Hamburg. Trainer Gisdol und Sportchef Todt haben genug von den extremen Leistungs-Schwankungen. Vorfreude auf das Pokalduell mit Köln.

René Adler brachte es auf den Punkt. „Wir sind eine Truppe der Extreme“, sagte der HSV-Torhüter nach dem ersten Sieg des Jahres, mit dem die Hamburger den Fehlstart nach der Winterpause korrigieren konnten. Es war der Moment nach dem 3:2 gegen Borussia Mönchengladbach – vor ziemlich genau einem Jahr. Seitdem hat sich im Volkspark viel verändert. Ein neuer Trainer ist da und ein neuer Sportchef. Auch ein neuer Clubchef ist gekommen, um etwas zu verändern. Allein die Richtigkeit der Adler-Aussage, die bleibt auch im Februar 2017 unverändert.

Eine Woche nach der 1:3-Niederlage beim Kellerclub Ingolstadt, bei der der HSV „alles vermissen ließ, was Abstiegskampf ausmacht“ (Sportchef Jens Todt), erkämpfte sich der HSV am Freitagabend gegen den Champions-League-Achtelfinalisten Bayer Leverkusen einen 1:0-Sieg, bei dem die Mannschaft „alles reinwarf, was man braucht, um im Abstiegskampf zu überleben“ (Sportchef Jens Todt). Zwei Spiele, die erklären, warum HSV-Fans im regelmäßigen Wechsel zu emotionalen Wut- und Euphorieausbrüchen neigen.

Matz ab nach dem Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen

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    Gisdol will kein "Spitzenclub" sein

    „Unsere Leistungen sind in dieser Saison sehr schwankend“, sagt Todt. Eine Zustandsbeschreibung, die man problemlos auf die vergangene Saison übertragen könnte. Und die der HSV derzeit mal wieder auf die Spitze treibt. Doch damit soll nun Schluss sein. „Diese Spitzen nach oben und nach unten müssen mal abflachen“, sagte Markus Gisdol am Sonntag. Der HSV soll kein „Spitzenclub“ mehr sein.

    Dass die Hamburger mit einem echten Spitzenclub im Moment nur in äußerst fantasievollen Träumen etwas zu tun haben, zeigt die Tatsache, dass die Mannschaft immer dann Probleme bekommt, wenn sie nicht an oder über die Grenze der körperlichen Leistungsfähigkeit geht. Eine Eigenheit, die schon Gisdols Vorgänger Bruno Labbadia nach jeder Niederlage zu betonen wusste. „Das Spiel war sehr intensiv. Einige Spieler mussten über die Grenze gehen“, hätte auch Labbadia über die meisten Siege der Vorsaison sagen können. Sagte aber Gisdol nach dem Sieg gegen Leverkusen.

    Todt stützt sich auf eine Erkenntnis

    Die Ausschläge in den Auftritten bleiben auch im neuen Jahr ein HSV-Phänomen. So richtig begründen kann es keiner der Verantwortlichen. „Der Unterschied zur Vorwoche war schon irre“, sagte Todt. Seine Erklärung? „Schwer zu sagen. Dann würden wir es ja ändern.“ Für den Manager überwog die Erkenntnis, „dass wir wissen, wie es geht.“ Trainer Gisdol will das schwankende HSV-Schiff jetzt endlich beruhigen. Zumindest ein bisschen. „Ich bin glücklich über den Sieg, deswegen ist jetzt aber nicht alles gut“, sagte Gisdol. „Genauso wie nach Ingolstadt nicht alles schlecht war.“

    Kommentar: Alle HSV-Kraft für den DFB-Pokal

    Der HSV steht nun vor der Herausforderung, zwischen dem Achtelfinale im DFB-Pokal und dem Abstiegskampf in der Bundesliga die richtige Balance zu finden. „Der Pokal ist immer etwas Besonderes“, sagt Nicolai Müller. Im besten Falle schaffe es der HSV, in beiden Wettbewerben das maximal Mögliche zu erreichen. „Es muss unser Ziel sein, in jedem Spiel so ein Gesicht zu zeigen wie gegen Leverkusen“, sagt Müller. „Wir haben Ende des Jahres bewiesen, dass wir das können.“

    Adler freut sich auf "geiles Spiel"

    Torhüter René Adler hofft, dass sich sein „Club der Extreme“ am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) im Pokalspiel gegen Köln wieder von seiner extrem guten Seite präsentiert. „Wir haben ein richtig geiles Spiel vor uns“, sagt Adler über die Möglichkeit, erstmals seit drei Jahren wieder in das Viertelfinale des DFB-Pokals einzuziehen.

    Sportchef Todt ist sich vor den entscheidenden nächsten Wochen sicher: „Wenn wir den Abnutzungskampf so annehmen wie gegen Leverkusen, werden wir auch unsere Spiele gewinnen.“ Worte, die doch ziemlich stark an die vergangenen Jahre erinnern.