Hamburg. Im November sei die Fußball AG kurzfristig zahlungsunfähig gewesen. HSV reagiert auf die Darstellung in einem aktuellem Bericht.

Das Dauerthema Finanzen gewinnt beim HSV offenbar wieder an Brisanz. Wie NDR 90,3 berichtet, soll Mäzen Klaus-Michael Kühne dem Fußball-Bundesligisten im November durch ein Darlehen geholfen haben, eine Liquiditätslücke von fünf Millionen Euro zu schließen.

Demnach habe Kühne dem HSV ein entsprechendes Darlehen von insgesamt 9,25 Millionen Euro gewährt. Der Kredit ist laut NDR 90,3 im Januar in Anteile der HSV AG umgewandelt worden, so dass sie den Club nicht mehr belasten. Kühne, der zuvor bereits für 18,75 Millionen Euro 7,5 Prozent der HSV-Anteile gekauft hatte, habe diese nun auf 11 Prozent aufgestockt.

Die Finanzspritze des Logistik-Unternehmers sei nötig geworden, da die mit 90 Millionen Euro verschuldete AG Ende des vergangenen Jahres aus verschiedenen Gründen in akute Zahlungsnöte geraten sei.

HSV reagiert auf Bericht

"Richtig ist: Der HSV hat im November 2015 - wie bereits im Konzernlagebericht zum 30.6.2015 dargestellt - Vereinbarungen zur Absicherung der Liquidität getroffen. Neben der laufenden Saison wurden dort insbesondere auch Bedarfe für 2016/17 finanziert“, teilte der HSV am Dienstag auf Anfrage mit.

Die Fußball AG hatte in ihrem Mitte Februar veröffentlichten Finanzbericht die Gesamtverbindlichkeiten auf 89,1 Millionen Euro beziffert. Für die Saison 2014/2015 beklagte der HSV ein Rekordminus von 16,9 Millionen Euro. Beiersdorfer hatte zum Jahresbeginn als Ziel ausgegeben, dass der HSV von der Spielzeit 2016/17 an "wieder ein ausgeglichenes Ergebnis präsentieren“ kann.

Zu dem finanziellen Engpass geführt hätten laut NDR unter anderem fehlende Erlöse aus der Vermarktung des Stadionnamens und Steuernachzahlungen. Zuletzt hatte das Magazin Sponsors von 1,7 Millionen Euro berichtet, die dem HSV durch die Auflösung des Stadionnamen-Vertrags verloren gegangen seien.

Der Club habe sich mit Imtech auf die Abschlagszahlung geeinigt, weil der Wechsel der Namensrechte an Kühne ("Volksparkstadion") erst mit Beginn der Saison 2015/16 erfolgte. Weil Imtech im August 2015 zwischenzeitlich Insolvenz anmeldete, muss der HSV die Summe wohl gänzlich abschreiben.

Abbau des Imtech-Schriftzuges:

Der HSV räumt mit der Vergangenheit auf

Höhenrettung der anderen Art: Arbeiter holen die Buchstaben des Sponsors Imtech vom Dach des HSV-Stadions
Höhenrettung der anderen Art: Arbeiter holen die Buchstaben des Sponsors Imtech vom Dach des HSV-Stadions © Witters
Aber keine Sorge: Der Faden, an dem der Klassenerhalt des HSV hing, war seidener
Aber keine Sorge: Der Faden, an dem der Klassenerhalt des HSV hing, war seidener © Witters
Zwei Wochen soll die Demontage in Anspruch nehmen
Zwei Wochen soll die Demontage in Anspruch nehmen © Witters
Die Fachkräfte müssen schwindelfrei sein, denn sie arbeiten in 40 Metern Höhe
Die Fachkräfte müssen schwindelfrei sein, denn sie arbeiten in 40 Metern Höhe © Witters
Ab 1. Juli heißt die Spielstätte wieder Volksparkstadion
Ab 1. Juli heißt die Spielstätte wieder Volksparkstadion © Witters
Ein neuer Schriftzug ist allerdings nicht geplant
Ein neuer Schriftzug ist allerdings nicht geplant © Witters
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Nachzahlung wegen Ehrenkarten

Die unerwarteten Steuernachzahlungen ergaben sich indes aus einer Betriebsprüfung. Diese habe laut NDR ergeben, dass es der HSV versäumt habe, in den vergangenen fünf Jahren die Ausgabe von Ehrenkarten und kostenlosen Dauerkarten als "geldwerten Vorteil" anzugeben.

Der Steuerstreit um die Ehrenkarten schwelt seit Längerem. Vor Beginn der aktuellen Saison hatte der HSV seine Ehrenkarteninhaber aufgefordert, die Freitickets selbst zu versteuern. "Der geldwerte Vorteil wird nicht von der AG versteuert“, hieß es in dem Schreiben, das der HSV-Vorstand auf Abendblatt-Nachfrage damals nicht kommentieren wollte.

Betroffene Adressaten reagierten verärgert, der ehemalige Sportchef Holger Hieronymus gab daraufhin sogar seine Ehrendauerkarte zurück. Pro Spieltag gibt der HSV in drei Kategorien insgesamt rund 1300 Ehrenkarten aus.

Die vergangene Spielzeit 2014/15 hatte der HSV mit einem Rekordminus von 16,9 Millionen Euro abgeschlossen. Offiziell weist die Fußball AG des Vereins 56 Millionen Euro Finanzschulden aus.