einsteigen.
Verdacht auf gemeinsame Geschäfte, Hilke dementiert Vorwürfe
Der unbewiesene Verdacht: Der 49-Jährige, der sich im Dezember auf eine Vertragsauflösung mit dem HSV zum Sommer geeinigt hatte, und Match-IQ-Gründer Nicholas MacGowan, der als HSV-Direktor angestellt war, hätten noch während Hilkes Zeit als Vorstand beim HSV gemeinsame Geschäfte gemacht. Sogar eine frühere Beteiligung Hilkes an Match IQ wurde von aktuellen und früheren Aufsichtsräten untersucht. „Ich hatte diesbezüglich immer einen Verdacht und mehrere Anträge dazu gestellt“, bestätigte Ex-Kontrolleur Jürgen Hunke dem Abendblatt. Die Beteiligung an Match IQ durch ein Unternehmen von Kai Flint – einem Golf-Mannschaftskamerad Hilkes in Falkenstein – hatte zu den Spekulationen beigetragen.
Wie Hilke selbst am Abend bestätigte, ist sein noch bis zum 30. Juni laufender HSV-Arbeitsvertrag mit sofortiger Wirkung gekündigt. „Dies steht offenbar im Zusammenhang mit Gerüchten hinsichtlich eines möglichen Interessenkonfliktes“; teilte Hilke mit und betonte, er sei zu keinem Zeitpunkt direkt oder indirekt an Match IQ beteiligt gewesen: „Mir sind keine Vorteile jedweder Art aus der Agenturbeziehung zugekommen.“ Dies bestätigte auch MacGowan dem Abendblatt auf Nachfrage. Beide bestätigten allerdings auch, dass Hilke sehr wohl in der Vergangenheit bei Gesellschaftertreffen dabei gewesen sei.
Zum Schutz seiner beruflichen Reputation will Hilke nun bis zur vollständigen Klärung des Sachverhaltes auf ein Engagement bei Match IQ vorerst verzichten. Dabei war sein Platz offensichtlich schon „freigeräumt“ worden. So hatten sich Agentur-Hauptgesellschafter MacGowan und der bisherigen Geschäftsführer Henning Rießelmann wegen Hilke getrennt – oder wie es MacGovan ausdrückt: „Wir hatten unterschiedliche Vorstellungen.“
Joachim Hilkes persönliche Erklärung zum Vorgang im Wortlaut:
"Am gestrigen Tage wurde mein noch bis 30.6. laufender Arbeitsvertrag durch die HSV Fußball AG mit sofortiger Wirkung gekündigt. Dies steht offenbar im Zusammenhang mit Gerüchten hinsichtlich eines möglichen Interessenkonfliktes im Rahmen meiner Tätigkeit als Vorstand der HSV Fußball AG. Anbei möchte ich den Hergang und die zeitlichen Abläufe des in Frage stehenden Verhältnisses zwischen der HSV Fußball AG, der Match IQ GmbH und meiner Person näher erläutern:
Der Gründer und heutige Geschäftsführer, Nicholas MacGowan war bis Mai 2013 mein Mitarbeiter beim HSV. Hr. MacGowan war dabei seinerzeit beim HSV für den sog. Bereich Business Management zuständig. Hierzu gehörten u.a. die Bereiche Ticketing, Merchandising, aber auch, die Internationalisierung, die Kommerzialisierung von Freundschaftsspielen und die Abwicklung und Organisation von Trainingslagern. In den letztgenannten Bereichen erzielte der HSV durch ihn in dieser Zeit sehr gute wirtschaftliche Erfolge. In den erstgenannten Bereichen funktionierte die Zusammenarbeit nach beidseitiger Auffassung nicht. Daher und im Zuge der in 2013 durchgeführten Sparmaßnahmen beim HSV, war man sich einig das Hr. MacGowan den HSV verlassen würde. Daraufhin entschloss sich Hr. MacGowan die Agentur Match IQ zu gründen und dem HSV seine Dienstleistung fortan als selbstständiger Unternehmer anzubieten. Die HSV Fußball AG schloss daraufhin einen Vertrag mit der Match IQ GmbH. Da Hr. MacGowan das Risiko der Selbstständigkeit nicht alleine tragen konnte, bin ich ihm behilflich gewesen einen Investor für sein Unternehmen zu finden.
Aufgrund der guten wirtschaftlichen Ergebnisse, die Match IQ seit ihrer Gründung für den HSV erzielte, wurde der Vertrag zwischen dem HSV und Match IQ im Frühjahr 2016 nach einem Vorstandsbeschluß der HSV Fußball AG verlängert.
Im Zuge meiner Verpflichtung Agenturpartnerschaften im Sinne des HSV ständig zu verbessern stand ich in regelmäßigen Austausch mit Match IQ und habe auch Einladungen zu Treffen mit den Gesellschaftern wahrgenommen. Ich habe über die vergangenen Jahre für Match IQ auch als Referenz stets zur Verfügung gestanden.
Nach meinem operativen Ausscheiden beim HSV zum Ende des vergangenen Jahres habe ich das Angebot der Match IQ GmbH erhalten dort als Geschäftsführer anzufangen. Daraufhin hatte ich mich entschlossen, nach endgültiger Beendigung des Beschäftigungsverhältnisses mit dem HSV, das Angebot Geschäftsführer von Match IQ zu werden, anzunehmen.
Aufgrund der Gerüchtelage und zum Schutz meiner persönlichen und beruflichen Reputation, kommt jedoch ein Engagement bei Match IQ, bis zur vollständigen Klärung des Sachverhaltes, für mich nicht in Frage.
Abschließend möchte ich betonen, dass ich zu keinem Zeitpunkt direkt oder indirekt an Match IQ beteiligt war oder bin, und mir persönlich keine Vorteile jedweder Art aus der Agenturbeziehung zugekommen sind. Ich habe stets im Interesse des HSV gehandelt."