Hamburg. Vertragsabschluss beim Königstransfer zog sich hin. HSV-Boss Beiersdorfer hat deshalb einen Wunsch. Kostic begründet Entscheidung.

Um 16.55 Uhr war alles klar. Das Ende einer stundenlangen Hängepartie, die zwischenzeitlich schon Fragen aufkommen ließ, ob der Wechsel von Filip Kostic vom VfB Stuttgart zum Hamburger SV doch noch platzen könne. Dann aber kam das Okay. Der 23-Jährige setzte seine Unterschrift unter einen Fünfjahresvertrag bis 2021. Rund 12,5 Millionen Euro Ablöse, die sich mit Erfolgsprämien auf bis zu 14 Millionen steigern können, waren dem HSV die Dienste des flinken Serben wert. „Er ist ein junger Spieler mit viel Potenzial, wir sehen große Entwicklungsmöglichkeiten“, sagte Clubchef Dietmar Beiersdorfer nach dem wochenlangen Poker, „für solch einen Spieler muss man auch mal Geld in die Hand nehmen.“

Seit dem frühen Morgen hatten Kostic und Beiersdorfer in der HSV-Arena gesessen, letzte Details besprochen und dann auf eine Unterschrift aus Stuttgart unter den Auflösungsvertrag mit dem VfB gewartet. Aber die kam erst am späten Nachmittag. „Ich bin sehr froh, dass es geklappt hat“, sagte Kostic nach der Vertragsunterzeichnung, die schon für Sonntagabend vorgesehen war. „Ich denke, Hamburg ist für meine Entwicklung jetzt die beste Lösung. Ich will arbeiten und gewinnen und hoffe, eine gute Zeit hier zu haben.“

Fotoshooting wegen Kostic verzögert

Es war das Ende einer langen Geduldsprobe. Als die Mannschaft gegen 10.05 Uhr die Stadiontreppe zum Trainingsplatz herunterkam, richteten sich die Blicke der zahlreichen HSV-Fans auf die Neuen. Alen Halilovic? Dabei! Bobby Wood? Auch! Filip Kostic? Kein Kostic! Dabei sollte doch eigentlich zum Trainingsbeginn alles klar sein, deshalb hatte der Serbe doch seinen Fitnesscheck bereits am Sonntag im Atleticum des UKE absolviert. Er hatte bestanden, sein körperlicher Zustand also stand einer Unterschrift nicht im Wege.

Kommentar: HSV darf Beiersdorfer und Kühne danken

Dann rückten am Mittag zahlreiche Fotografen und Mitarbeiter der Medienabteilung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) an. Das offizielle Mannschaftsfoto musste geschossen, kleine Einspielfilmchen gedreht werden. Auch dieser Termin verspätete sich um knapp 40 Minuten Wartezeit. Der Serbe sollte schließlich mit abgelichtet werden. Sogar Dino-Maskottchen Hermann war dabei, Kostic aber nicht.

Währenddessen saß Kostic im Büro von Clubchef Beiersdorfer. „An solch einem Vertragswerk sind nicht nur zwei beteiligt“, sagte Beiersdorfer, „meist laufen diese Verhandlungen aber im Hintergrund.“ Die Vereine müssen sich auf eine Ablöse einigen und eventuelle Erfolgsprämien aushandeln, der FC Groningen hat angeblich Anrecht auf 15 Prozent der Ablöse. Werberechte an dem Spieler müssen ausgehandelt werden. Und so weiter. Am Nachmittag wurde es dann schon unruhig in den sozialen Netzwerken. Das Warten auf Kostic wurde fast zu einem Warten auf Godot. Doch dann kam er tatsächlich.

Die teuersten HSV-Transfers:

Kostic und sein Gefolge: Die teuersten HSV-Transfers

Filip Kostic trägt die Bürde des bislang teuersten Einkaufs der HSV-Geschichte: Nach langen Verhandlungen mit dem VfB Stuttgart wurden im Sommer 2016 für den Serben 14 Millionen Euro plus Boni fällig
Filip Kostic trägt die Bürde des bislang teuersten Einkaufs der HSV-Geschichte: Nach langen Verhandlungen mit dem VfB Stuttgart wurden im Sommer 2016 für den Serben 14 Millionen Euro plus Boni fällig © WITTERS | ValeriaWitters
Ganz hoch hinaus wollte Rafael van der Vaart ab der Saison 2012/13 ein zweites Mal mit dem HSV. Die Rückholaktion des Niederländers von Tottenham ließ sich der Dino rund 13 Millionen Euro plus Boni kosten. Platz zwei für van der Vaart
Ganz hoch hinaus wollte Rafael van der Vaart ab der Saison 2012/13 ein zweites Mal mit dem HSV. Die Rückholaktion des Niederländers von Tottenham ließ sich der Dino rund 13 Millionen Euro plus Boni kosten. Platz zwei für van der Vaart © Witters
2006 konnte der damalige Vorstandsboss Bernd Hoffmann das Abwehrtalent Vincent Kompany im Volkspark begrüßen. 10,5 Millionen Euro (Platz 3) gab der HSV aus. Für den Weiterverkauf kassierte der Verein zwei Jahre später 8,5 Millionen Euro
2006 konnte der damalige Vorstandsboss Bernd Hoffmann das Abwehrtalent Vincent Kompany im Volkspark begrüßen. 10,5 Millionen Euro (Platz 3) gab der HSV aus. Für den Weiterverkauf kassierte der Verein zwei Jahre später 8,5 Millionen Euro © Witters
Der Inbegriff des HSV-Flops: Nach einer starken U21-EM im Sommer 2009 machte der HSV 10 Millionen Euro locker, um Bruno Labbadia Stürmer Marcus Berg (Platz 4) zu bescheren. Der Schwede dankte es mit einem Törchen in zwei Jahren
Der Inbegriff des HSV-Flops: Nach einer starken U21-EM im Sommer 2009 machte der HSV 10 Millionen Euro locker, um Bruno Labbadia Stürmer Marcus Berg (Platz 4) zu bescheren. Der Schwede dankte es mit einem Törchen in zwei Jahren © Witters
Knapp dahinter folgt der Brasilianer Walace, den der HSV im Winter 2017 für 9,2 Millionen Euro von Grêmio Porto Alegre verpflichtete
Knapp dahinter folgt der Brasilianer Walace, den der HSV im Winter 2017 für 9,2 Millionen Euro von Grêmio Porto Alegre verpflichtete © WITTERS | ValeriaWitters
9 Millionen Euro Ablöse im Sommer 2009 konnten Eljero Elia (Platz 6) nicht aufhalten. Der Niederländer machte nach 52 Bundesligaspielen wieder den Abflug
9 Millionen Euro Ablöse im Sommer 2009 konnten Eljero Elia (Platz 6) nicht aufhalten. Der Niederländer machte nach 52 Bundesligaspielen wieder den Abflug © Witters
Thiago Neves (Platz 7) war ein 9 Millionen Euro teures Missverständnis: Der Brasilianer lief ganze sechs Mal für den HSV auf - macht pro Spiel rund 1,5 Millionen Euro
Thiago Neves (Platz 7) war ein 9 Millionen Euro teures Missverständnis: Der Brasilianer lief ganze sechs Mal für den HSV auf - macht pro Spiel rund 1,5 Millionen Euro "Auflaufprämie" © Witters
Kerstin Lasogga gab Hamburg für ihren Sohn Pierre-Michel 2013 erst den Leih-Zuschlag, ein Jahr später dann einen festen Vertrag. 8,5 Millionen Euro wurden dafür fällig, macht Platz 8 für den Angreifer
Kerstin Lasogga gab Hamburg für ihren Sohn Pierre-Michel 2013 erst den Leih-Zuschlag, ein Jahr später dann einen festen Vertrag. 8,5 Millionen Euro wurden dafür fällig, macht Platz 8 für den Angreifer © Imago/Christoph Reichwein
Blutjung, aber schon ganz schön teuer: Marcell Jansen wechselte 2008 als 22-jähriger Nationalspieler an die Elbe. Bayern München erhielt 8 Millionen Euro für den Linksfuß (Platz 9)
Blutjung, aber schon ganz schön teuer: Marcell Jansen wechselte 2008 als 22-jähriger Nationalspieler an die Elbe. Bayern München erhielt 8 Millionen Euro für den Linksfuß (Platz 9) © Witters
Trainer Armin Veh freute sich 2010 über einen neuen Abwehrchef: Heiko Westermann löste der HSV für 7,5 Millionen Euro von Schalke los (Platz 10)
Trainer Armin Veh freute sich 2010 über einen neuen Abwehrchef: Heiko Westermann löste der HSV für 7,5 Millionen Euro von Schalke los (Platz 10) © Witters
Platz 11: Mladen Petric (M., zwischen Trainer Martin Jol und Bernd Hoffmann). Der Kroate kostete 2008 rund 7,3 Millionen Euro. Bei den Fans avancierte der Kroate zum Publikumsliebling
Platz 11: Mladen Petric (M., zwischen Trainer Martin Jol und Bernd Hoffmann). Der Kroate kostete 2008 rund 7,3 Millionen Euro. Bei den Fans avancierte der Kroate zum Publikumsliebling © Witters
Für die Dienste von Linksverteidiger Douglas Santos überwies der HSV im Sommer 2016 6,5 Millionen Euro an Atlético Mineiro. Den 12. Platz teilt sich Santos mit ...
Für die Dienste von Linksverteidiger Douglas Santos überwies der HSV im Sommer 2016 6,5 Millionen Euro an Atlético Mineiro. Den 12. Platz teilt sich Santos mit ... © WITTERS | TayDucLam
Lewis Holtby – der die Bälle für die Bälle dank einer Ablöse von 6,5 Millionen Euro jongliert ...
Lewis Holtby – der die Bälle für die Bälle dank einer Ablöse von 6,5 Millionen Euro jongliert ... © Witters
... mit Mohamed Zidan – der sich hier wohl auch fragen dürfte, wo die ganzen Millionen wohl hin sind. Die Bilanz des Ägypters in Hamburg: 21 Spiele, zwei Tore
... mit Mohamed Zidan – der sich hier wohl auch fragen dürfte, wo die ganzen Millionen wohl hin sind. Die Bilanz des Ägypters in Hamburg: 21 Spiele, zwei Tore © Witters
... sowie mit Kyriakos Papadopoulos, der im Winter 2017 zunächst auf Leihbasis kam und anschließend für 6,5 Millionen Euro fest von Bayer Leverkusen verpflichtet wurde
... sowie mit Kyriakos Papadopoulos, der im Winter 2017 zunächst auf Leihbasis kam und anschließend für 6,5 Millionen Euro fest von Bayer Leverkusen verpflichtet wurde © Witters
Für die späte Rückkehr André Hahns wurden im Sommer 2017 schließlich 6 Millionen Euro fällig. Platz 16
Für die späte Rückkehr André Hahns wurden im Sommer 2017 schließlich 6 Millionen Euro fällig. Platz 16 © Witters
1/16

Kostic will ein besserer Spieler werden

„Ich denke, ich kann hier zu einem besseren Spieler werden“, begründete Kostic seine Entscheidung für den HSV, obwohl bis zuletzt auch der VfL Wolfsburg um den schnellen Linksaußen mitgeboten hatte. Und dann fügte er noch an: „Die Gespräche mit Trainer Bruno Labbadia waren sehr wichtig für mich.“

Dabei war bemerkenswert, wie hartnäckig Kostic zu seiner Entscheidung gestanden hat. Erst sein erneut klares Bekenntnis zum HSV Ende letzter Woche hat den Deal am Ende ermöglicht. „Es war einfacher für uns, uns gegen andere Vereine durchzusetzen, weil der Spieler zu uns wollte und das auch erklärt hatte“, sagte Beiersdorfer.

Labbadia war natürlich zufrieden, dass sich das unermüdliche Werben um den serbischen Nationalspieler am Ende ausgezahlt hatte. „Es war ein harter Marathon, und ich bin froh, dass wir den so durchgezogen haben“, meinte der HSV-Coach auch mit Blick auf Verhandlungsführer Beiersdorfer, der sich von der lange Zeit anhaltenden Stuttgarter Unnachgiebigkeit nicht hatte beirren lassen. „Wir haben nach jungen Spielern gesucht, die mit uns wachsen“, sagte Labbadia, „die haben wir unter anderem mit Kostic, Halilovic und auch Luca Waldschmidt gefunden.“

Ende gut – alles gut also. An diesem Dienstag kann Kostic mit seinen neuen Mitspielern erstmals auf dem Platz trainieren. Zeit für ein neues Mannschaftsfoto wird man finden. Bleibt nur eine Lehre für Beiersdorfer nach dem Marathon-Montag: „Das Catering in meinem Büro muss besser werden.“