Hamburg. In der Hinrunde traf Gregoritsch noch zum Sieg gegen Ingolstadt. Nach seiner Fußverletzung muss sich der Österreicher in Geduld üben.

Am Wetter liegt es ganz bestimmt nicht, dass Michael Gregoritsch sich freut, „endlich wieder raus auf den Platz“ zu dürfen. Bewölkt, Sieben Grad, Regen. Doch der Österreicher kann seine Rückkehr auf den grünen Rasen trotzdem kaum erwarten. „Wenn man immer nur im Kraftraum arbeitet, dann freut man sich sogar über Dauerlauf im Dauerregen“, sagt der am Sprunggelenk verletzte HSV-Profi, der am Montag endlich erhört wurde. An Mannschaftstraining sei zwar noch nicht zu denken, so Gregoritsch, aber für ein paar Runden um den Platz habe er das Okay bekommen.

Immerhin. 18 Tage lang quält den Offensivallrounder nun schon ein Bänderanriss im Sprunggelenk, den sich Gregoritsch bei einem unglücklichen Zusammenstoß im Training mit Ivo Ilicevic zugezogen hatte. Das Paradoxe dabei: Weil Ilicevic Gregoritsch anschließend auch noch eine Kopfnuss verpasste, war im Nachhinein nur noch das Tête-à-Tête Gesprächsthema, die eigentliche Verletzung geriet in den Hintergrund. „Wir haben uns gleich am nächsten Tag ausgesprochen. Da bleibt nichts hängen“, sagt Gregoritsch, „Ivo fragt jeden Tag nach, wie es mir geht.“

Gregoritsch wollte „Krücken aus dem Fenster schmeißen“

In den ersten Tagen danach, da macht der 21 Jahre alte Fußballer kein Geheimnis draus, ging es ihm noch „ziemlich beschissen“. Er sei nun mal kein geduldiger Mensch. „Am Anfang wollte ich die Krücken nur aus dem Fenster schmeißen“, sagt Gregoritsch, der seinen Frust aber schon bald im Fitnessraum loswerden konnte.

Bei Gregoritsch ist das Glas ohnehin eher halb voll als halb leer. Vielleicht gehöre ja auch so eine Verletzung zu einem Reifeprozess, orakelt der U-21-Nationalspieler, den er nun zu bewältigen hätte. Schon beim Abendblatt-Gespräch im Trainingslager in Belek hatte er daran erinnert, dass er ja keinen Raketenstart hingelegt habe, sondern die Karrieretreppe bislang immer Schritt für Schritt erklommen habe.

Matz ab nach dem Frankfurt-Remis:

Fishing for compliments, heißt das auf Neudeutsch. Auf Komplimente aus sein. Denn natürlich hatte Gregoritsch, der im Sommer für 2,5 Millionen Euro aus Bochum gekommen war, in der Hinrunde sämtliche Erwartungen übertroffen. Bei der regelmäßigen Marktwertanpassung vom Branchendienst transfermarkt.de wurde er gerade erst mit 3,5 Millionen Euro zum viertteuersten HSV-Profi eingeschätzt. Dabei hat der frühere St. Paulianer seinen Marktwert innerhalb nur eines Jahres fast versechsfacht.

Fährt Gregoritsch zur EM?

Das einstige Toptalent der Zweiten Liga war in 16 von 17 Hinrundenspielen im Einsatz, schoss dabei drei Tore. Und besonders sein erstes Saisontor weckt in dieser Woche Erinnerungen hervor. Ausgerechnet gegen Ingolstadt, dem kommenden HSV-Gegner, war es Gregoritsch, der die Partie mit einem Freistoßtor drei Minuten vor Schluss entschied. „Aaron Hunt hat mir den Ball gegeben – und gesagt: Mach’ ihn, Langer!“, erzählte Gregoritsch damals, worum es bei dem entscheidenden Dialog kurz vor der Ausführung des Last-Minute-Freistoß’ gegangen war.

Ein halbes Jahr später wird „der Lange“ das Spiel nur von der Tribüne aus verfolgen können, Hunt ist nach zwei guten Spielen gegen Gladbach und Frankfurt dagegen gesetzt. „Aaron ist ein Spieler, der die Bälle an sich zieht. Er kann ein Spiel lenken, kann Leute einsetzen“, lobte Labbadia nach dem 0:0 gegen Frankfurt. „Aaron kann uns ein Stück kompletter machen.“

Über seinen Platz im Team macht sich Gregoritsch aber trotzdem nicht allzu große Gedanken. „Da mache ich mir keine Sorgen“, sagt der Youngster, der die gleiche Antwort im Copy-and-paste-Modus auch zu seinen EM-Ambitionen mit Österreichs A-Nationalmannschaft parat hat. Noch habe sich ja auch niemand bei ihm gemeldet, sagt Gregoritsch, der nach Abendblatt-Informationen aber vor seiner andauernden Verletzung beste Chancen hatte, erstmals im März zu den Länderspielen gegen Albanien und gegen die Türkei eingeladen zu werden. Ob er denn wirklich keine Angst habe, die EM nun ausgerechnet wegen des unnötigen Zusammenstoßes im Training zu verpassen? „Bis zum Sommer ist ja noch genug Zeit“, antwortet Gregoritsch. Das Glas bleibt eben halb voll.

HSV verschenkt Sieg gegen Frankfurt:

HSV verschenkt drei Punkte gegen Frankfurt

Hamburgs Josip Drmic (2.v.l.) und die Frankfurter Marco Fabian (v.l.), Makoto Hasebe und Alexander Meier kämpfen um den Ball
Hamburgs Josip Drmic (2.v.l.) und die Frankfurter Marco Fabian (v.l.), Makoto Hasebe und Alexander Meier kämpfen um den Ball © dpa | Arne Dedert
Marco Fabian liegt nach einem Foul am Boden
Marco Fabian liegt nach einem Foul am Boden © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Alexander Meier gelang in der ersten Halbzeit nichts. Hier im Duell mit Emir Spahic
Alexander Meier gelang in der ersten Halbzeit nichts. Hier im Duell mit Emir Spahic © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Der HSV hatte in der ersten Halbzeit die besseren Möglichkeiten. Unter anderem von Gotoku Sakai
Der HSV hatte in der ersten Halbzeit die besseren Möglichkeiten. Unter anderem von Gotoku Sakai © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Alexander Meier und Johan Djourou im Duell
Alexander Meier und Johan Djourou im Duell © Bongarts/Getty Images | Simon Hofmann
Frankfurts Stefan Aigner (r) und Hamburgs Matthias Ostrzolek
Frankfurts Stefan Aigner (r) und Hamburgs Matthias Ostrzolek © dpa | Arne Dedert
1/6