Hamburg. Nach dem Rauswurf des Bosniers dreht sich das Hamburger Verteidiger-Karussell. Mavraj ist der neue Chef – was macht Spahic?

Als sich die HSV-Profis am Dienstagmorgen um 8 Uhr im Volksparkstadion zum Frühstück trafen, blieben gleich zwei Plätze leer. Dass der Brasilianer Cléber zum Start der Vorbereitung nicht mehr dabei sein würde, war keine große Überraschung. Der Wechsel des Innenverteidigers zum FC Santos in seine Heimat ist nun auch offiziell. Dass mit Emir Spahic ein weiterer Abwehrspieler fehlen sollte, kam allerdings selbst für einige Teamkollegen unerwartet. Der HSV hat den Bosnier freigestellt. In den Planungen von Trainer Markus Gisdol spielt der 36 Jahre alte Nationalspieler keine Rolle mehr.

„Wir haben hier in den vergangenen Wochen einen Veränderungsprozess innerhalb des Kaders angeschoben“, ließ Gisdol über die vereinseigenen Medien verlauten. „Dieser Prozess beinhaltet nun unter anderem, dass wir künftig ohne Emir Spahic planen und es demzufolge für das Beste halten, wenn die Wege von Verein und Spieler sich trennen.“ Übersetzt bedeutet diese Formulierung: Gisdol wirft Spahic raus. Der Trainer sieht in dem Routinier keine Hilfe mehr für die Mission Klassenerhalt. Stattdessen geht der Trainer eine klaren Weg. „Es geht nur über das Team“, hatte der 47-Jährige in den vergangenen Wochen fast schon mantraartig wiederholt. Und in dieses Kollektiv passt Spahic in seinen Augen nicht mehr rein.

Spahics Management wusste Bescheid

Und so endet für den Verteidiger zum zweiten Mal in Folge eine Vereinszeit mit einem Rauswurf. Schon in Leverkusen wurde Spahic im April 2015 nach einer Schlägerei mit eigenen Ordnern freigestellt. Zwei Monate später unterschrieb er überraschend beim HSV. Nun ist auch dieses Kapitel zumindest sportlich beendet. Juristisch müssen sich die Hamburger mit der Spahic-Partei über das weitere Vorgehen auseinandersetzen. Clubchef Heribert Bruchhagen, der Spahic über sein Aus informierte, hat ihm einen Auflösungsvertrag angeboten. Das Arbeitspapier läuft noch bis zum 30. Juni. Spahic soll rund 2,5 Millionen Euro im Jahr verdienen.

Kommentar: Alle Macht für Markus Gisdol

Ob sich der Routinier auf eine Vertragsauflösung einlässt, ist noch unklar. Das Management von Spahic weiß zwar schon seit einigen Tagen Bescheid, reagierte aber ebenfalls überrascht. Seine Berater versichern, dass es keinen aktuellen Vorfall gegeben habe, der zu der Entscheidung führte. Spahic werde jetzt in Ruhe überlegen, wie es weitergeht. Dass er seinen Vertrag bis zum Sommer aussitzen werde, ist ebenso möglich wie ein vorzeitiges Karriereende.

Der Ende September entlassene Bruno Labbadia hatte Spahic im Sommer überzeugt, noch ein weiteres Jahr für den HSV zu spielen. Der Ex-Trainer galt als großer Fan des rustikalen Verteidigers.

Allerdings übertrieb es Spahic intern mit der Rustikalität bereits unter Labbadia, als Handgreiflichkeiten gegen Pierre-Michel Lasogga und Josip Drmic bekannt wurden. Spahic gilt als unberechenbar. Zudem nahm er sich seine eigenen Regeln heraus. Wenn sich etwa die Mannschaft nach dem Spiel bei den Fans bedankte, war Spahic bereits stets in der Kabine verschwunden. Gisdol wollte diese Sonderstellung nicht tolerieren.

Mavraj hat Verbindung zu Labbadia

Mit Mergim Mavraj hat er einen neuen Abwehrchef gefunden. Der 30-Jährige erlebte am Dienstag seinen ersten Arbeitstag beim HSV. Dabei machte der vom 1. FC Köln gekommene Innenverteidiger gleich deutlich, dass der Club sich auf einen echten Teamplayer freuen kann. „Über allem steht der Klassenerhalt“, sagte Mavraj, angesprochen auf seine Pläne mit dem HSV. „Es gilt, ganz viele Leute in Hamburg und im Verein glücklich zu machen. Das ist das höchste Ziel. Und dabei ich will eine entscheidende Rolle spielen.“

An seinem ersten Arbeitstag musste Mergim Mavraj zum Laktattest
An seinem ersten Arbeitstag musste Mergim Mavraj zum Laktattest © WITTERS | ValeriaWitters

Warum der albanische Nationalspieler vom Tabellensiebten zum abstiegsbedrohten HSV wechselte, begründete Mavraj mit der Überzeugungskraft des Trainers. „Markus Gisdol hat mein Vertrauen erobert.“ Zudem habe er immer eine Verbindung zum HSV gehabt. „Bruno Labbadia war der Trainer, der mich in Darmstadt zu den Profis geholt hat“, erzählt Mavraj. Labbadias langjähriger Co-Trainer Eddy Sözer leitete damals die A-Jugend, Ivo Ilicevic war Mavrajs Mitspieler. „Dass ich jetzt zum HSV komme, wo die drei nicht mehr da sind, hätte ich selbst nicht gedacht.“

HSV-Neuzugang Mergim Mavraj stellt sich vor

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    Neben Mavraj will der HSV noch bis zu drei weitere Defensivspieler holen. Auf den designierten neuen Sportchef Jens Todt, der am Freitag in Dubai zum Team stoßen soll, wartet auf Anhieb viel Arbeit. In der Abwehr sucht der HSV neben einem Perspektivspieler noch einen weiteren Mann mit Erfahrung. Bayern Münchens Holger Bad­stuber soll das allerdings nicht sein. Sein Berater Peter Duvinage bestätigte dem Abendblatt zwar eine Anfrage des HSV, die Wahrscheinlichkeit eines Leihgeschäfts sei aber „sehr gering“.

    Wahrscheinlicher ist ein Wechsel von Borussia Dortmunds Neven Subo­tic. Mit dem 28-Jährigen soll der HSV erste Gespräche geführt haben. „Wir arbeiten an unterschiedlichen Konstellationen“, sagte Bruchhagen am Dienstag. Klar ist nur, dass Spahic in diesen Konstellationen keine Rolle mehr spielt.

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    Erster Tag für Mergim Mavraj beim HSV. Die Raute auf der Brust steht dem Albaner © WITTERS | ValeriaWitters
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    Trainer Markus Gisdol setzt auf die Jugend und nimmt Fiete Arp (16, v.l.), Oliver Oschkenat (23) und Jonas Behounek (18) mit ins Trainingslager nach Dubai © WITTERS | ValeriaWitters
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    Der neue Abwehrchef beim HSV: Mergim Mavraj © Witters
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