Hamburg. Die Neuzugänge Alen Halilovic und Bobby Wood sollen in Hamburg für Tempo sorgen. Zwei Spieler, die früh den schwierigen Weg wählten.
Es war ein ungewöhnlicher Ort für ihr erstes gemeinsames Training. Am Freitagmorgen ging es für Bobby Wood und Alen Halilovic zum Hamburger Steinwiesenweg. Auf der Sportanlage, auf der in der Regel die Alten Herren des SV Eidelstedt spielen, drehten die beiden Neuzugänge des HSV ihre ersten gemeinsamen Runden. Mit Altherrenfußball wollen die Hamburger künftig aber nichts mehr zu tun haben. Auch deswegen hat der HSV mit Wood (23) und Halilovic (20) zwei junge Offensivspieler in den Volkspark geholt. „Woody“ und Alen – es klingt fast ein wenig nach Hollywood in Hamburg.
Tatsächlich sind die beiden Neuzugänge ein Versprechen in die Zukunft. Während Halilovic nach seinem Wechsel vom FC Barcelona zum HSV bereits am Donnerstag seine neue Arbeitskleidung trug, zeigte sich am Freitag auch Wood erstmals im Outfit seines neuen Vereins. Der Transfer des Stürmers vom FC Union Berlin nach Hamburg steht zwar schon ein paar Wochen länger fest, weil Wood nach der Saison aber noch die Copa América mit der Nationalmannschaft der USA spielte, durfte er dreieinhalb Wochen länger Urlaub machen als seine neuen Kollegen.
Halilovic und Wood beim Laktattest
Kroatiens Nationalspieler Halilovic (neun Länderspiele) und US-Nationalspieler Wood (17 Länderspiele) könnten beim HSV künftig die zentrale Offensive bilden und der Mannschaft dringend benötigtes Tempo verleihen. „Ich spiele am liebsten hinter der Spitze“, sagte Halilovic am Donnerstag. „Ich fühle mich im Sturmzentrum am wohlsten“, sagte Wood am Freitag. Auf dieser Position hatte er in der Zweiten Liga in der vergangenen Saison 17 Tore erzielt, zwölf davon allein in der Rückrunde. Es war der Zeitpunkt, als sich der damalige HSV-Sportchef Peter Knäbel das erste Mal mit Wood in Verbindung setzte. Durch den frühzeitigen Kontakt gelang es dem HSV schließlich, den schnellen Angreifer für eine verhältnismäßig geringe Ablösesumme von 3,5 Millionen Euro zu verpflichten. Nach seinen guten Auftritten bei der Copa América wäre der Preis deutlich höher ausgefallen.
Auch Halilovic ist mit einer Ablösesumme von fünf Millionen Euro für den HSV ein guter Deal, wenngleich sich Barcelona eine Rückkaufoption von zehn Millionen Euro sicherte. Halilovic und Wood haben jeweils bis 202o unterschrieben. „Ich habe ihn heute kennen- gelernt“, sagte Wood über seinen neuen Kollegen. „Ich habe ihn zwar nie live in Aktion sehen, aber gehört, dass er ein toller Spieler sein soll. Ich freue mich mit ihm zusammen zu spielen.“
Wood und Halilovic wählten bei ihrer Karriereplanung zwar völlig unterschiedliche Wege, wagten aber jeweils früh den Sprung ins Ausland. Während Halilovic mit 17 Dinamo Zagreb verließ und mit dem FC Barcelona direkt einen der größten Clubs der Welt ansteuerte, kämpfte sich Wood über Umwege in die Bundesliga. Als 14-Jähriger verließ der auf Hawaii geborene Sohn einer Japanerin und eines US-Amerikaners seine Heimat und zog in das Nachwuchsleistungszentrum von 1860 München. Dort schaffte er vor fünf Jahren den Sprung zu den Profis. „Es war am Anfang sehr schwer von zu Hause weg zu sein. Ich hatte auch Heimweh, musste viel opfern“, sagt Wood rückblickend auf seine ersten Jahre in Deutschland. „Aber so habe ich früh gelernt, mich durchzusetzen. Ich habe hart gearbeitet, um heute hier zu sein.“
Wood träumte als Kind von einer Karriere im Football
Dass Wood heute beim HSV und für die US-Nationalmannschaft spielt, hat er einem Freund in der Kindheit zu verdanken. Der kleine Bobby wuchs in Hawaii auf der Insel O’ahu auf und wollte eigentlich Football spielen. Weil seine Mutter aber viel arbeiten musste und keine Zeit hatte, ihn zum Training zu fahren, nahm ihn die Mutter des Freundes mit zum Fußball. „Zum Glück bin ich dabei geblieben“, sagt der HSV-Stürmer heute. „Ich bin froh, dass ich mein Ziel erreicht habe und jetzt bei so einem geilen Club spielen kann.“
US-Nationalcoach Jürgen Klinsmann hat Woods Karriere früh verfolgt. Vor drei Jahren nominierte der frühere Bundestrainer den damals 20-Jährigen erstmals für ein Länderspiel. „Sein Reifeprozess ist einfach wundervoll“, sagt Klinsmann über seinen Schützling. „Er hat einfach einen Klasse-Charakter, er ist fokussiert und hungrig“, sagt Klinsmann, der sich mit HSV-Trainer Bruno Labbadia vor dem Wechsel austauschte.
Halilovic und die anderen HSV-Neuzugänge
Wood ist als Stürmer ein ähnlicher Typ, wie es Klinsmann und Labbadia als Spieler waren. „Mein Spiel ist sehr physisch und mit viel Arbeit verbunden. Ich bin schnell und suche immer den Weg in die Tiefe“, sagt Wood über seine Stärken. Die Erwartungen will er aber nicht zu hoch hängen. „Ich will mein Ding machen. Mein Job ist Tore schießen. Das will ich so gut wie möglich machen. Ich mache mir aber keinen Druck.“
Alen Halilovic soll Wood als Vorbereiter dabei helfen. Ob die beiden zum Saisonstart zusammen in der Startelf stehen, wird sich in den nächsten fünf Wochen der Vorbereitung herausstellen. Wood demonstrierte am Freitag, dass er sich noch umstellen muss. Zumindest sprachlich. Auf die Frage, wie viele Tore er sich beim HSV zum Ziel gesetzt hatte, antwortete er in klassischem bayerisch: „Schaun mer mal ...“