Hannover/Hamburg. Gegen Hannover war Schipplock gefeierter Mann. Seine Kollegen verblüfft der Stürmer mit seinem Lebensentwurf und Glauben.
Am Tag des Herren hatte Sven Schipplock ein Heimspiel. Natürlich nur im übertragenen Sinne. Am Sonntag, nach dem Auswärtsspiel in Hannover, joggte der tiefgläubige Stürmer gut gelaunt vom Trainingsplatz im Volkspark, unterschrieb Autogramme und lächelte in jedes Mobiltelefon, das ihm entgegengestreckt wurde. „Vom Wetter bis zum Ergebnis hat einfach alles gepasst“, fasste Schipplock das Geschehen vom Vortag in Hannover zusammen. „Ich bin happy, dass ich die Chance bekommen habe, mich ins Team zurück zu kämpfen. Die letzten Wochen waren nicht einfach.“
In Hannover hatte der in dieser Saison noch torlose Stürmer zwar nicht getroffen, hatte aber die Treffer von Nicolai Müller und Ivo Ilicevic aufgelegt und auch sonst überzeugt. „Ich bin Teamplayer – gönne dem Kollegen das Tor“, sagte Schipplock, der nach der Partie gelobt wurde wie kein Zweiter. „Sven hat das sehr, sehr gut gemacht“, sagte Trainer Bruno Labbadia, Müller lobte: „Sven hat gekämpft – und sich selbst belohnt. Er hat nie aufgegeben, hat immer an sich geglaubt.“
Schipplocks Einblicke bei Bibel TV
Dass dies nur die halbe Wahrheit ist, wird deutlich, wenn man sich das ungewöhnliche Interview Schipplocks mit dem christlichen Fernsehsender Bibel TV anschaut. Da wird deutlich, dass Schipplock auch in schwierigen Zeiten nicht nur an sich, sondern vor allem an Gott geglaubt hat. „Für den Traum von Profifußball habe ich gebetet“, sagt der gebürtige Schwabe, der besonders nach einer Muskelverletzung vor zwei Jahren Halt im Glauben gefunden hat. „Da habe ich mein komplettes Leben geändert. Früher war meine Priorität viel Geld zu verdienen. Doch jetzt betrachte ich den Beruf Fußballprofi anders. Fußballprofi zu sein ist nicht das allerwichtigste für mich.“
In dem Interview, das bereits im Februar ausgestrahlt wurde und nun in der Mediathek im Internet zu finden ist, gibt der religiöse Fußballer ungewöhnliche Einblicke. So berichtet Schipplock, der täglich in der Bibel liest, dass er sich auch schon öfters mit Mannschaftskollegen über seinen Glauben unterhalten habe: „Ich habe ihnen erklärt, was ich da eigentlich genau mache, wenn ich bete.“ Diese hätten das zunächst nicht glauben können. „Viele sind oft überrascht. Ich bin ja ein lebensfroher Mensch, lache gerne, flachse viel und gehe auch mal aus. Das passt dann für viele gar nicht zum Bild eines Christen.“
Dabei bete er nicht nur vor und nach dem Spiel, sondern auch während einer Partie. Sein Glaube habe ihm auch dabei geholfen, einen anderen Blickwinkel auf das Geschäft Profifußball zu werfen: „Profifußball ist ein dreckiges Geschäft“, sagt Schipplock, der an diesem Wochenende aber ausnahmsweise die schönen Seiten des Geschäfts genießen durfte.