Hamburg. Rückkehr des HSV-Kapitäns ist ungewiss. Fälle anderer Profifußballer zeigen, wie unterschiedlich die Krankheitsverläufe sein können.
HSV-Abwehrchef Johan Djourou ist momentan wirklich nicht zu beneiden. Seit einigen Tagen plagt er sich mit einem Infekt herum, der den 29-Jährigen auch für das Spiel gegen Hoffenheim flachgelegt hatte. Und nun tauchten in England Schlagzeilen auf, die dem Wort „Flachlegen“ eine ganz andere Bedeutung geben.
Djourou hatte in einem Film namens „N.O.L.A Circus“ mitgespielt, der im Sommer in die Kinos kommen soll. Dort ist frühere Arsenal-Profi mit weißer Feinrippunterwäsche und einer lässigen Afro-Perücke in einer Bettszene zu sehen, die er mit seiner Frau gedreht hat. Gemeinsam mit den Fußballern Louis Saha (Lazio Rom) und Bacary Sagna (Machester City) ist Djourou auch einer der Produzenten des Filmes. Dabei handelt es sich um eine Komödie und keinesfalls um einen Porno, wie englische Medien den Eindruck erweckten. „Ist das der logische nächste Karriereschritt für einen Arsenal-Spieler?“, fragt der „Mirror“ frech. Und stellt fest: „Ja, der Mann, der in einem Jahrzehnt bei Arsenal einmal traf, trifft nun auf der Leinwand.“
Djourou will sich solche Aussagen nicht gefallen lassen und meldet sich auf Facebook zu Wort. „Meine Familie und ich waren schockiert, entsetzt und verletzt über die Storys in den Medien heute, welche zu 100 Prozent unwahr sind. Wir werden umgehend gerichtlich dagegen vorgehen.“
Größere Probleme bei Profisportlern
Bis sich Djourou wieder auf sein Kerngeschäft beim HSV konzentrieren kann, dürfte noch ein wenig Zeit ins Land gehen. Die grobe Planung ist, den Schweizer Nationalspieler in der kommenden Woche wieder ans Mannschaftstraining heranzuführen. Doch wann er wirklich wieder voll belastbar sein wird, hängt vom Blutbild ab. Denn auch wenn entgegen ersten Gerüchten kein akuter Fall von Pfeiffer-Drüsenfieber vorliegt, ist mit Djourous Krankheit nicht zu spaßen. Die Diagnose des HSV-Mannschaftsarztes Götz Welsch hatte ergeben, dass eine frühere Erkrankung mit diesem Virus im Blutbild festzustellen ist. Diese verlief jedoch so harmlos, dass der Verteidiger sie gar nicht bemerkt hat.
Das ist nicht ungewöhnlich, wie der Hamburger Infektiologe Andreas Grothusen erklärt: „Ganz viele Menschen sind mit diesem Erreger schon in Kontakt gekommen, nur selten treten wirklich Komplikationen auf. Profisportler haben jedoch nur wenige Ruhephasen, die Immunabwehr ist dadurch offen wie ein Scheunentor. Eine frühere Erkrankung wie im Fall Djourou kann nun zur Folge haben, dass er sich gerade schwerer mit einem klassischen viralen Infekt tut“, sagt Grothusen. In rund 95 Prozent der Fälle sei dieses Problem mit Erholung nach 14 Tagen in den Griff zu bekommen, nur bei fünf Prozent aller Menschen sei die Reaktivierung des Virus problematisch.
Zwei Dresden-Profis erkrankten an Drüsenfieber
Zwei aktuelle Fälle aus der Mannschaft von Drittligist Dynamo Dresden machen deutlich, dass das Pfeiffer-Drüsenfieber komplett verschiedene Ausprägungen haben kann. Kapitän Michael Hefele erkrankte im August 2014 – und war nach drei Wochen bereits wieder einsatzfähig. „Ich hatte mich gut gefühlt, bin mit leichten Halsschmerzen vorsichtshalber zum Doc gegangen und erfahre dann kurz darauf die Diagnose, die mich fast umgehauen hätte. Ich durfte zwei Wochen keinen Sport machen, obwohl ich mich die ganze Zeit topfit gefühlt habe. Als meine Werte wieder okay waren, habe ich sofort wieder trainiert und war im nächsten Spiel wieder dabei“, sagt Hefele. Bei seinem Teamkollegen Nils Teixeira wurde im Januar dieses Jahres die gleiche Diagnose gestellt. Der Stammspieler ärgerte sich, dass er nun einen Großteil der Wintervorbereitung verpassen würde. Doch er verpasste nicht nur die: Auch zweieinhalb Monate später ist eine Rückkehr ins Profigeschäft nicht absehbar.
Der wohl dramatischste Fall des Drüsenfiebers im Fußball liegt schon 20 Jahre zurück. Damals erkrankte der 1860-München-Stürmer Olaf Bodden an dem Virus. Nach einem kurzen Comeback folgte der Rückschlag: Die Ärzte diagnostizierten das Chronische Erschöpfungssyndrom bei ihm. Bodden ist mittlerweile ein Pflegefall und sitzt im Rollstuhl.