Hamburg. Es geht um den Klassenerhalt und Europa, die TV-Tabelle, den Kampf vom „Team Marktwert“ gegen das „Team gute Arbeit“ – kurz: ums Geld.
Eines kann man Mainz-Manager Christian Heidel nun wirklich nicht nachsagen: Populistisch ist der ehemalige Autoverkäufer nicht. 2009 hat Heidel Trainer Jørn Andersen noch vor dem ersten Spieltag rausgeworfen, obwohl dieser gerade mit Mainz in die Bundesliga aufgestiegen war. Und als sich nun vor einem Monat das „Team Marktwert“, also die Interessengemeinschaft des HSV mit Stuttgart, Bremen, Frankfurt, Köln und Hertha, für eine Umverteilung der TV-Gelder zugunsten der Traditionsclubs aussprach, hätte der designierte Schalke-Sportchef im Hinblick auf seinen zukünftigen Arbeitgeber bestens schweigen können. Als Mainz-Manager konnte oder wollte er das aber nicht. „Da wird sich auf Tradition berufen, die 50 Jahre zurückliegt, aber nichts mit der Leistung des Vereins im Jahr 2016 zu tun hat“, zürnte also Heidel.
Kommentar: HSV UND Mainz haben recht
Das Aufeinandertreffen zwischen dem HSV und dem FSV Mainz 05 am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) ist somit auch ein Duell zwischen dem „Team Marktwert“ und dem „Team gute Arbeit“. Auf der einen Seite der HSV, der sich im Hinblick auf den neuen TV-Vertrag ab der Saison 2017/18 für eine Umverteilung des TV-Geldes ausspricht. Dabei geht es den Hamburgern um Marketingvorstand Joachim Hilke vor allem darum, dass bei der Ausschüttung der TV-Millionen zukünftig dem Interesse am Club eine höhere Berücksichtigung eingeräumt werden soll. Kurzum: Angebot und Nachfrage sollen den Preis regeln. Und auf der anderen Seite Mainz 05, das als Nicht-Traditionsverein durch einen derart neugeregelten Verteilerschlüssel massiv verlieren würde. Kein Wunder also, dass die Mainzer viel eher das Wirtschaften bei der Bewertung mit einbeziehen möchten. „Wenn Änderungen“, sagt Heidel, „dann sollten da zukünftig auch wirtschaftliche Parameter berücksichtigt werden – zum Beispiel, wie gesund ein Verein wirtschaftet.“
Nur vier Vereine ziehen bei Sky mehr
Gute Gründe kann man relativ einfach für beide Überzeugungen finden. Genauso wie einen Nachweis, dass sich der HSV trotz der sportlichen Talfahrt der vergangenen Jahre noch immer größter Beliebtheit in Deutschland erfreut. So ist das Interesse der Sky-Abonnenten nur an vier Vereinen höher als am HSV. Die Spiele der Hamburger hatten eine durchschnittliche Einschaltquote von 0,45 Millionen, Partien von Mainz wollten nur 0,35 Millionen sehen.
Doch im Hier und Jetzt wird die Verteilung der TV-Gelder unabhängig vom Interesse der Fans an den Vereinen geregelt: 65 Prozent der derzeit 850 Millionen werden gleichzeitig ausgeschüttet, die übrigen 35 Prozent ergeben sich aus dem Erfolg in den vergangenen fünf Spielzeiten. In der aktuellen TV-Tabelle liegt Mainz auf Platz sieben, der HSV auf Platz zwölf. Sollten die Hamburger in den letzten drei Saisonspielen Erfolg haben, könnte der HSV noch Hoffenheim und Bremen in der Fünfjahreswertung überholen und sich so insgesamt über 2,4 Millionen Euro mehr TV-Gelder freuen. „Wir dürfen nicht so tun, als ob die Saison schon vorbei ist“, mahnt eindringlich Kapitän Johan Djourou. „Wir haben noch drei sehr wichtige Spiele vor uns.“
HSV würde Riesensprung machen
Spiel eins steht am Sonnabend in Mainz auf dem Programm. Doch was genau bedeuten nun eigentlich die vor einem Monat vorgestellten Forderungen des „Teams Marktwert“ ? Das Fach-Portal „Meedia“ hatte sich nach Bekanntwerden die Mühe gemacht, den Vorschlag im Detail zu untersuchen. In einer ausführlichen Analyse wurde überprüft, inwiefern sich das Ranking der Bundesligaclubs im Hinblick auf die Verteilung der TV-Millionen durch vier neue Hauptfaktoren („sportlicher Erfolg“, „Erfolg im Fernsehen“, „Erfolg bei den Fans in Deutschland“ und „Erfolg bei den weltweiten Fans“) verschiebt.
Das Ergebnis: Der HSV würde einen Riesensprung nach oben machen, würde in der TV-Tabelle von Platz zwölf auf Rang fünf steigen. Umgekehrt würde Mainz vom siebten auf den 14. Rang durchgereicht, auch Augsburg, Leverkusen, Wolfsburg, Hoffenheim und Hannover würden abrutschen. Allen TV-Millionen zum Trotz steht in den kommenden drei Wochen zunächst noch eine ganz andere Tabelle im Vordergrund: die ganz normale Bundesligatabelle. Und hier geht es für den HSV vor allem um eines: bloß kein Abrutschen auf Platz 16.