Hamburg. Dank Woods Treffer nach Vorlage von Adler war alles für den ersten Sieg bereitet. Doch dann schlug ein Ingolstädter Schreckgespenst zu.
Kein Sieg im Jubiläumsspiel und den Startfluch verlängert: Zum sechsten Mal in Folge hat der HSV sein Bundesliga-Auftaktspiel nicht gewinnen können. Im 900. Heimspiel ihrer Bundesligageschichte kam die Mannschaft von Trainer Bruno Labbadia nicht über ein 1:1 (1:0)-Unentschieden gegen den FC Ingolstadt hinaus.
Dabei hatte Bobby Wood unter dem Großteil der 50.107 Zuschauern im nicht ausverkauften Volksparkstadion lange Hoffnung auf einen dreifachen Punktgewinn geschürt. Doch der Führungstreffer des Neuzugangs von Union Berlin aus der 30. Minute reichte nicht zum ersten Heimsieg im zweiten Anlauf gegen die "Schanzer".
Denn wie schon beim 1:1 im Vorjahr erzielte auch diesmal der eingewechselte Lukas Hinterseer den Ausgleich für die Oberbayern. Dabei profitierte der österreichische Stürmer von einem dicken Bock Clébers. Der HSV-Brasilianer wollte in der 79. Minute nach einer Flanke von Tobias Levels den Ball ins Toraus schlagen - doch vor der Linie lauerte noch Hinterseer, der Clébers Querschläger in die Maschen drosch.
Der Bundesliga-Auftakt des HSV gegen Ingolstadt
Adler schon mit der dritten Torvorlage
René Adler war dabei machtlos - und war sonst gegen nie auftsteckende Ingolstädter äußerst zuverlässig. In der ersten Hälfte verdiente sich der Torhüter sogar einen Assist, als er mit einem weiten Schlag Wood auf die Reise schickte. Der lange Ball flog über Gregoritsch hinweg, anschließend legte sich Wood im Zweikampf mit FCI-Kapitän Marvin Matip den Ball noch selbst per Kopf vor und vollendete trocken ins rechte Eck.
Es war der erste Pflichtspieltreffer des US-Nationalspielers für den HSV, und nebenbei bereits Adlers dritte Torvorlage im 237. Bundesligaspiel. Doch der Jubel der HSV-Fans verstummte nach zunehmender Passivität spätestens rund zehn Minute vor dem Ende.
HSV-Profis schimpfen auf sich selbst
„In der zweiten Halbzeit haben wir uns sehr weit auseinanderziehen lassen. Da hatten wir keinen Zugriff mehr“, klagte HSV-Trainer Labbadia. "Ich glaube, der Ausgleich war mehr als richtig", analysierte sein Gegenüber Kauczinski, "als ich zwischendurch gemerkt habe, die Jungs machen ein richtig gutes Spiel und sind teilweise spielerisch besser als der HSV, da habe ich gedacht, wir packen das.“
Und HSV-Schlussmann Adler sagte: "Es war für die Zuschauer heute kein Leckerbissen. Es ging nur um das Ergebnis und es war kein gutes Bundesligaspiel. Die Chance war da, dass wir das Spiel mit 1:0 gewinnen, aber dafür haben wir in der zweiten Halbzeit zu wenig getan." Aaron Hunt sah dies ähnlich: "Das war wie ein Abziehbild der vergangenen Saison", sagte der Ex-Nationalspieler.
Labbadia hatte sich vom Ligaauftakt jedenfalls viel mehr versprochen: "Das war alles andere als ein Topspiel von uns. Wir haben als Mannschaft nicht so richtig funktioniert." Neun Wochen lang hatte der Coach seinen Kader auf die neue Spielzeit vorbereitet, vielleicht zu lang. Dies jedenfalls ließ Mannschaftskapitän Johan Djourou durchblicken. "Uns fehlte die Power", meinte der Schweizer vielsagend.
Kostic feiert ein starkes Debüt
In einer ansehnlichen Partie, der allerdings zunächst ein wenig die klassischen Torchancen fehlten, war der Punktgewinn der Gäste recht glücklich, aber in der Tat nicht unverdient. Die "Schanzer" standen in der Defensive durchweg sicher, im Vorwärtsgang allerdings war ihr Spiel lange Zeit fehlerbehaftet.
Ein starkes Erstliga-Debüt für die Norddeutschen legte nicht nur Torschütze Wood hin. Auch der vom Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart losgeeiste Filip Kostic überzeugte durch eine Vielzahl von guten Flanken, die im Strafraum der Gäste immer wieder für Unruhe sorgten. Mit einem abgefälschten Versuch traf Kostic kurz vor Schluss den Pfosten (84.).
Nach dem Seitenwechsel verstärkte der FCI seine Angriffsbemühungen. Die Platzherren standen nun tiefer, ließen aber zunächst kaum klare Einschussmöglichkeiten zu. Cléber bediente dann aber bei seiner misslungenen Abwehraktion "mustergültig" Hinterseer, der das Geschenk dankend annahm.
Labbadia entscheidet sich zu Dreifachwechsel
Labbadia hatte zuvor auf den stockenden Spielfluss in seinem Team reagiert und entschied sich in der 66. Minute zu einem dreifachen Wechsel. Um mehr Leben in die Offensive zu bringen, schickte er Pierre-Michel Lasogga als zweite Spitze aufs Feld, spielerische Impulse erhoffte sich der gebürtige Italiener von Alen Halilovic. Für Gideon Jung kam außerdem Dennis Diekmeier ins Spiel.
Lewis Holtby blieb dagegen auf der Bank. Dass der Mittelfeldspieler nach seinem Schlüsselbeinbruch dort überhaupt schon Platz nehmen konnte, war ohnehin eher eine Überraschung. Kurz vor dem Spiel hatte Labbadia den 25-Jährigen für Emir Spahic nachnominiert, da der Bosnier mit Fieber passen musste,
Die gewünschte Wirkung durch den Dreifachwechsel stellte sich allerdings nicht ein. Weiterhin blieben hüben wie drüben selbst herausgespielte Einschussmöglichkeiten Mangelwaren. "Da war kurz eine Besserung. Leider hat das nicht lange angehalten“, resümierte Labbadia. Und so waren am Ende deutlich Pfiffe des Hamburger Anhangs zu vernehmen.
Beim HSV ragten Kostic und Wood heraus. Beste Ingolstädter Akteure waren im Mittelfeld Pascal Groß und Alfredo Morales.
Statistik
HSV: Adler - Gotoku Sakai, Cleber, Djourou, Ostrzolek - Gideon Jung (ab 66. Diekmeier), Hunt - Nicolai Müller (ab 66. Halilovic), Gregoritsch (ab 67. Lasogga), Kostic - Wood. - Trainer: Labbadia
Ingolstadt: Nyland - Levels, Marvin Matip, Bregerie, Suttner - Roger - Groß, Morales - Hartmann (ab 66. Hinterseer), Leckie - Lezcano (ab 90. Lex). - Trainer: Kauczinski
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 1:0 Wood (30.), 1:1 Hinterseer (79.)
Gelbe Karten: Sakai - Suttner, Morales
Zuschauer: 50.000