Hamburg. Nach sechs Jahren Hamburg wurde Drobnys Vertrag nicht verlängert. Jetzt schließt sich der Torwart ausgerechnet Werder Bremen an.
„Mit dem HSV bin ich fertig.“ Das waren die letzten Worte, die von Jaroslav Drobny nach einem finalen Gespräch mit HSV-Trainer Bruno Labbadia an die Öffentlichkeit gelangt waren, da er sich vom Club ungerecht behandelt fühlte. Dies ist jetzt einen Monat her, und man könnte fast meinen, dass der Torwart die Zeit dafür genutzt hat, seinen Rachefeldzug sorgfältig zu planen. Denn am Mittwoch posierte Drobny mit erhobenem Daumen ausgerechnet vor dem Vereinswappen von Erzrivale Werder Bremen.
Der Grund: Der 36-Jährige hatte kurz zuvor einen Einjahresvertrag beim norddeutschen Bundesligarivalen unterschrieben. „Mit Jaroslav Drobny konnten wir einen Torhüter mit großer Erfahrung verpflichten, der schon oft gezeigt hat, dass er im Falle eines Falles zu 100 Prozent bereit ist“, sagte Werder-Manager Frank Baumann. Auch Drobny selbst äußerte sich nach der Vertragsunterzeichnung. „Jeder weiß, was Werder bedeutet, ein großer Verein mit großer Tradition. Jeder Profi kann froh sein, hier zu spielen.“
HSV und Drobny hatte eigentlich gepasst
Diese Aussage muss jedem HSV-Fan in den Ohren brennen. Dabei hatte die Beziehung zwischen Drobny und dem HSV lange Zeit gepasst. Im Sommer 2010 war der Tscheche von der Hertha aus Berlin nach Hamburg gewechselt, wurde in der Saison darauf Stammtorhüter. Erst der Transfer von René Adler zur Spielzeit 2012/13 machte Drobny wieder zum Ersatzmann. Doch immer wenn Adler verletzt war oder schwächelte, war auf den loyalen 1,92-Meter-Hünen Verlass. In der abgelaufenen Saison absolvierte er zehn Spiele. Bei den Fans, die ihn nur während einer Schwächephase zu Beginn seiner Hamburger Zeit kritisch beäugt hatten, hatte Drobny einen Stein im Brett. Vor allem, als er in den Relegationsspielen gegen Greuther Fürth maßgeblich zum Klassenerhalt des HSV beitrug.
Doch nachdem es der Bundesliga-Dino im Mai dieses Jahres aus finanziellen (knapp eine Million Euro Jahresgehalt) und strukturellen Gründen abgelehnt hat, den Vertrag Drobnys um ein weiteres Jahr zu verlängern, kam es zum Bruch mit dem HSV. „Keiner hat mir gesagt, dass ich gehen soll, obwohl es intern alle wussten. Du sitzt da, und sie lügen dir in die Augen. Das habe ich so nicht erwartet“, hatte Drobny in der „Sport-Bild“ gepoltert. Es kam zum Eklat, als er den Einsatz im letzten, bedeutungslosen Saisonspiel gegen Augsburg wegen „fehlender Spannung“ verweigerte.
„Drobo“ bei Fans und Mitspielern beliebt
Es war die traurige Eskalation nach einer lange Zeit glänzenden Zusammenarbeit. „Drobo“ hatte nicht nur bei den Fans Kultstatus, auch innerhalb der Mannschaft war der Schatzmeister für die Mannschaftskasse sehr beliebt. „Er ist für die Stimmung in der Kabine enorm wichtig“, sagte Bruno Labbadia. Dennoch entschied sich der Coach gemeinsam mit Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer, auf den zwölf Jahre jüngeren Christian Mathenia von Darmstadt 98 zu setzen.
Auch in Bremen droht ihm nun überwiegend die Bank, auch wenn Drobny sagt, dass er „kommt, um zu spielen“. Der Schlussmann, der ablösefrei an die Weser wechselt und den Medizincheck trotz seiner anhaltenden Knieprobleme am Mittwoch erfolgreich absolviert hat, ist offenbar nur als Ersatzkeeper hinter der Nummer eins Felix Wiedwald eingeplant. Drobny verdrängt somit nur seinen ein Jahr älteren Kollegen Gerhard Tremmel, der von den Grün-Weißen in der abgelaufenen Spielzeit von Swansea City ausgeliehen war. Bereits vor zwei Jahren hatte Werder über eine Drobny-Verpflichtung nachgedacht. Doch damals kam der Deal nicht zustande.
Wechsel-Petition ohne Erfolg
Und was sagen die Fans? Spötter behaupten schon, Drobny könne gar nicht mehr ohne Abstiegskampf leben und sei nur deshalb nach Bremen gewechselt. Ein Anhänger Drobnys hatte vor Bekanntgabe des Transfers eine Petition gestartet, um den tschechischen Keeper von einer Zusage an die Bremer abzuhalten. Offensichtlich ohne Erfolg.
Ursprünglich war sogar angedacht, Drobny im Anschluss an seine aktive Karriere im Nachwuchsbereich des HSV einzusetzen. Die Trainer-A-Lizenz hat er bereits in der Tasche. „Jaroslav eignet sich hervorragend dafür, weil er die richtige Ausbildung, die Einstellung und die Identifikation mit dem HSV mitbringt“, hatte der ehemalige Sportchef Peter Knäbel vor einem Jahr erklärt. Das mit der Identifikation könnte nach diesem Wechsel jedoch problematisch werden.