Hamburg/Hannover. Mit Thomas Schaaf muss erneut ein Trainer nach einer Pleite gegen Hamburg seinen Hut nehmen. In Hannover übernimmt ein Ex-HSV-Profi.

Ist das nun ein gutes oder schlechtes Zeichen? Mit dem Rauswurf Thomas Schaafs bei Hannover ist der HSV einmal mehr seinem Ruf als "Trainerkiller" gerecht geworden. Die Demission des 96-Coaches war in der aktuellen Saison der Fußball-Bundesliga bereits der dritte Trainerwechsel, der nach einer Heimniederlage gegen Hamburg vollzogen wurde.

Damit geht fast die Hälfte der in dieser Bundesligasaison vollzogenen Wechsel auf das HSV-Konto. Erstes Hamburger "Opfer" war Lucien Favre, der nach dem 0:3 gegen den HSV am 4. Spieltag Borussia Mönchengladbach zwar noch halbherzig ein weiteres Spiel betreute, nach der Niederlage drei Tage später in Köln jedoch seinen Entschluss bekanntgab, freiwillig seinen Hut zu nehmen.

HSV ist den Bayern auf den Fersen

Noch unmittelbarer beteiligt war der HSV am Ende der Amtszeit von Markus Gisdol in Hoffenheim. Der Trainer musste im Anschluss an die 0:1-Heimniederlage am 10. Spieltag gegen den Dino seinen Stuhl räumen. Drei von insgesamt bislang sieben Trainerwechseln in dieser Saison unter HSV-Einfluss - damit schraubt Hamburg sein Konto auf 24.

So viele Übungsleiter wurden in der Bundesligageschichte wegen einer Pleite gegen den HSV gefeuert. Nur der FC Bayern München hat mit 27 aktuell noch mehr Trainer auf dem Gewissen. Drängt sich die Frage auf: Ist der HSV nun genauso abgezockt und gefürchtet wie der Rekordmeister? Oder müssen Trainer gehen, wenn sie "sogar" schon gegen Hamburg verlieren?

Möglicherweise liegt die Antwort eher in der Terminplanung und den entsprechenden Konstellationen begründet. Schließlich wurde vor den HSV-Abschüssen jeweils Vorarbeit geleistet. Bevor etwa Thomas Schaaf der HSV-Fluch ereilte, hatte der ehemalige Bremer Double-Trainer bereits neun von zehn Spielen mit Hannover verloren.

Der HSV-Sieg in Hannover:

HSV in Hannover

Aaron Hunt gibt Anweisungen
Aaron Hunt gibt Anweisungen © Witters
Hannovers Edgar Prib (r) und der Hamburgs Dennis Diekmeier kämpfen um den Ball
Hannovers Edgar Prib (r) und der Hamburgs Dennis Diekmeier kämpfen um den Ball © dpa | Peter Steffen
Hannovers Christian Schulz (r) und der Hamburgs Dennis Diekmeier heben die Arme
Hannovers Christian Schulz (r) und der Hamburgs Dennis Diekmeier heben die Arme © dpa | Peter Steffen
Ceyhun Gülselam (l) im Duell mit Sven Schipplock
Ceyhun Gülselam (l) im Duell mit Sven Schipplock © dpa | Peter Steffen
Cleber im Kopfballduell mit Hugo Almeida
Cleber im Kopfballduell mit Hugo Almeida © WITTERS | TimGroothuis
Albin Ekdal mit dem Schussversuch
Albin Ekdal mit dem Schussversuch © WITTERS | TimGroothuis
Sven Schipplockim Duell mit  Christian Schulz
Sven Schipplockim Duell mit Christian Schulz © WITTERS | TimGroothuis
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Ex-HSV-Profi Stendel übernimmt

Die 96er soll nun ein ehemaliger HSV-Profi einem würdigen Abstieg entgegenführen: Interimstrainer Daniel Stendel ging 1992 bis 1997 in Hamburg auf Torejagd. Hannovers bisheriger U-19-Trainer sollte bereits am Montag, an seinem 42. Geburtstag, die erste Trainingseinheit leiten.

"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Thomas hat zusammen mit seinem Trainerteam alle Möglichkeiten ausgeschöpft, positive Ergebnisse mit der Mannschaft zu erzielen. Das ist leider nicht gelungen“, erklärte Geschäftsführer Martin Bader. „Nach der zehnten Niederlage im elften Spiel sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir so die Saison nicht beenden wollen und versuchen mit dem Wechsel auf der Trainerposition noch einmal einen neuen Impuls zu geben.“

Stendel plant Abschied in Würde

Daniel Stendel 1996 im HSV-Trikot
Daniel Stendel 1996 im HSV-Trikot © Witters

Stendel selbst plant mit seinem Team nun einen Abschied mit Anstand. "Ich will die Jungs dazu bringen, alles aus sich herauszuholen, mit Mut und Leidenschaft zu spielen", sagte Stendel bei seiner Vorstellung: "Ich habe Bock, Hannover 96 wieder in die positiven Schlagzeilen zu führen."

Angesichts von zehn Punkten Rückstand auf den Tabellenvorletzten sei nicht mehr der Klassenerhalt das primäre Ziel, sondern, dass die verunsicherte Mannschaft "mit Herz" und "mutig nach vorne spielt", sich die Fans wieder "mit der Mannschaft identifizieren. Es geht jetzt darum, mal die Ärmel hochzukrempeln und sich durchzubeißen".

Bader will einen neuen Trainer

Stendel ist bei den 96-Fans kein Unbekannter, von 1999 bis 2006 schoss er in 184 Spielen 43 Tore für die "Roten" und erarbeitete sich den Ruf eines Kämpfers. Am Montag leitete er sein erstes Training bei den Profis, am Freitag in Berlin sitzt Stendel gegen Hertha BSC (20.30 Uhr/Sky) dann erstmals auf der Bank.

Nach den sechs ausstehenden Bundesliga-Spielen soll Stendel erneut die A-Junioren des Klubs übernehmen, für den Neuanfang - wohl in der 2. Liga - suchen die Niedersachsen einen neuen Trainer, wie Geschäftsführer Bader am Montag bestätigte: "Daniel Stendel bleibt bis Saisonende. Wir machen uns parallel Gedanken, wer dann in der neuen Saison Chef-Trainer wird."