Barcelona. Halilovic hatte beim HSV Sehnsüchte geweckt. Sieben Wochen nach dem Wechsel zu UD Las Palmas blickt er mit Unverständnis zurück.
Alen Halilovic lernt schnell. Als er nach dem Match der Unión Deportiva Las Palmas das Stadion von Espanyol Barcelona verlässt, trägt er kein Gastgeschenk in der Hand. Anders als eine gute Woche zuvor nach dem Auftritt bei Real Madrid – da führte er eine Tüte mit dem königlichen Wappen spazieren, und das trug ihm ein paar böse Kommentare ein. Immerhin ist Halilovic (20) ehemaliger Profi des FC Barcelona.
Ein Spieler vom FC Barcelona – das machte auch in Hamburg viel Eindruck, als der junge kroatische Regisseur vorigen Sommer für fünf Millionen Euro verpflichtet wurde. Es ist dann bekanntlich nicht ganz so gut gelaufen. Fünf Einwechslungen in der Bundesliga, eine im Pokal (samt Siegtor in Zwickau), schließlich der erste Auftritt in der Stammelf – im Hinspiel gegen Eintracht Frankfurt (0:3). Nach einer Halbzeit nahm ihn Trainer Markus Gisdol wieder vom Platz. Es sollten seine letzten Spielminuten für den HSV bleiben, bis auf Weiteres jedenfalls. Halilovics Leihvertrag bei Las Palmas läuft noch anderthalb Jahre.
Halilovic wird als "neuer Peter Pan" gefeiert
„Ich fühle mich sehr wohl und hoffe, ich werde hier bleiben“ – das sagt er nun schon nach anderthalb Monaten auf den Kanaren. In dieser kurzen Zeit kommt er beim Tabellen-Zwölften der Primera División bereits auf mehr Einsätze als in einem halben Jahr Hamburg. Dreimal stand er in der Startelf, zuletzt war er bei Espanyol der prägende Offensivspieler einer Mannschaft, die mit Kevin-Prince Boateng oder Jesé Rodríguez (früher Real Madrid, Paris St. Germain) über schillerndes Arsenal verfügt. Halilovic kam über den rechten Flügel, kombinierte viel und wurde mit zunehmender Spielzeit immer zielstrebiger. Den Treffer zum 3:4-Endstand bereitete er vor, und in der Inselpresse wurde die knappe Niederlage anderntags auch damit begründet, dass er vor dem Schlussspurt vom Feld musste. Als „neuen Peter Pan“ feierte ihn das clubnahe Onlineportal „Tinta Amarilla“.
Eine gewisse Ähnlichkeit ist wirklich nicht zu übersehen, als Halilovic nach dem Spiel höflich Auskunft gibt. Seine Gesichtszüge sind immer noch kindlich, auch wenn er nun schon vier Vereine durchhat, seit er mit knapp 18 die kroatische Heimat verließ. Barcelona, ein erstes Leihgeschäft bei Sporting Gijón, Hamburg, Las Palmas. Liegt ihm der spanische Fußball einfach besser als der deutsche? „Eigentlich kann ich es nicht sagen“, antwortet er, „ich habe beim HSV ja kaum gespielt. Wenn ich zehn, 15 Spiele von Beginn an gemacht hätte, könnte ich vielleicht ein Urteil abgeben.“
"Sie haben nicht so gedacht, wie ich dachte"
Warum er sie nicht gemacht hat, warum derselbe Club, der zuvor so um ihn geworben hatte, plötzlich nichts mehr von ihm wissen wollte – so richtig versteht er das immer noch nicht. „Nein, man hat mir das nie erklärt“, sagt er. Vermutungen hat er natürlich. „Ich glaube, es lag an einer unterschiedlichen Mentalität. Sie haben nicht so gedacht, wie ich dachte, die Spielweise, was ich will und was sie wollen – es ist ein Problem, wenn der Trainer eine Sache denkt und der Spieler eine andere. Wenn ich eine Chance bekommen hätte – ich weiß nicht, ob ich gut oder schlecht gespielt hätte. Ich glaube, ein Spiel ist keine Chance.“
Halilovic hatte beim HSV Sehnsüchte geweckt. Mit der Nummer 23 sollte er in die Fußstapfen von Rafael van der Vaart treten. Dem „kleinen Engel“, wie der Niederländer hier genannt wurde. Er sollte spielen wie der „blonde Engel“, Bernd Schuster, der mit 20 Jahren wie Halilovic beim FC Barcelona spielte. Doch der kleine Kroate entpuppte sich beim HSV hinter den Kulissen eher als blonder Bengel.
Dass die Gesamtsituation im Club für einen jungen, unfertigen Spieler etwas stürmisch war, ist wohl keine zu steile Behauptung. Vielleicht war der HSV von vornherein das falsche Ziel, aber da widerspricht Halilovic. „Sie sagten mir, dass ich ein Projekt sei. Ich habe Hamburg ausgewählt, und ich war sehr glücklich, als ich kam. Aber dann haben wir die Saison schlecht begonnen, viele Spiele verloren, und dann wurde das Denken geändert: weniger kreieren, mehr verteidigen, keinen Fußball mehr spielen.“
Halilovic hofft auf den Klassenerhalt des HSV
Auf den Kanaren ist Halilovic insofern beim Anti-HSV gelandet. In Las Palmas hängte Trainer Quique Setién ein Bild von Barca-Legende Johan Cruyff auf, als er das Team vorige Saison auf einem Abstiegsplatz übernahm. Setién lässt einen elaborierten, fast verträumten Passfußball spielen, so wurde der Klassenerhalt geschafft, diese Saison hat die UD mit dem Abstieg nichts zu tun. Las Palmas liefert Spektakel, wie beim 3:3 in Madrid, und muss sich nur vorwerfen lassen, aus seinem guten Spiel nicht genug Punkte zu machen. Bei Espanyol reichten auch 62 Prozent Ballbesitz nicht. „Wir brauchen mehr Konzentration und müssen besser verteidigen“, sagt Halilovic.
In Hamburg würden sie wohl sagen, dass das nicht zuletzt für ihn selbst gilt. Doch das lässt sich ja vielleicht noch lernen. Halilovic jedenfalls mag mit Unverständnis zurückblicken, aber nicht im Zorn: „Ich bleibe Fan des HSV. Ich hoffe, er hält die Klasse.“