Spieler und Trainer nehmen Djourou nach dem verschossenen Elfmeter in Schutz. Mathenia jubelte sogar direkt danach.
Hamburg. Im Volksparkstadion rieben sich einige Zuschauer verwundert die Augen und konnten nicht so recht glauben, warum sich Johan Djourou den Ball vor der Ausführung des Elfmeters zurechtlegte. Nach dem tölpelhaften Foul von Schalkes Jungprofi Thilo Kehrer am immer wieder Unruhe stiftenden Filip Kostic schnappte sich eigentlich Michael Gregoritsch als Erster die Kugel. Doch Djourou, der in der Bundesliga noch nie einen Elfmeter geschossen hatte, ging auf den Österreicher zu und forderte ihn auf, ihm das Spielgerät zu überlassen.
Eine falsche Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellen sollte. Nach elf verwandelten Elfmetern am Stück scheiterte der HSV erstmals seit September 2012, als Rafael van der Vaart beim 2:2 gegen Borussia Mönchengladbach vergeblich angetreten war, wieder vom Punkt. Schon beim Anlauf wirkte Innenverteidiger Djourou zögerlich und brachte nur ein harmloses Schüsschen halbhoch aufs Tor, sodass Ralf Fährmann ohne Probleme entschärfen konnte. Nicolai Müllers Nachschuss sorgte für mehr Gefahr als der eigentliche Strafstoß, doch der Schlussmann der Gäste ließ sich auch vom erfolgreichsten HSV-Schützen der Hinrunde nicht überwinden.
Schnoor kritisiert Djourou-Elfmeter
Nach dem Spiel betonten Spieler und Trainer, dass Djourou das Vertrauen der Mannschaft habe. „Im Training macht er die Dinger eigentlich immer rein“, sagte Müller. Und auch Markus Gisdol beteuerte: „Johan ist eigentlich ein sicherer Schütze.“ Doch nicht nur die Fans zweifelten an dieser Theorie, auch der frühere HSV-Profi Stefan Schnoor konnte nicht nachvollziehen, warum die Wahl auf den Abwehrrecken fiel. „Ich habe keine Ahnung, warum Djourou ran durfte“, sagte er im Anschluss der Partie in der HSV-Talkrunde „Matz ab live“. „Die Art und Weise, wie er geschossen hat, war schlecht.“
Schnoor hätte stattdessen lieber Gregoritsch schießen lassen, weil sich der Angreifer zuletzt in Topform präsentiert hatte. „Ich glaube, Gregoritsch wäre aufgrund seiner Tore der vergangenen Wochen selbstbewusster angetreten.“ Denn wie so oft ist die Ausführung eines Elfmeters Kopfsache. Und darin begründet auch Schnoor seine Zweifel an Djourou: „Ich bezweifle, dass er total frei im Kopf war, nachdem man ihm die Kapitänsbinde weggenommen hat.“ Dennoch werde der Fehlschuss intern nicht allzu hochgehängt werden, mutmaßt der Ex-Profi. „Innerhalb der Mannschaft wird das kein Thema sein, weil du gewonnen hast.“
Mathenia jubelt nach Elfmeter-Fehlschuss
An einem Spieler auf dem Platz ging die Szene sogar völlig vorbei. Christian Mathenia konnte bei der Ausführung nicht hinsehen und wollte anhand der Reaktionen der Fans erkennen, ob der HSV die Führung auf 2:0 ausgebaut hat. Doch der Torhüter nahm die Stimmung auf den Rängen falsch wahr und jubelte über einen vermeintlichen Treffer. Erst ein Balljunge musste ihn darauf hinweisen, dass der Strafstoß nicht den Weg ins Tor fand. „Das war schon kurios, aber nachdem wir kurz darauf das 2:0 durch Bobby Wood erzielt hatten, habe ich dem Balljungen zugezwinkert“, nahm Mathenia seinen Fauxpas mit Humor.
Schon im nächsten Spiel könnte ohnehin ein anderer Akteur einen möglichen Strafstoß ausführen. Denn erst am vergangenen Sonntag hatte Gisdol erklärt, dass es keinen festen Elfmeterschützen gebe. „Es schießt der, der sich gut fühlt.“ Gregoritsch fühlte sich gut, doch Djourou nahm ihm dennoch den Ball weg.
Kommt Mavraj aus Köln?
Trotz seines verschossenen Elfmeters war es für Schnoor die richtige Entscheidung, wieder auf die Dienste des nach einer abgesessenen Gelbsperre zurückgekehrten Abwehrspielers zu bauen, und Routinier Emir Spahic auf die Bank zu setzen. „Nach der Leistung vom letzten Wochenende hatte Emir nicht die Berechtigung zu spielen. Was er in Mainz geleistet hat, war nicht das, was er kann und was dem HSV weiterhilft“, sagte der 45-Jährige.
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In der Rückrunde sollen den Hamburgern neue Abwehrspieler weiterhelfen. Gisdol kündigte nach dem Spiel an, in den kommenden Tagen bei einigen Transfers für die Defensive Vollzug vermelden zu können. Den Anfang könnte dem Vernehmen nach der Kölner Mergim Mavraj machen. Elfmeter hat aber auch der 30-jährige Deutsch-Albaner noch nie geschossen.