Personalsorgen beim HSV: Chancen für Wood-Einsatz stehen bei 55 Prozent. Spezialtaktik gegen Robben. Gisdol gibt Matthäus recht.

Mavraj bricht Training ab

Die Personalsorgen beim HSV werden immer größer vor dem Auswärtsspiel beim FC Bayern München. Innenverteidiger Mergim Mavraj hat das Training am Nachmittag abbrechen müssen. Der 30 Jahre alte Albaner leidet noch immer unter den Folgen seiner Prellung und seines grippalen Infekts. Damit muss Trainer Markus Gisdol womöglich ohne seine Stammformation im Abwehrzentrum auskommen, da Kyriakos Papadopoulos definitiv ausfallen wird. Für Mavraj wird es hingegen ein Wettlauf gegen die Zeit.

Papadopoulos fällt aus, Sakai fehlt

Markus Gisdol klingt etwas verschnupft, als er am Donnerstag vor die Presse tritt. "Wir haben seit zwei, drei Wochen mit einer Grippe-Welle zu kämpfen und mussten unter der Woche improvisieren", sagt der Trainer mit nasaler Stimme. Betroffen waren vor allem Nicolai Müller, Dennis Diekmeier, Albin Ekdal und Ersatztorwart Tom Mickel. Für alle vier Profis gibt Gisdol nun aber grünes Licht für die Partie am Sonnabend bei den Bayern (15.30 Uhr im Abendblatt-Liveticker).

Papadopoulos musste in der ersten Hälfte gegen Freiburg wegen einer Schulterverletzung ausgewechselt werden
Papadopoulos musste in der ersten Hälfte gegen Freiburg wegen einer Schulterverletzung ausgewechselt werden © WITTERS | TimGroothuis

Schlechte Nachrichten verkündete Gisdol allerdings über seine "Mentalitätsbestie" Kyriakos Papadopoulos, den nach wie vor Schulterprobleme ausbremsen. "Ich gehe davon aus, dass er – Stand heute – nicht spielt", gibt Gisdol resignierend zu Protokoll. Am Nachmittag bemerkten aufmerksame Trainingsbeobachter dann einen zweiten drohenden Ausfall. Kapitän Gotoku Sakai fehlte bei der Einheit wegen erhöhter Temperatur. Ob der Japaner für das Auswärtsspiel bei den Bayern ausfällt, ist noch unklar.

Hoffnung hat der Coach dagegen bei Michael Gregoritsch, der wegen der Nachwehen seines Bänderrisses das Training am Mittwoch vorzeitig abgebrochen hatte. Der Österreicher stieg am Donnerstag wieder ins Mannschaftstraining ein. Die Chancen auf einen Einsatz des zweiten Sorgenkindes im Sturm, Bobby Wood (Oberschenkelzerrung), beziffert Gisdol auf 55 Prozent. "Wir müssen aber auch vernünftig sein", betont der Trainer.

Vollgas mit einer Rumpfelf?

Aaron Hunt, der gegen Freiburg den Not-Stürmer gab und sich zuletzt mit muskulären Problemen herumplagte, meldet sich rechtzeitig fit. Sein Einsatz sei "wahrscheinlich", sagt Gisdol. Eine Schonung von angeschlagenen Spielern kommt für den 47-Jährigen nicht infrage. "Es gibt für uns da keine zwei Meinungen. Wir wollen auf jeden Fall die bestmögliche Mannschaft auf den Platz bringen. Für uns kann es nur heißen: Vollgas!"

Diese Meinung teilt auch Club-Boss Heribert Bruchhagen. "Wenn ich mich für einen Sieg zwischen der Partie gegen Bayern und Gladbach im Pokal entscheiden müsste, würde ich das Punktspiel nehmen", sagt der Vorstandsvorsitzende. Aufgrund der zahlreichen drohenden Ausfälle muss der HSV aber womöglich mit einer Rumpfelf beim Rekordmeister antreten.

Gisdol will Robben wohl doppeln

Von einem Spitzenspiel in München will Gisdol trotz der sieben Punkte aus den letzten drei Liga-Spielen nichts wissen. "Vielleicht wird es in der Zukunft irgendwann mal wieder ein Spitzenspiel, aber zurzeit trennen uns Welten", sagt der Coach. Besonders die Flügelstürmer der Bayern seien nur schwer auszurechnen. Das stellte vor allem Arjen Robben in den letzten Jahren immer wieder unter Beweis. Neun Tore erzielte der Holländer in elf Spielen gegen den HSV. "Es gibt Spieler, die kannst du nicht immer stoppen. Er hat so ein Tempo, dass du ihn nicht 90 Minuten verteidigen kannst", so Gisdol über Robben, der seine Gegenspieler immer wieder mit dem gleichen Trick narrt.

Bei der höchsten HSV-Niederlage der Vereinsgeschichte im Februar 2015 erzielte Robben zwei Tore. 8:0 hieß es am Ende für die Bayern. Bruchhagen:
Bei der höchsten HSV-Niederlage der Vereinsgeschichte im Februar 2015 erzielte Robben zwei Tore. 8:0 hieß es am Ende für die Bayern. Bruchhagen: "Diese Zeiten sind vorbei. Ich sehe dem Spiel ganz entspannt entgegen" © Witters

In den vergangenen Spielen harmonierte Robben prächtig mit Rechtsverteidiger Philipp Lahm, der ihn immer wieder geschickt hinterlief. Robben bediente entweder seinen Kapitän und zog nach innen, um selber den Abschluss zu suchen. Gisdol wird Robben womöglich doppeln lassen, um eine höhere Chance eines Ballgewinns zu erzwingen. "Ein einzelner Spieler kann ihn nicht im Eins gegen Eins aufhalten", sagt der Trainer vielsagend.

Gisdol verspürt "Reiz, die Bayern zu packen"

Die jüngste HSV-Bilanz in München ist verheerend: Die letzten sechs Gastspiele bei den Bayern gingen allesamt verloren, die Hanseaten kassierten dabei 36 Gegentore und erzielten gerade einmal drei eigene Treffer. Der letzte HSV-Sieg bei den Bayern liegt fast zehn Jahre zurück. Am 28. April 2007 siegten die Norddeutschen durch Tore von Rafael van der Vaart und Paolo Guerrero mit 2:1.

"Man verspürt den Reiz, die Bayern zu packen – besonders in München", gibt sich Gisdol dennoch optimistisch. Die Ergebnisse in der Vergangenheit spielen bei der Analyse des Matchplanes keine Rolle. "Was hat unser Spiel mit dem vor drei Jahren oder selbst dem der Vorrunde zu tun?", fragt der Coach rhetorisch. Seine Mannschaft soll sich in München nicht verstecken. "Man darf nicht zu risikoreich spielen, wir treten aber mit Mut an."

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Gisdol mit schlechter Nachricht für "Papa" vor Bayern-Spiel

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    Gisdol mit kleiner Spitze über Nachspielzeit

    Dass man sich gegen die Bayern erst mit dem Schlusspfiff über den Ausgang der Partie sicher sein, weiß auch Gisdol. Am letzten Spieltag hatte der Treffer von FCB-Stürmer Robert Lewandowski in der sechsten Minute der Nachspielzeit gegen Hertha BSC eine Debatte ausgelöst, ob die Münchner von den Schiedsrichtern bevorzugt werden. "Es ist in erster Linie eine Qualität der Bayern und kein Zufall", lautet Gisdols Meinung zu dem Thema, der sich aber eine kleine Spitze über die ungewöhnlich lange Spielzeit nicht verkneifen konnte. "Wir versuchen, ohne Wechsel und Fouls auszukommen, damit das Spiel nach 90 Minuten abgepfiffen wird", sagt der Trainer schmunzelnd.

    Bruchhagen brachte im Anschluss noch etwas Humor in die Diskussion über einen vermeintlichen Bayern-Bonus. "Wenn wir in der Nachspielzeit noch was zu befürchten hätten, hätten wir super gespielt", so der HSV-Boss.

    HSV führt Elfmeterrangliste ein

    Sollte der HSV wie schon beim 2:2 gegen Freiburg einen Elfmeter zugesprochen bekommen, werden sich diesmal nicht zwei potenzielle Schützen um die Ausführung streiten, betont Gisdol. "Die Mannschaft weiß ganz genau Bescheid", stellt der Trainer klar, ohne dabei Details über die neu eingeführte Elfmeter-Rangliste zu verraten.

    HSV verzeichnet Mitgliederzuwachs

    Trotz sportlich mäßiger Leistungen im letzten Jahr sind die Mitgliederzahlen des HSV erneut gestiegen. Wie der Hamburger Sportbund mitteilte, verzeichnet der Bundesliga-Dino 76.577 Mitgliedschaften. Das entspricht einem Zuwachs von 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Erst im Oktober hatte der HSV erstmal die Schallmauer von 76.000 Mitgliedern geknackt, als binnen zwei Monaten knapp 1600 neue Mitglieder der Kampagne „Raute Dich!“ folgten.

    Gisdol äußert sich zu Matthäus' Idee

    Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht in der Verpflichtung von Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt die Eckpfeiler für eine Trendwende beim HSV. Beide hätten „endlich das Umfeld beruhigt“, sagt Matthäus der „Bild“-Zeitung. „Diese jahrelangen Nebengeräusche und Störfeuer irritieren eine Mannschaft.“

    Außerdem sei das Team in der Winterpause mit „den richtigen Spielern“ verstärkt worden. Die Hanseaten hatten für die Defensive Mergim Mavraj, Kyriakos Papadopoulos und Walace geholt. Trainer Markus Gisdol habe die richtigen Maßnahmen ergriffen und „einige Brände gelöscht“, sagt Matthäus, der damit die Suspendierung von Emir Spahic und den Kapitänswechsel von Johan Djourou zu Gotoku Sakai anspricht. Seine Saisonprognose daher: „Der HSV bleibt drin!“

    Lothar Matthäus hatte den HSV vor den Saison auf einen einstelligen Tabellenplatz getippt. Nun freut er sich über die sportliche Wiederbelebung
    Lothar Matthäus hatte den HSV vor den Saison auf einen einstelligen Tabellenplatz getippt. Nun freut er sich über die sportliche Wiederbelebung © Oliver Ruhnke

    Wie die Hamburger am Sonnabend bei Bayern München etwas mitnehmen können, meint der 55-Jährige ebenfalls zu wissen. „Einige Bayern-Spieler haben im Umschaltspiel nach hinten Probleme mit der Geschwindigkeit. Da kann der HSV mit seinen schnellen Offensivspielern wie Müller oder Wood etwas erreichen“, so Matthäus.

    Seit seinem Amtsantritt im September letzten Jahres versucht Gisdol der Mannschaft sein favorisiertes Umschaltspiel einzuimpfen. Laut Matthäus’ Analyse kann der HSV durch den Gisdol-Fußball Bayerns Schwächen ausnutzen. "Lothar hat vollkommen recht, er bringt es mit seinen Analysen immer wieder auf den Punkt. Aber man muss als Trainer auch abwägen, was seine eigene Mannschaft am besten verträgt", sagt Gisdol.

    Van der Vaart verfolgt den HSV intensiv

    Ex-Kapitän Rafael van der Vaart sieht sich nach wie vor die Spiele des HSV an – und das sogar über 90 Minuten, wie er der „Bild“ verraten hat. Dabei habe er vor allem den Aufwärtstrend der Hamburger mit Freude verfolgt. „Mir hat der neue Geist im Team und das Auftreten zuletzt sehr gut gefallen. Der HSV ist wieder wettbewerbsfähig.“

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    Skjelbred will sich ganz auf die Hertha konzentrieren © imago/Mausolf | imago sportfotodienst

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