Hamburg. Der HSV-Retter will den Club im Winter unbedingt verlassen. Nach dem Mainz-Spiel fand Díaz deutliche Worte für seine Situation.
Am Sonntag ließ sich Marcelo Díaz nicht anmerken, wie es in seinem Seelenleben aussieht. Der Chilene trainierte eifrig, aber unauffällig mit den Spielern, die tags zuvor gegen Mainz (1:3) nicht über die volle Distanz auf dem Platz standen. Anschließend spazierte Díaz entspannt in die Kabine und grüßte freundlich zu den Fans.
Wie es tatsächlich um den Seelenzustand des Mittelfeldspielers bestellt ist, ließ er am Sonnabend in bemerkenswert offener Art wissen. Nachdem für Díaz trotz des Ausfalls diverser Stammspieler erneut nur die Rolle des Einwechselspielers übrig blieb, ließ er im Kabinengang des Volksparks seinem angestauten Frust freien Lauf. „Ich bin sehr unzufrieden“, sagte Díaz im Gespräch mit der „Welt“. „Ich habe weniger als 40 Prozent der Einsatzminuten bekommen. Das kann man mit einem Kind machen, aber nicht mit mir.“
HSV gegen Mainz 05
Díaz, der im Sommer mit seinem Land überraschend die Copa América gewonnen hatte, ist mit seiner Situation derart unzufrieden, dass er im Winter einen sofortigen Wechsel anstrebt. „Meine Entscheidung ist gefallen. Ich möchte gehen“, sagte Díaz, der erst im vergangenen Winter von Basel nach Hamburg wechselte.
"Niemand hat sich über den Verein zu stellen"
Für Bruno Labbadia kamen die Aussagen nicht überraschend. Schon am Donnerstag hatte Díaz dem HSV-Trainer von seinem Wechselwunsch berichtet. Vorausgegangen war das Spiel in Bremen, das die seit Wochen schwelende Unzufriedenheit des 28-Jährigen noch einmal zuspitzte. Obwohl mit Gojko Kacar nach Albin Ekdal schon der zweite Konkurrent verletzt ausfiel, war Díaz nur Ersatz. „Ich muss spielen. Ich halte es nicht länger aus, auf der Bank zu sitzen. Das tut mir nicht gut“, sagt der Mann, der es dem HSV mit seinem Freistoßtor im Relegationsrückspiel in Karlsruhe erst ermöglicht hatte, weiterhin in der Bundesliga spielen zu können.
Nun könnte die Heldengeschichte früher enden als geplant. „Ich habe ihm mitgeteilt, dass wir ihn nicht gehen lassen wollen“, sagte Labbadia, der not amused über Díaz’ Verbaloffensive war. „Aber wenn er unbedingt weg will, werden wir uns im Winter zusammensetzen.“ Im NDR-Sportclub legte der Fußballlehrer noch einmal mit deutlichen Worten nach. "Es hat sich niemand über die Mannschaft oder den Verein zu stellen."
Díaz will unbedingt weg, soviel ist klar. Seine Perspektive dürfte in der Rückrunde kaum besser werden, wenn Ekdal und Kacar wieder gesund sind. „Sein Pech ist, dass sich Lewis Holtby in den Vordergrund gespielt hat“, sagt Labbadia. Eine Doppelsechs mit Díaz und Holtby, wie Labbadia sie nur gegen Hannover ausprobierte, harmoniere nicht. Und so deutet tatsächlich vieles auf eine Trennung im Winter hin.