Trotzdem streicht der Trainer den Stürmer aus dem Kader. Hunt dient als Hoffnungsschimmer für Lasogga. Matthäus hat eine Empfehlung.

Hamburg. Obwohl Bobby Wood und Michael Gregoritsch noch nicht in Vollbesitz ihrer Kräfte sind, hat ihr Sturmkonkurrent Pierre-Michel Lasogga schon vor der Partie beim FC Bayern München (Sonnabend, 15.30 Uhr im Abendblatt-Liveticker) Klarheit. Der 25-Jährige wird auch im Duell gegen den Branchenprimus nicht dem Kader angehören. Und das, obwohl Trainer Markus Gisdol die Besetzung der Sturmspitze auch einen Tag vor dem Nord-Süd-Gipfel noch offen lässt.

Lasogga spielt momentan keine Rolle in den Planspielen des Trainers, der in der Defensive auf aggressives Anlaufen des Gegners gepaart mit überfallartigem Umschaltspiel setzt. Eine Spielweise, die dem bulligen Angreifer, der mit Vorliebe im Zentrum auf Flanken lauert, nicht entgegenkommt. Gisdol präferiert eine schnelle und spielstarke Variante im Sturm, wodurch momentan nicht nur Wood und Gregoritsch, sondern sogar Mittelfeldspieler Aaron Hunt als Notlösung die Nase vorn haben, wie das Remis gegen Freiburg (2:2) gezeigt hat.

Lasogga hat momentan nur einen Stammplatz auf der Ersatzbank
Lasogga hat momentan nur einen Stammplatz auf der Ersatzbank © WITTERS | TimGroothuis

Vor wenigen Wochen war diese Konstellation noch undenkbar. "Ich war eigentlich schon weg", sagte Hunt nach dem Pokalsieg gegen Köln (2:0), bei dem er überraschend über 90 Minuten ran durfte. Der Ex-Bremer stand in der Winterpause kurz vor einem Wechsel in die Türkei. Gisdol setzte deshalb nicht mehr auf den Spielmacher und ließ ihn nicht einmal mehr in Testspielen zum Einsatz kommen. Doch Hunt blieb in Hamburg und meldete sich eindrucksvoll zurück. Gegen Freiburg zählte er zu den besten Akteuren auf dem Platz, auch wenn er kurz vor Schluss einen Elfmeter, der wohl zum Sieg gereicht hätte, verschoss.

Gisdol: Lasogga wird wichtig werden

Das Beispiel zeigt, wie schnelllebig der Fußball ist – und genau darin liegt auch der Hoffnungsschimmer bei Lasogga, der sich im Training nach wie vor in jeden Zweikampf reinhaut und um seine Chance kämpft. "Wenn er so weitermacht, wird er auch wieder wertvoll für uns werden und seine Tore machen", macht Gisdol seinem Schützling wieder Hoffnung auf bessere Zeiten. "Bei einem Stürmer geht das oftmals ganz schnell", weiß der Trainer, der allerdings auch einschränkt: "Momentan ist er hinten dran. Es zählt das Leistungsprinzip."

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Es ist noch gar nicht so lange her, da war Lasogga aufgrund seiner Leistung unverzichtbar für den HSV. Ausgeliehen von Hertha BSC, schoss er die Hamburger mit 13 Toren in der Bundesliga und einem Treffer in der Relegation nahezu im Alleingang zum Klassenerhalt. Sogar Bundestrainer Joachim Löw wurde aufmerksam auf Lasogga. Nur eine Verletzung verhinderte damals sein Nationalelf-Debüt. Im darauffolgenden Sommer überwies der HSV 8,5 Millionen Ablöse nach Berlin und lockte Lasogga mit einem hochdotierten Fünfjahresvertrag. Seine Leistung konnte der Topverdiener daraufhin allerdings nur noch selten bestätigen.

Matthäus legt Lasogga England ans Herz

Zu Saisonbeginn übernahm Wood unter dem damaligen Trainer Bruno Labbadia den Platz im Sturmzentrum von Lasogga. Labbadias Nachfolger Gisdol ließ Lasogga in seinen ersten fünf Spielen als HSV-Coach wieder von der Leine, stellte aber schnell fest, dass der bullige Stürmer nicht in sein laufintensives System passt. „Er hat in Hamburg keine Chance mehr, das ist ganz klar", urteilte Matthäus in der "Bild" über Lasogga. "Aber das ist keine Entscheidung des Trainers gegen ihn, sondern für das Team und das System. Markus Gisdol setzt auf Spieler mit Kombinationsstärke und Geschwindigkeit. Lasogga hat andere Qualitäten, es gibt genug Teams, denen er helfen kann.“

Als mögliche Abnehmer bringt der Rekord-Nationalspieler Vereine aus der zahlungskräftigen Premier League ins Spiel, die sich Lasogga geschätztes Jahreseinkommen von 3,5 Millionen Euro leisten könnten. „Für englische Clubs ist das nur Kleingeld. Die haben schon ganz andere Spieler geholt“, so Matthäus.

Ist Lasogga schon reif für die Insel? Zumindest seine Spielweise entspricht den Attributen des britischen Fußballs. Im Sommer beschäftigte sich bereits Erstliga-Absteiger Newcastle United zum wiederholten Male mit einer Verpflichtung Lasoggas, ein möglicher Deal hatte sich dann aber doch zerschlagen. Der Tabellenführer der zweiten englischen Liga nimmt momentan Kurs Richtung direkter Wiederaufstieg. Lasogga dürfte sich ein erneutes Interesse der "Magpies" daher genau anhören.

Gisdol mit schlechter Nachricht für "Papa" vor Bayern-Spiel

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