Ostrzolek-Berater Thomas Strunz und HSV-Experte Jurek Rohrberg sind sich einig, wer Schuld an der Krise hat. Stimmen Sie ab!

Knapp 24 Millionen Euro investierte der HSV im Sommer in die Offensive. Filip Kostic (14 Millionen), Bobby Wood (3,5), Alen Halilovic (5) und Luca Waldschmidt (1,3) sollten für mehr Tempo und Torgefahr sorgen. Doch nach sechs Spieltagen stellt der HSV mit zwei mageren Toren die harmloseste Offensive der Liga.

Bruno Labbadia wurde sein defensiver Spielstil zum Verhängnis. Unter Markus Gisdol soll nun ein offensiverer Fußball gespielt werden. Doch bereits sein Debüt in Berlin (0:2) offenbarte die defensive Anfälligkeit der Hanseaten, sobald die Mannschaft in den Angriffsmodus umschaltet. Die Hamburger scheinen im Mittelfeldzentrum sowie in der Abwehr zu schwach besetzt, um die fehlende Defensivstärke der Angriffsreihe ausgleichen zu können.

Labbadia erkannte das Problem und verzichtete deshalb unter anderem auf Startelf-Einsätze von Halilovic. Gisdol soll und will dennoch einen offensiveren Spielstil durchsetzen. Der neue Coach stellte bei der Hertha mutig auf, setzte auf eine Doppelspitze mit Pierre-Michel Lasogga und Bobby Wood und baute zudem auf die Flügelzange Kostic und Nicolai Müller – doch auch Gisdols Taktik scheiterte.

Kritik an Beiersdorfer für Transfers

Insgesamt 14 Torschüsse gewährte der HSV den Berlinern – mehr hatte der Hauptstadtclub nur am ersten Spieltag gegen Freiburg (15) vorzuweisen. Vor allem die Doppel-Sechs mit Lewis Holtby und dem auffällig schwach spielenden Albin Ekdal erwies sich als viel zu löchrig und konnte immer wieder überspielt werden.

„Die richtige Mischung zwischen einem, der das Spiel entwickelt und einem, der dazwischen tritt, gibt es nicht, weil der Spieler im Kader fehlt“, sagte Sky-Moderator und HSV-Experte Jurek Rohrberg bei Matz ab live und fand auch gleich einen Schuldigen für die größte Schwachstelle des Dinos. „Das ist sicherlich ein Versäumnis von Dietmar Beiersdorfer, das muss man so klar sagen.“

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Matz ab nach Gisdols Auftakt-Niederlage gegen Hertha BSC

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    Auch Ex-Bayern-Profi und Ostrzolek-Berater Thomas Strunz hatte vor wenigen Wochen die Kader-Zusammenstellung der Hanseaten kritisiert. „Die Mannschaft ist in ihrer Struktur nicht optimal aufgestellt“, sagte er beim TV-Sender Sport1. „Sie haben zwar viel Geld ausgegeben, aber seit Jahren haben sie nur drei Innenverteidiger. Mit Djourou, Spahic und Cleber ist man in der Bundesliga unterdurchschnittlich aufgestellt.“ Dem Europameister von 1996 fehlen beim HSV „strategisch wichtige Spieler, die eine Mannschaft von der Persönlichkeit her führen können“. Dadurch sei es den Offensivspielern nicht möglich, ihr volles Potenzial abzurufen.

    Labbadia wies auf Vakanz in der Defensive hin

    Im Rahmen der Saisonvorbereitung hatte Labbadia immer wieder – auch öffentlich – seinen Wunsch nach einem defensivstarken Sechser, der auch in der Innenverteidigung spielen kann, geäußert. Doch anstelle eines Defensivallrounders verpflichtete Beiersdorfer am letzten Tag der Transferperiode ohne Absprache mit Labbadia Linksverteidiger Douglas Santos – und lobte im Anschluss seine Transfers.

    Im Winter will der Club voraussichtlich einen neuen Anlauf unternehmen, um die Vakanz im Defensivbereich zu füllen. Nach gerade mal einem Punkt im bisherigen Saisonverlauf ist Gisdol aber schon vorher gezwungen, Lösungen zu finden. Dass ihm dies trotz des vermeintlich falsch zusammengestellten Kaders gelingen kann, hält Rohrberg für möglich. „Man muss sich erst mal finden mit einem neu offensiv ausgerichteten System.“

    Die nächste Chance, den ersten Sieg einzufahren, hat der HSV nach der Länderspielpause am 15. Oktober bei Borussia Mönchengladbach. Gelingt auch beim Champions-League-Teilnehmer kein Dreier, wäre der schlechteste Saisonstart der Vereinsgeschichte perfekt.