Hamburg. Die Neuzugänge Alen Halilovic und Bobby Wood sollen in Hamburg für Tempo sorgen. Zwei Spieler, die früh den schwierigen Weg wählten.

Es war ein ungewöhnlicher Ort für ihr erstes gemeinsames Training. Am Freitagmorgen ging es für Bobby Wood und Alen Halilovic zum Hamburger Steinwiesenweg. Auf der Sportanlage, auf der in der Regel die Alten Herren des SV Eidelstedt spielen, drehten die beiden Neuzugänge des HSV ihre ersten gemeinsamen Runden. Mit Altherrenfußball wollen die Hamburger künftig aber nichts mehr zu tun haben. Auch deswegen hat der HSV mit Wood (23) und Halilovic (20) zwei junge Offensivspieler in den Volkspark geholt. „Woody“ und Alen – es klingt fast ein wenig nach Hollywood in Hamburg.

Tatsächlich sind die beiden Neuzugänge ein Versprechen in die Zukunft. Während Halilovic nach seinem Wechsel vom FC Barcelona zum HSV bereits am Donnerstag seine neue Arbeitskleidung trug, zeigte sich am Freitag auch Wood erstmals im Outfit seines neuen Vereins. Der Transfer des Stürmers vom FC Union Berlin nach Hamburg steht zwar schon ein paar Wochen länger fest, weil Wood nach der Saison aber noch die Copa América mit der Nationalmannschaft der USA spielte, durfte er dreieinhalb Wochen länger Urlaub machen als seine neuen Kollegen.

Halilovic und Wood beim Laktattest

Zoltan Stieber (2.v.r.) beim ersten Small Talk mit HSV-Neuzugang Alen Halilovic (l.). Im Hintergrund Bobby Wood und Athletiktrainer Carsten Schünemann
Zoltan Stieber (2.v.r.) beim ersten Small Talk mit HSV-Neuzugang Alen Halilovic (l.). Im Hintergrund Bobby Wood und Athletiktrainer Carsten Schünemann © WITTERS | ValeriaWitters
An seinem ersten Arbeitstag in Hamburg sah Dribbelkünstler Halilovic erst einmal keinen Ball
An seinem ersten Arbeitstag in Hamburg sah Dribbelkünstler Halilovic erst einmal keinen Ball © WITTERS | ValeriaWitters
Mit dem weiteren Toptransfer Wood (r.) musste der Kroate beim Laufen seine Fitness unter Beweis stellen
Mit dem weiteren Toptransfer Wood (r.) musste der Kroate beim Laufen seine Fitness unter Beweis stellen © WITTERS | ValeriaWitters
Und die ersten Kurven nahm Halilovic (l.) mit viel Verve
Und die ersten Kurven nahm Halilovic (l.) mit viel Verve © WITTERS | ValeriaWitters
Auch für die EM-Teilnehmer Albin Ekdal (l.) und Johan Djourou stand zum Einstieg in die Saisonvorbereitung der obligatorische Laktattest auf dem Programm
Auch für die EM-Teilnehmer Albin Ekdal (l.) und Johan Djourou stand zum Einstieg in die Saisonvorbereitung der obligatorische Laktattest auf dem Programm © WITTERS | ValeriaWitters
Dabei wurden die fünf Nachzügler von Schünemann reihum gepiekst: Erst Halilovic...
Dabei wurden die fünf Nachzügler von Schünemann reihum gepiekst: Erst Halilovic... © WITTERS | ValeriaWitters
...dann Ekdal...
...dann Ekdal... © WITTERS | ValeriaWitters
...ja, auch Bobby Wood...
...ja, auch Bobby Wood... © WITTERS | ValeriaWitters
...und auch Zoltan Stieber - der den Verein allerdings noch verlassen soll
...und auch Zoltan Stieber - der den Verein allerdings noch verlassen soll © WITTERS | ValeriaWitters
Kapitän Djourou blieb ebensowenig verschont
Kapitän Djourou blieb ebensowenig verschont © WITTERS | ValeriaWitters
Alles gut! Der Schweizer Abwehrchef freut sich auf seine vierte Spielzeit mit dem HSV
Alles gut! Der Schweizer Abwehrchef freut sich auf seine vierte Spielzeit mit dem HSV © WITTERS | ValeriaWitters
Erfrischung war zum heißen WIedereinstieg nicht nur für Ekdal nötig
Erfrischung war zum heißen WIedereinstieg nicht nur für Ekdal nötig © WITTERS | ValeriaWitters
Auch an das rechte Bein denken: Linksfuß Halilovic beim Dehnen
Auch an das rechte Bein denken: Linksfuß Halilovic beim Dehnen © WITTERS | ValeriaWitters
Stürmer Bobby Wood trägt beim HSV die Nummer sieben
Stürmer Bobby Wood trägt beim HSV die Nummer sieben © WITTERS | ValeriaWitters
Halilovic hat sich die geschichtsträchtige 23 geschhnappt, die zuvor bereits Rafael van der Vaart trug
Halilovic hat sich die geschichtsträchtige 23 geschhnappt, die zuvor bereits Rafael van der Vaart trug © WITTERS | ValeriaWitters
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Kroatiens Nationalspieler Halilovic (neun Länderspiele) und US-Nationalspieler Wood (17 Länderspiele) könnten beim HSV künftig die zentrale Offensive bilden und der Mannschaft dringend benötigtes Tempo verleihen. „Ich spiele am liebsten hinter der Spitze“, sagte Halilovic am Donnerstag. „Ich fühle mich im Sturmzentrum am wohlsten“, sagte Wood am Freitag. Auf dieser Position hatte er in der Zweiten Liga in der vergangenen Saison 17 Tore erzielt, zwölf davon allein in der Rückrunde. Es war der Zeitpunkt, als sich der damalige HSV-Sportchef Peter Knäbel das erste Mal mit Wood in Verbindung setzte. Durch den frühzeitigen Kontakt gelang es dem HSV schließlich, den schnellen Angreifer für eine verhältnismäßig geringe Ablösesumme von 3,5 Millionen Euro zu verpflichten. Nach seinen guten Auftritten bei der Copa América wäre der Preis deutlich höher ausgefallen.

Auch Halilovic ist mit einer Ablösesumme von fünf Millionen Euro für den HSV ein guter Deal, wenngleich sich Barcelona eine Rückkaufoption von zehn Millionen Euro sicherte. Halilovic und Wood haben jeweils bis 202o unterschrieben. „Ich habe ihn heute kennen- gelernt“, sagte Wood über seinen neuen Kollegen. „Ich habe ihn zwar nie live in Aktion sehen, aber gehört, dass er ein toller Spieler sein soll. Ich freue mich mit ihm zusammen zu spielen.“

Wood und Halilovic wählten bei ihrer Karriereplanung zwar völlig unterschiedliche Wege, wagten aber jeweils früh den Sprung ins Ausland. Während Halilovic mit 17 Dinamo Zagreb verließ und mit dem FC Barcelona direkt einen der größten Clubs der Welt ansteuerte, kämpfte sich Wood über Umwege in die Bundesliga. Als 14-Jähriger verließ der auf Hawaii geborene Sohn einer Japanerin und eines US-Amerikaners seine Heimat und zog in das Nachwuchsleistungszentrum von 1860 München. Dort schaffte er vor fünf Jahren den Sprung zu den Profis. „Es war am Anfang sehr schwer von zu Hause weg zu sein. Ich hatte auch Heimweh, musste viel opfern“, sagt Wood rückblickend auf seine ersten Jahre in Deutschland. „Aber so habe ich früh gelernt, mich durchzusetzen. Ich habe hart gearbeitet, um heute hier zu sein.“

Wood träumte als Kind von einer Karriere im Football

Dass Wood heute beim HSV und für die US-Nationalmannschaft spielt, hat er einem Freund in der Kindheit zu verdanken. Der kleine Bobby wuchs in Hawaii auf der Insel O’ahu auf und wollte eigentlich Football spielen. Weil seine Mutter aber viel arbeiten musste und keine Zeit hatte, ihn zum Training zu fahren, nahm ihn die Mutter des Freundes mit zum Fußball. „Zum Glück bin ich dabei geblieben“, sagt der HSV-Stürmer heute. „Ich bin froh, dass ich mein Ziel erreicht habe und jetzt bei so einem geilen Club spielen kann.“

US-Nationalcoach Jürgen Klinsmann hat Woods Karriere früh verfolgt. Vor drei Jahren nominierte der frühere Bundestrainer den damals 20-Jährigen erstmals für ein Länderspiel. „Sein Reifeprozess ist einfach wundervoll“, sagt Klinsmann über seinen Schützling. „Er hat einfach einen Klasse-Charakter, er ist fokussiert und hungrig“, sagt Klinsmann, der sich mit HSV-Trainer Bruno Labbadia vor dem Wechsel austauschte.

Halilovic und die anderen HSV-Neuzugänge

Er war der erste Neuzugang des HSV: US-Nationalspieler Bobby Wood kommt für 3,5 Millionen Euro vom Zweitligisten Union Berlin
Er war der erste Neuzugang des HSV: US-Nationalspieler Bobby Wood kommt für 3,5 Millionen Euro vom Zweitligisten Union Berlin © Imago
In Hamburg trägt der 23-jährige Stürmer die Nummer 7
In Hamburg trägt der 23-jährige Stürmer die Nummer 7 © Witters
Christian Mathenia soll den Kasten im Volkspark sauber halten - sofern er René Adler verdrängt
Christian Mathenia soll den Kasten im Volkspark sauber halten - sofern er René Adler verdrängt © Witters
Der 24-Jährige kommt mit der Empfehlung des sensationellen Klassenerhalts mit Darmstadt 98 an die Elbe
Der 24-Jährige kommt mit der Empfehlung des sensationellen Klassenerhalts mit Darmstadt 98 an die Elbe © WITTERS | FrankPeters
Und noch einer aus Hessen: Stürmer Luca Waldschmidt verließ die Frankfurter Eintracht, um in Hamburg seinen Bundesliga-Durchbruch zu schaffen
Und noch einer aus Hessen: Stürmer Luca Waldschmidt verließ die Frankfurter Eintracht, um in Hamburg seinen Bundesliga-Durchbruch zu schaffen © Witters
Rund 1,3 Millionen Euro werden für den deutschen U-20-Nationalspieler fällig
Rund 1,3 Millionen Euro werden für den deutschen U-20-Nationalspieler fällig © Witters
Ohne Ablöse wurde Bakery Jatta an den HSV gebunden
Ohne Ablöse wurde Bakery Jatta an den HSV gebunden © Witters
Bis zur ersten Vertragsunterschrift seines Lebens musste der Flüchtling aus Gambia noch seinen 18. Geburtstag abwarten
Bis zur ersten Vertragsunterschrift seines Lebens musste der Flüchtling aus Gambia noch seinen 18. Geburtstag abwarten © Witters
Bei Alen Halilovic blieb Dietmar Beiersdorfer hartnäckig und wurde vom FC Barcelona für eine Zahlung von fünf Millionen Euro mit einem Vierjahresvertrag belohnt. Allerdings sicherten sich die Katalanen eine Rückkaufoption für den 20-Jährigen
Bei Alen Halilovic blieb Dietmar Beiersdorfer hartnäckig und wurde vom FC Barcelona für eine Zahlung von fünf Millionen Euro mit einem Vierjahresvertrag belohnt. Allerdings sicherten sich die Katalanen eine Rückkaufoption für den 20-Jährigen © Witters
Dass Halilovic großes Selbstbewusststein besitzt, demonstrierte er gleich am ersten Tag: Zielgerichtet schnappte sich der kroatische Nationalspieler die Nummer 23, die beim HSV zuvor Rafael van der Vaart geprägt hatte
Dass Halilovic großes Selbstbewusststein besitzt, demonstrierte er gleich am ersten Tag: Zielgerichtet schnappte sich der kroatische Nationalspieler die Nummer 23, die beim HSV zuvor Rafael van der Vaart geprägt hatte © Witters
Im Winter war es mit der Herrlichkeit des Talents allerdings vorerst vorbei – Halilovic zog bis Saisonende zu UD Las Palmas weiter
Im Winter war es mit der Herrlichkeit des Talents allerdings vorerst vorbei – Halilovic zog bis Saisonende zu UD Las Palmas weiter © Witters
Königstransfer Filip Kostic, 23, wird den HSV bis zu 14 Millionen Euro kosten
Königstransfer Filip Kostic, 23, wird den HSV bis zu 14 Millionen Euro kosten © Witters | Valeria/Witters
Bis der serbische Flügelflitzer endlich unterschreiben konnte, spielte Beiersdorfer einen zähen Transferpoker mit dem VfB Stuttgart und dem vorigen Besitzer FC Groningen
Bis der serbische Flügelflitzer endlich unterschreiben konnte, spielte Beiersdorfer einen zähen Transferpoker mit dem VfB Stuttgart und dem vorigen Besitzer FC Groningen © Witters
Ebenfalls neu an Bord: Douglas Santos. Der Linksverteidiger kostet zehn Millionen Euro Ablöse, wovon sieben Millionen an Atlético Mineiro gehen
Ebenfalls neu an Bord: Douglas Santos. Der Linksverteidiger kostet zehn Millionen Euro Ablöse, wovon sieben Millionen an Atlético Mineiro gehen © WITTERS | TayDucLam
Douglas Santos unterschrieb einen Fünfjahresvertrag beim HSV
Douglas Santos unterschrieb einen Fünfjahresvertrag beim HSV © HA
Im Winter rüstete der HSV noch einmal auf – als erster kam Mergim Mavra für 1,8 Millionen Euro vom 1. FC Köln
Im Winter rüstete der HSV noch einmal auf – als erster kam Mergim Mavra für 1,8 Millionen Euro vom 1. FC Köln © Witters
Der albanische Nationalspieler soll die Innenverteidigung gemeinsam mit Kyriakos Papadopoulos (l.) stabilisieren
Der albanische Nationalspieler soll die Innenverteidigung gemeinsam mit Kyriakos Papadopoulos (l.) stabilisieren © Imago/Sven Simon
Der Grieche stieß leihweise von RB Leipzig nach Hamburg und war der erste Transfer des neuen Sportchefs Jens Todt
Der Grieche stieß leihweise von RB Leipzig nach Hamburg und war der erste Transfer des neuen Sportchefs Jens Todt © Witters
Kurz vor Ende der Wintertransferperiode schlug der HSV noch einmal auf dem Markt zu und verpflichtete den brasilianischen Sechser Walace für knapp 10 Millionen Euro
Kurz vor Ende der Wintertransferperiode schlug der HSV noch einmal auf dem Markt zu und verpflichtete den brasilianischen Sechser Walace für knapp 10 Millionen Euro © Witters | ValeriaWitters
Der 21-Jährige (l.) kommt mit der Empfehlung eines Olympiasiegs nach Hamburg
Der 21-Jährige (l.) kommt mit der Empfehlung eines Olympiasiegs nach Hamburg © Imago/GEPA Pictures
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Wood ist als Stürmer ein ähnlicher Typ, wie es Klinsmann und Labbadia als Spieler waren. „Mein Spiel ist sehr physisch und mit viel Arbeit verbunden. Ich bin schnell und suche immer den Weg in die Tiefe“, sagt Wood über seine Stärken. Die Erwartungen will er aber nicht zu hoch hängen. „Ich will mein Ding machen. Mein Job ist Tore schießen. Das will ich so gut wie möglich machen. Ich mache mir aber keinen Druck.“

Alen Halilovic soll Wood als Vorbereiter dabei helfen. Ob die beiden zum Saisonstart zusammen in der Startelf stehen, wird sich in den nächsten fünf Wochen der Vorbereitung herausstellen. Wood demonstrierte am Freitag, dass er sich noch umstellen muss. Zumindest sprachlich. Auf die Frage, wie viele Tore er sich beim HSV zum Ziel gesetzt hatte, antwortete er in klassischem bayerisch: „Schaun mer mal ...“