Hamburg. Bobby Wood und Michael Gregoritsch kämpfen um den Platz im HSV-Sturm. Der große Verlierer heißt Pierre-Michel Lasogga.

Markus Gisdol wollte sich nicht in die Karten schauen lassen. Kurzfristig zog sich der HSV-Coach am Donnerstagnachmittag zum Training in das Volksparkstadion zurück. Gegnerische Scouts, die sich auf den Weg nach Hamburg gemacht hatten, kamen umsonst. Vor allem die Frage, wer am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) für den HSV beim Spiel gegen Darmstadt 98 im Jonathan-Heimes-Stadion am Böllenfalltor stürmen wird, bleibt somit offen.

Am Mittwoch hatte Gisdol die beiden Anwärter Michael Gregoritsch und Bobby Wood im Training noch abwechselnd in der A-Elf aufgestellt. Der US-Amerikaner Wood, der zuletzt wegen seiner Roten Karte in Köln für drei Spiele gesperrt war, ist wieder einsatzfähig. Der Österreicher Gregoritsch, der am vergangenen Sonnabend mit zwei Toren beim Nordderby gegen Werder Bremen (2:2) überzeugte, will seinen Platz als alleinige Sturmspitze behaupten.

Gisdol lässt den Konkurrenzkampf bis zuletzt offen. „Es kommt nicht drauf an, ob wir mit Bobby oder Michael oder mit beiden spielen “, sagte Gisdol am Donnerstag. „Ich bin froh, dass wir eine weitere gute Alternative haben. Bobby hat gut trainiert. Er ist wieder voll da. Ob wir ihn in die Anfangsformation reinstellen, will ich noch offen lassen. Es kommt drauf an, wer für das Spiel passt.“

Gregoritsch schießt häufiger als Wood

Was für ein Spiel Gisdol am Sonntag erwartet, wurde in seinen Aussagen am Donnerstag deutlich: „Es ist ein absolut anderer Spielcharakter. Der Ball wird viel in der Luft sein. Es wird viel auf den zweiten Ball ankommen“, sagte der Trainer und ließ damit durchblicken, dass er wohl wieder auf Gregoritsch setzen wird. Der 22-Jährige ist im Vergleich zu Wood der kopfballstärkere Spieler. Wood wiederum ist der robustere Stürmer, der Vorteile in der Geschwindigkeit hat. Seine Stärken kommen zum Tragen, wenn der HSV in die Tiefe spielt. Mit je zwei Treffern sind Wood und Gregoritsch neben Nicolai Müller die bislang einzigen Torschützen der HSV-Saison.

HSV-Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Darmstadt

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    Den größten Unterschied der beiden Stürmer untermauert eine Statistik. Gregoritsch sucht im Gegensatz zu Wood auffällig häufig den Abschluss. In den beiden Partien gegen Hoffenheim (2:2) und Bremen, in denen er als zentrale Spitze spielen durfte, brachte er es auf insgesamt elf Torschüsse. Zum Vergleich: Bobby Wood kam in den sechs Spielen, in denen er in der Startelf stand, insgesamt nur auf sieben Abschlüsse. Der US-Nationalspieler ist dagegen deutlich effektiver.

    Wie entscheidend die Effektivität sein kann, zeigt der Blick in die Chancenverwertung der Liga. Im Ranking der Mannschaften mit den wenigsten Torschüssen belegen der HSV (119), Hertha BSC (117) und HSV-Gegner Darmstadt 98 (106) die hinteren Plätze. Die Berliner machen dafür ligaweit am meisten aus ihren Möglichkeiten. Eine Chancenverwertung von 16,2 Prozent brachte die Hertha bis auf Platz drei.

    Wood sitzt wohl auf der Bank

    Nachdem der HSV in den ersten neun Partien nur zwei Tore erzielte, waren es zuletzt immerhin sechs Treffer in drei Spielen. Es waren genau die Spiele, in denen der gesperrte Wood zuschauen musste. Entsprechend wird sich der Sommerneuzugang von Union Berlin wohl erst einmal wieder hinten anstellen müssen – was dem 24-Jährigen nicht leicht fällt. „ Für Egos ist hier kein Platz“, sagte Wood nach seinen letzten Toren im Pokal in Halle. „Ich habe aber natürlich meine eigenen Ziele. Ich will hier weiter Stamm spielen. Wenn ich nicht spiele, komme ich auch nicht zur Nationalmannschaft.“

    Darauf wird Gisdol allerdings keine Rücksicht nehmen. Der Trainer, der seit Ende September in Hamburg arbeitet, wartet noch immer auf seinen ersten Bundesligasieg als HSV-Trainer. „Wir wollen uns endlich für unsere Arbeit belohnen und einen Dreier einfahren“, sagte Gisdol am Donnerstag. Mit dem ersten Saisonsieg könnte der Tabellenletzte bis auf einen Punkt an den aktuellen Tabellen-15. heranrücken. Darmstadt hat zwar die letzten vier Spiele verloren, holte aber alle acht Punkte zu Hause. Das weiß auch Markus Gisdol. „Ich warne davor, Darmstadt zu unterschätzen“, sagt der Trainer. „Wir müssen höllisch aufpassen.“

    Lasogga ist völlig außen vor

    Im November vor einem Jahr erfuhr der HSV, wie unangenehm Darmstadt sein kann. Beim 1:1 am Böllenfalltor spielte Michael Gregoritsch noch im linken Mittelfeld. Obwohl er den Elfmeter zum 1:0 herausholte, fühlte er sich auf der Außenposition nie so richtig wohl. Nun hat er seinen Platz im Sturmzentrum gefunden.

    Seinen Platz verloren hat dagegen Pierre-Michel Lasogga. Der 24-Jährige, der zu Gisdols Amtsbeginn noch gesetzt war, kommt über die Rolle des Reservisten nicht mehr hinaus. Vor einem Jahr erzielte er in Darmstadt noch das Führungstor. Damals stürmte Lasogga an der Seite von Sven Schipp­lock, der nun als Leihgabe für Darmstadt spielt. Getroffen haben die Kumpels in dieser Saison bislang beide nicht. Es gibt auch keine Anzeichen, dass sich das am Sonntag ändern wird.