Celle/Hamburg. HSV-Trainer Bruno Labbadia macht dem Neuzugang vom FC Barcelona klare Ansagen. Spieler entspannen im “Wunder von Bern“.

Es war genau 20.20 Uhr, als der blaue HSV-Mannschaftsbus vom Parkplatz des Günter-Volker-Stadions in Celle rollte. Einige Fans reckten den Daumen zum Abschied noch einmal hoch, andere klatschten Beifall. Nach seinem achttägigen Trainingslager in Ost-Westfalen hatte der HSV gerade das Testspiel gegen Al Jazira Club aus Abu Dhabi mit 5:1 gewonnen. „Für uns war das ein sehr ordentlicher Abschluss“, lobte Trainer Bruno Labbadia, der seiner Mannschaft für die getane Arbeit zur Belohnung einen freien Donnerstag bescherte.

Knapp acht Stunden zuvor hatte der HSV-Coach den gelungenen Abschluss des zweiten Trainingslagers bereits antizipiert und ein vorweggenommenes Fazit des Betriebsausflugs in den Westen gezogen. Er könne mit dem Stand der Vorbereitung zufrieden sein, hatte der Coach vor der Abfahrt aus dem Hotel Klosterpforte gesagt. Die Bedingungen in Marienfeld wären trotz des Hamburger Schmuddelwetters hervorragend gewesen, selbstverständlich habe man intensiv gearbeitet und natürlich hätten alle Spieler auch bestens mitgezogen. Der Trainer sagte das, was ein Trainer dreieinhalb Wochen vor dem Bundesligastart eben so sagt.

Bruno Labbadia macht Halilovic klare Ansagen

Die 15-minütige Frage-Antwort-Runde zur Mittagszeit war fast beendet, als ein Medienvertreter noch eine letzte Frage hatte. Wie Labbadia denn die Rolle von Barcelona-Neuzugang Alen Halilovic bewerte, wollte der Journalist wissen, und ergänzte, dass der Fünf-Millionen-Euro-Neuzugang nach dem Test in Bochum (0:1) zum Start des Trainingslagers ja deutlich bekräftigt hatte, sich selbst im Mittelfeldzentrum zu sehen.

Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sich Labbadia in der Abtei der Klosterpforte die richtigen Worte zurechtgelegt hatte. „In unserem Gespräch hat er sich keineswegs nur als Zehner gesehen“, antwortete der Fußballlehrer und konkretisierte: „In Gijon hat Alen rechts gespielt – und unter dieser Voraussetzung haben wir ihn auch geholt.“ Dann folgte zur Verdeutlichung in nur vier Sätzen dreimal das Wort „klar“: „Wir hatten darüber vorher sehr klar gesprochen“, sagte Labbadia. Auf der rechten Seite sei der formstarke Müller Halilovics Konkurrent und im Zentrum habe der kleine Kroate mit Hunt, Gregoritsch und Waldschmidt gleich drei Konkurrenten. „Das haben wir ihm klar gesagt.“ Und schließlich noch ein letztes „klar“: „Wir haben da ganz klare Absprachen.“

Kroaten-Messi: Ist Halilovic ein Wunderkind?

Diese klaren Absprachen verdeutlichte Labbadia auch am Abend in Celle. Gegen Al Jazira mit dem früheren HSV-Star Thiago Neves durfte Halilovic zwar von Anfang an ran, musste aber erneut auf den rechten Flügel ausweichen. Und es dauerte bis zur zwölften Minute, ehe der „Kroaten-Messi“ erstmals an den Ball kam – und ihn direkt wieder verlor. Eine Minute später der zweite Ballkontakt – und der zweite Ballverlust. Halilovic tat sich schwer auf dem Flügel. Doch auch in der Mitte, wohin es den Mittelfeldmann mit zunehmender Spieldauer zog, hatte der Neuzugang so seine Pro­bleme. Ein weiterer Ballverlust von ihm leitete sogar das 0:1 durch den früheren Schalker Jefferson Farfan ein (34.).

Dass dieses 20 Jahre alte Wunderkind aber immer zwischen Genie und Wahnsinn wandelt, wurde sehr wohl auch im Positiven deutlich. Erst ein sehenswertes Solo mit Abschluss (35.), ein erneutes Solo mit der anschließenden Vorlage zum 1:1 durch Aaron Hunt (37.) und schließlich ein gehaltener Schuss, der zur Ecke und Luca Waldschmidts 2:1 führte (42.). Am Ende seines nur 45 Minuten langen Einsatzes standen lediglich 17 Ballkontakte, aber immerhin drei Beteiligungen an Tormöglichkeiten zu Buche. In nur einer Halbzeit zeigte Halilovic in allen Schattierungen, warum er zu den spannendsten Personalien in dieser HSV-Mannschaft gehört.

HSV sucht weiter Mittelfeldspieler

Während die Besetzung in der umkämpften Offensive für Labbadia somit mehr und mehr wie eine Qual der Wahl daherkommen mag, ist weiter hinten eher von Qual als von einer Wahl zu sprechen. Sowohl im Abwehr- als auch im Mittelfeldzentrum haben die Verantwortlichen des HSV einen Engpass ausgemacht, den sie lieber heute als morgen beheben wollen würden. „Wir sind da nicht wirklich üppig besetzt“, umschrieb Labbadia die Situation diplomatisch. „Wir wissen, was zu tun ist. Wir werden den Markt weiter beobachten.“

Mit Emir Spahic (Bruch der Augenhöhle) und Lewis Holtby (Schlüsselbeinbruch) fallen gleich zwei defensive Schlüsselspieler länger aus. Mit beiden Leistungsträgern rechnet Labbadia erst nach der ersten Länderspielpause Anfang September wieder.

Die teuersten HSV-Transfers

Walace und Co.: Die teuersten HSV-Transfers

Filip Kostic trägt die Bürde des bislang teuersten Einkaufs der HSV-Geschichte: Nach langen Verhandlungen mit dem VfB Stuttgart wurden im Sommer 2016 für den Serben 14 Millionen Euro plus Boni fällig
Filip Kostic trägt die Bürde des bislang teuersten Einkaufs der HSV-Geschichte: Nach langen Verhandlungen mit dem VfB Stuttgart wurden im Sommer 2016 für den Serben 14 Millionen Euro plus Boni fällig © WITTERS | ValeriaWitters
Ganz hoch hinaus wollte Rafael van der Vaart ab der Saison 2012/13 ein zweites Mal mit dem HSV. Die Rückholaktion des Niederländers von Tottenham ließ sich der Dino rund 13 Millionen Euro plus Boni kosten. Platz zwei für van der Vaart
Ganz hoch hinaus wollte Rafael van der Vaart ab der Saison 2012/13 ein zweites Mal mit dem HSV. Die Rückholaktion des Niederländers von Tottenham ließ sich der Dino rund 13 Millionen Euro plus Boni kosten. Platz zwei für van der Vaart © Witters
2006 konnte der damalige Vorstandsboss Bernd Hoffmann das Abwehrtalent Vincent Kompany im Volkspark begrüßen. 10,5 Millionen Euro (Platz 3) gab der HSV aus. Für den Weiterverkauf kassierte der Verein zwei Jahre später 8,5 Millionen Euro
2006 konnte der damalige Vorstandsboss Bernd Hoffmann das Abwehrtalent Vincent Kompany im Volkspark begrüßen. 10,5 Millionen Euro (Platz 3) gab der HSV aus. Für den Weiterverkauf kassierte der Verein zwei Jahre später 8,5 Millionen Euro © Witters
Der Inbegriff des HSV-Flops: Nach einer starken U21-EM im Sommer 2009 machte der HSV 10 Millionen Euro locker, um Bruno Labbadia Stürmer Marcus Berg (Platz 4) zu bescheren. Der Schwede dankte es mit einem Törchen in zwei Jahren
Der Inbegriff des HSV-Flops: Nach einer starken U21-EM im Sommer 2009 machte der HSV 10 Millionen Euro locker, um Bruno Labbadia Stürmer Marcus Berg (Platz 4) zu bescheren. Der Schwede dankte es mit einem Törchen in zwei Jahren © Witters
Knapp dahinter folgt der Brasilianer Walace, den der HSV im Winter 2017 für 9,2 Millionen Euro von Grêmio Porto Alegre verpflichtete
Knapp dahinter folgt der Brasilianer Walace, den der HSV im Winter 2017 für 9,2 Millionen Euro von Grêmio Porto Alegre verpflichtete © WITTERS | ValeriaWitters
9 Millionen Euro Ablöse im Sommer 2009 konnten Eljero Elia (Platz 6) nicht aufhalten. Der Niederländer machte nach 52 Bundesligaspielen wieder den Abflug
9 Millionen Euro Ablöse im Sommer 2009 konnten Eljero Elia (Platz 6) nicht aufhalten. Der Niederländer machte nach 52 Bundesligaspielen wieder den Abflug © Witters
Thiago Neves (Platz 7) war ein 9 Millionen Euro teures Missverständnis: Der Brasilianer lief ganze sechs Mal für den HSV auf - macht pro Spiel rund 1,5 Millionen Euro
Thiago Neves (Platz 7) war ein 9 Millionen Euro teures Missverständnis: Der Brasilianer lief ganze sechs Mal für den HSV auf - macht pro Spiel rund 1,5 Millionen Euro "Auflaufprämie" © Witters
Kerstin Lasogga gab Hamburg für ihren Sohn Pierre-Michel 2013 erst den Leih-Zuschlag, ein Jahr später dann einen festen Vertrag. 8,5 Millionen Euro wurden dafür fällig, macht Platz 8 für den Angreifer
Kerstin Lasogga gab Hamburg für ihren Sohn Pierre-Michel 2013 erst den Leih-Zuschlag, ein Jahr später dann einen festen Vertrag. 8,5 Millionen Euro wurden dafür fällig, macht Platz 8 für den Angreifer © Imago/Christoph Reichwein
Blutjung, aber schon ganz schön teuer: Marcell Jansen wechselte 2008 als 22-jähriger Nationalspieler an die Elbe. Bayern München erhielt 8 Millionen Euro für den Linksfuß (Platz 9)
Blutjung, aber schon ganz schön teuer: Marcell Jansen wechselte 2008 als 22-jähriger Nationalspieler an die Elbe. Bayern München erhielt 8 Millionen Euro für den Linksfuß (Platz 9) © Witters
Trainer Armin Veh freute sich 2010 über einen neuen Abwehrchef: Heiko Westermann löste der HSV für 7,5 Millionen Euro von Schalke los (Platz 10)
Trainer Armin Veh freute sich 2010 über einen neuen Abwehrchef: Heiko Westermann löste der HSV für 7,5 Millionen Euro von Schalke los (Platz 10) © Witters
Platz 11: Mladen Petric (M., zwischen Trainer Martin Jol und Bernd Hoffmann). Der Kroate kostete 2008 rund 7,3 Millionen Euro. Bei den Fans avancierte der Kroate zum Publikumsliebling
Platz 11: Mladen Petric (M., zwischen Trainer Martin Jol und Bernd Hoffmann). Der Kroate kostete 2008 rund 7,3 Millionen Euro. Bei den Fans avancierte der Kroate zum Publikumsliebling © Witters
Für die Dienste von Linksverteidiger Douglas Santos überwies der HSV im Sommer 2016 6,5 Millionen Euro an Atlético Mineiro. Den 12. Platz teilt sich Santos mit ...
Für die Dienste von Linksverteidiger Douglas Santos überwies der HSV im Sommer 2016 6,5 Millionen Euro an Atlético Mineiro. Den 12. Platz teilt sich Santos mit ... © WITTERS | TayDucLam
Lewis Holtby – der die Bälle für die Bälle dank einer Ablöse von 6,5 Millionen Euro jongliert ...
Lewis Holtby – der die Bälle für die Bälle dank einer Ablöse von 6,5 Millionen Euro jongliert ... © Witters
... mit Mohamed Zidan – der sich hier wohl auch fragen dürfte, wo die ganzen Millionen wohl hin sind. Die Bilanz des Ägypters in Hamburg: 21 Spiele, zwei Tore
... mit Mohamed Zidan – der sich hier wohl auch fragen dürfte, wo die ganzen Millionen wohl hin sind. Die Bilanz des Ägypters in Hamburg: 21 Spiele, zwei Tore © Witters
... sowie mit Kyriakos Papadopoulos, der im Winter 2017 zunächst auf Leihbasis kam und anschließend für 6,5 Millionen Euro fest von Bayer Leverkusen verpflichtet wurde
... sowie mit Kyriakos Papadopoulos, der im Winter 2017 zunächst auf Leihbasis kam und anschließend für 6,5 Millionen Euro fest von Bayer Leverkusen verpflichtet wurde © Witters
Für die späte Rückkehr André Hahns wurden im Sommer 2017 schließlich 6 Millionen Euro fällig. Platz 16
Für die späte Rückkehr André Hahns wurden im Sommer 2017 schließlich 6 Millionen Euro fällig. Platz 16 © Witters
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Im Test gegen Al Jazira spielten Johan Djourou und Cléber in der Abwehrzentrale. Im defensiven Mittelfeld starteten der gelernte Regisseur Aaron Hunt und Gideon Jung, der nach offenbar überstandenen Rückenproblemen alle Trainingseinheiten in Marienfeld absolvieren konnte. Wirklich geprüft wurden die beiden von den insgesamt harmlosen Gästen aus Abu Dhabi in den ersten 45 Minuten allerdings genauso wenig wie Albin Ekdal und Youngster Finn Porath im zweiten Durchgang.

Dass ein Großteil der rund 2500 Zu-schauer dennoch rundum zufrieden nach Hause gehen konnte, lag am Ende des Abends aber weniger am defensiven Mittelfeld und auch nicht an Millioneneinkauf Halilovic, sondern vor allem am ablösefreien Bakery Jatta. Der Flüchtling aus Gambia durfte im zweiten Durchgang für den schwachen Kostic spielen, dribbelte groß auf und erzielte prompt sein erstes Tor für den HSV. „Das Tor hat er sich redlich verdient“, lobte Labbadia. „Das wird Bakery Auftrieb für die kommenden Wochen geben.“ Sprachs – und verschwand im längst wartenden Mannschaftsbus.

HSV: Mathenia (46. Hirzel) – Diekmeier, Djourou (70. Oschkenat), Cléber (46. Ekdal), Sakai (46. Ostrzolek) – Hunt (46. Porath), Jung (70. Behounek) – Halilovic (46. Müller), Waldschmidt (46. Bahoui), Kostic (46. Jatta) – Lasogga (46. Gregoritsch)

Tore: 0:1 Moubarak (34.), 1:1 Hunt (37.), 2:1 Waldschmidt (42.), 3:1 Jatta (48.), 4:1 Djourou (67./FE), 5:1 Gregoritsch (86./FE).

HSV-Profis im "Wunder von Bern"

Den neuen Kapitän will Labbadia erst kurz vor dem Saisonstart bestimmen. Zunächst soll der Mannschaftsrat gewählt werden. Mit einem vorläufigen Rat (Adler, Djourou, Diekmeier, Müller) besprach der Trainer schon einmal das Freizeitprogramm der kommenden Tage. Heute ist frei, am kommenden Montag ist ein Besuch von „Das Wunder von Bern“ geplant.

Bobby Wood verletzt

Bobby Wood fehlte in Celle mit einem Bluterguss im Oberschenkel. Der US-Amerikaner muss ein paar Tage pausieren.

Im Video: HSV-Trainer Bruno Labbadia