Hamburg. 50 Jahre alter Trainer erzählt von seinen Gefühlen nach dem Rausschmiss. Das Tief zu Saisonbeginn hält Labbadia für eine “Delle“.

Bruno Labbadia bewahrt weiter Stil und verzichtet trotz seiner frühzeitigen Beurlaubung auf eine Abrechnung mit den Verantwortlichen des Hamburger SV. „Ich bedauere es, dass es so zu der Situation gekommen ist, weil ich überzeugt war, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich hätte die Arbeit gerne weitergeführt. Leider haben die Ergebnisse nicht gestimmt“, sagte Labbadia der „Bild“ nach der Freistellung vor gut zwei Wochen. Der 50-Jährige räumte allerdings gleichzeitig ein, dass das Ende seiner zweiten HSV-Amtszeit für ihn äußerst emotional war: „Der Abschied war sehr intensiv und hat mich selbst bewegt“.

Obwohl HSV-Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer viel Kritik einstecken musste für seine Entscheidung, den Relegations-Retter von 2015 durch Markus Gisdol zu ersetzen, tritt Labbadia nicht nach. Im Gegenteil: Er dankte am Tag der Freistellung allen HSVern: „Es hat mir sehr viel bedeutet, HSV-Trainer sein zu können. Ich habe mich jeden Tag mit dieser Aufgabe identifiziert“, sagte er und tauchte kurz ab.

Zwei Tage später verabschiedeten sich Labbadia und die ebenfalls geschassten Co-Trainer Eddy Sözer und Bernhard Trares dann nicht nur von den Spielern, sondern auch vom kompletten Betreuerstab und den Geschäftsstellen-Mitarbeitern. Labbadia: „Die Mannschaft um die Mannschaft war eine der besten, mit der ich je zusammengearbeitet habe. Man hatte jeden Tag das Gefühl, zu Freunden zu kommen.“

Spieler stellen sich hinter Labbadia

Auch bei den Spielern hatte Labbadia Spuren hinterlassen. Mehrere HSV-Profis hatten sich positiv über ihren ehemaligen Trainer geäußert, darunter auch Torhüter René Adler. "Es war eine brutal intensive Zeit, die ich immer in guter Erinnerung behalten werde! Ich danke Ihnen, Bruno, und Ihren Co-Trainern“, hatte der Vize-Kapitän bei Facebook geschrieben.

Bei den Fans ist der Mann, der das einzige noch nie abgestiegene Liga-Gründungsmitglied im Sommer 2015 in einer spektakulären Rettungsaktion vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit bewahrte, ebenfalls weiter sehr beliebt. „Die Leute waren extrem positiv“, berichtete Labbadia, der Hamburg vorerst weiter als Lebensmittelpunkt ansieht.

Labbadia spricht von einer "Delle"

Etwas mehr Geduld in der HSV-Führung, die nach nur einem Zähler aus fünf Punktspielen die Reißleine gezogen hatte, hätte er sich aber wohl schon gewünscht. „In sechs Monaten oder in einem Jahr hätte man im Rückblick wohl von einer einfachen Delle gesprochen. Es ist normal, dass man immer wieder Täler durchlaufen muss“, betonte der Coach, der erneut einen Umbruch im Kader vollziehen musste. Dass ihm dieser trotz zweimonatiger Vorbereitungszeit nicht gelungen ist, werfen Beiersdorfer & Co. ihrem Ex-Coach allerdings wohl zurecht vor.

„Es war eine wahnsinnige Zeit, leider war sie zu kurz. Wir sind von einer längeren Phase ausgegangen, aber ich will die Zeit nicht missen“, betonte Labbadia, den Beiersdorfer als damaliger Sportchef 2009/10 schon einmal beurlaubt hatte. Obwohl Labbadia den HSV damals ins Europa-League-Halbfinale geführt hatte.

Labbadia schließt Comeback nicht aus

Den HSV-Weg will der gebürtige Darmstädter zwar „immer verfolgen“, sein Anstand verbietet es ihm aber, nun gleich ins Volksparkstadion zu gehen und die HSV-Heimspiele zu verfolgen. „Aus Respekt gegenüber dem neuen Trainer-Team macht man das nicht. Das wäre jetzt unangebracht“, meinte Labbadia. Ein Comeback auf einer anderen Trainerbank als in der Hansestadt schließt er nicht aus: „Ich kann es nicht sagen. Aber ich merke, dass ich viel Power in mir habe.“