Berlin/Hamburg. Wie Ex-Trainer Labbadia ist auch Gisdol vom Wirbel um den Kroaten genervt. Der Berg, den Halilovic erklimmen soll, sei viel zu groß.
Am Montag war Alen Halilovic unterwegs. Die U21-Nationalmannschaft Kroatiens hatte gerufen. Und anders als beim letzten Mal hatte Trainer Nenad Gracan seine Einladung diesmal auch nicht wieder kurzfristig zurückgezogen. Das gemeinsame Reiseziel: Schweden, wo Halilovic und Co. am kommenden Montag im EM-Qualifikationsspiel antreten müssen.
Für HSV-Trainer Markus Gisdol bedeutet Halilovics Länderspielreise nach Schweden zweierlei. Einerseits kommt die Abberufung ungelegen, da der neue Coach sein HSV-Juwel nun vorerst nicht schleifen kann. Andererseits ist die Abwesenheit höchst willkommen. Denn kein Halilovic bedeuten auch keine Halilovic-Nachfragen. Und diese gehen Gisdol nach nicht einmal einer Woche im HSV-Amt bereits auf die Nerven.
„Lassen wir mal die Kirche im Dorf“, sagte Gisdol am Tag nach dem 0:2 in Berlin, wo Halilovic 30 Minuten gespielt hatte – aber erneut im Zentrum der Fragen stand. „Wir tun gut daran, den Jungen in Ruhe zu lassen. Er wird diesem Ruf, der ihm hier vorauseilt, überhaupt nie gerecht werden können. Hier ist ein Berg vor ihm aufgetürmt worden, den er nicht erklimmen kann.“
Gisdol dämpft Halilovic-Erwartungen ein
Es ist ein Berg, über den bereits Gisdol-Vorgänger Bruno Labbadia gestolpert war. „Alen ist ein Talent und kann ein richtig guter Spieler werden“, sagte Gisdol am Wochenende. Und sagte Labbadia kurz vor der Saison. Da war das 20 Jahre alte Kind bereits in den sprichwörtlichen Brunnen gefallen. So hatte sich Labbadia darüber geärgert, dass der Twen schon nach seinem ersten Test in Bochum unwidersprochen Ansprüche anmelden konnte. Der Ex-Trainer hatte damals auf ein paar einordnende Worte Dietmar Beiersdorfers gehofft, die aber ausblieben – und die mitverantwortlich für das zerrüttete Verhältnis der beiden gewesen sein sollen.
„Halilovic ist ein Politikum“, räumte am Wochenende auch Labbadias Nachfolger Gisdol ein. „Deswegen dürfen wir die Dinge nicht immer größer machen. Es gilt mit ihm Stück für Stück zu arbeiten. Und dass er nicht verrückt gemacht wird aufgrund der Erwartungshaltung, die rund um ihn herum geschürt wurde.“ Und ähnlich wie Labbadia kündigte auch Gisdol an, dass der Kroate vor einem langen Weg bei ihm stehe: „Das kann durchaus sein, dass er bei uns auf der Tribüne sitzt, auf der Bank oder auch spielt – völlig egal.“
Gisdols HSV-Debüt endet mit Niederlage in Berlin
Beim HSV war die Begeisterung in der Vorwoche auch nur gedämpft, dass der vom Boulevard zum „Mini-Messi“ erkorene Youngster als eines von 40 Top-Talenten zum „Golden Boy“ nominiert wurde. Und obwohl diese Auszeichnung 2005 von einem gewissen Lionel Messi gewonnen wurde, zog Gisdol nun vorerst einen Schlussstrich: „Das Thema ist beendet.“