Hamburg. Bayern Fußball-Ikone äußert sich fürsorglich zum HSV. Von unerbetenen Ratschlägen und Allgewaltigen, die Manager und Trainer können.

Es hört sich so sorgenvoll, so fürsorglich an: Lothar Matthäus (55), Deutschlands Rekordnationalspieler und Weltmeister von 1990, hat viel Verständnis für Dietmar Beiersdorfer und den HSV. So viel, dass er glaubt, der Vorstandsvorsitzende mute sich zu viel zu in seinen Aufgaben als Club-Boss und Sportmanager. In seiner "Sport-Bild"-Kolumne – viele sprechen auch von einer eigens für ihn eingerichteten "Bewerbungs-Spalte" – äußert sich Matthäus zum Tohuwabohu beim HSV.

Über Beiersdorfer sagte der Sky-Experte: „Er ist kein Karl-Heinz Rummenigge, der sich auf dem sportpolitischen Parkett zu bewegen weiß. Statt sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren und nah an der Mannschaft zu sein, verliert sich Beiersdorfer in den vielen Aufgaben. Beiersdorfer würde dem Club einen Gefallen tun, wenn er ins zweite Glied zurücktreten und wieder den Sportchef beim HSV geben würde“, glaubt Matthäus.

Ein Satz wie ein Freistoß in den Winkel, eine Weisheit für die Lehrbücher der unumstößlichen Rasen-Weisheiten: Beiersdorfer ist kein Rummenigge. So wie die Italiener keine Brasilianer sind und die Deutschen keine werden, ist das einfach: wahr.

Folgt Matthäus dem Weg von Effenberg?

Nun geht nur schwerlich ins zweite Glied zurück, wer vorne an der Rampe steht, sich 35 Millionen Euro von Investor Klaus-Michael Kühne für die neue Saison aushändigen ließ und nach fünf Spieltagen und einem als gut empfundenen 0:1 gegen Bayern München den Trainer Bruno Labbadia feuerte. Ja, Beiersdorfer war bereits zwischen 2002 und 2009 HSV-Sportdirektor. Nach dem Abgang von Peter Knäbel (Rucksack-Affäre) übernahm Beiersdorfer erneut den Managerjob.

Das ist Matthäus nach eigenen Worten zu viel. Oder kann er sich nicht vorstellen, dass einer allein das schafft? Auch Labbadia kritisierte in seinen Abschieds-Interviews, dass er als Trainer Aufgaben übernehmen musste, die anderswo Manager innehaben. Bei Matthäus muss man im Hinterkopf haben, dass er oft als Bundesliga-Trainer gehandelt wird, wenn irgendwo ein Bankplatz frei wird. Nur geklappt hat's in Deutschlands erster Klasse noch nicht.

Der bekannteste Allgewaltige als Manager und Trainer in Personalunion war Felix Magath, der beim VfB Stuttgart, in Wolfsburg und auf Schalke Manageraufgaben übernommen hatte. Und der bekannteste TV-Experte von Sky, der einen Profiverein übernahm, war ein anderer Hamburger: Stefan Effenberg. Doch der wurde mit dem Wechsel von der Kommentatoren- auf die Trainerbank nicht so recht warm. Der SC Paderborn warf ihn nach knapp fünf Monaten wieder raus.