Hamburg. Beim Audi Star Talk sprach der HSV-Coach über sein verrücktes halbes Jahr in Hamburg. Bei einem Bild mit van der Vaart muss er lachen.
Seine Stimme war heiser, der Schweiß stand ihm im Gesicht. Doch auch eine schwere Erkältung kann Bruno Labbadia in diesen Tagen nicht stoppen. 90 Minuten lang stand der HSV-Trainer am Montagabend beim Audi Star Talk dem Moderator Klaus Gronewald Rede und Antwort. In einer entspannten Atmosphäre plauderte der 49-Jährige am Audi Standort Elbvororte über das wohl aufregendste Jahr seiner bisherigen Trainerkarriere.
Mehrfach ging ein Raunen durch die rund 300 Zuschauer, als die Bilder vom Relegationsspiel in Karlsruhe über die Bildschirme liefen. Die Rettung mit dem HSV – noch heute bewegt sie den Trainer in tiefer Form. „Was ich in diesen acht Wochen mit dem HSV erlebt habe, erlebt man sonst in 15 Jahren nicht“, sagte Labbadia. Seine Frau habe ihn nach der Rettung mit den Worten empfangen: „Schön, dass du wieder da bist.“ Selbst lachen musste Labbadia, als er die Bilder sah, wie er Rafael van der Vaart im Freudenrausch versehentlich umgrätschte und Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer laut jubelnd in ein Liveinterview platzte. Mit ein wenig Abstand sagt auch Beiersdorfer: „Die Entscheidung, Bruno Labbadia zu holen, war die wichtigste Entscheidung der jüngeren Vereinsgeschichte.“
Sieg über Tuchel keine Genugtuung
Dass der frühere Bundesliga-Topstürmer hinter Thomas Tuchel eigentlich nur die zweite Wahl bei der Trainersuche war, sieht er selbst entspannt. „Ich kenne keinen Neid“, sagte Labbadia. Der 3:1-Sieg gegen Borussia Dortmund am Freitag gegen den jetzigen BVB-Coach Tuchel sei dementsprechend keine Genugtuung gewesen.
Beiersdorfer äußerte sich auch über die Zukunftsplanungen mit Labbadia. „Ich hoffe, dass wir noch viele Jahre mit ihm zusammen arbeiten. Der HSV ist bei Bruno in den besten Händen. Wir sind sehr zufrieden mit ihm“, so Beiersdorfer.
HSV entzaubert Borussia Dortmund
„Mir wurde das Endspiel genommen“
Labbadia signalisierte erneut, dass einer Vertragsverlängerung nichts im Wege stehe. Dass es bislang noch nicht zu einem neuen Arbeitspapier gekommen sei, begründet Labbadia auch mit seiner eigenen Vergangenheit beim HSV. Er habe gelernt, wie schnell sich im Fußballgeschäft alles ändern kann. „Vor fünf Jahren hat man mich hier vom Hof gejagt. Mir wurde das Endspiel in der Europa League genommen. Das hat mich sehr getroffen“, sagt Labbadia über seine erste Zeit als Trainer in Hamburg von 2009 bis 2010.
Diese Zeit habe ihn sehr geprägt und auch verändert. „Ich war damals sehr verbissen. Das bin ich auch heute noch. Aber ich bin auch entspannter geworden. Ich habe gemerkt, dass es auch noch andere Dinge gibt im Leben.“ Trotzdem habe er auch in dieser Zeit gespürt, dass er unbedingt wieder als Trainer arbeiten will. „Ich habe gemerkt, dass ich ohne Fußball leben kann. Aber ich will es nicht“, sagte Labbadia.
Schwärmerei für Lehrerin hatte Folgen
Viel lernen durften die Zuschauer an diesem Abend auch über den privaten Menschen Labbadia. So erzählte der Trainer, wie er einst zum Fußball gekommen ist. Als Schüler hätte er früher für seine Lehrerin geschwärmt. Und weil diese einen Mitschüler für seine fußballerischen Fähigkeiten lobte, wollte auch der kleine Labbadia Eindruck bei seiner Lehrerin schinden. So begann seine Fußballlaufbahn. „Ich bin meiner Lehrerin sehr dankbar“, sagte Labbadia mit einem breiten Lächeln.
Freuen dürfte sich auch HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga, wenn er sich die Sendung an diesem Dienstag um 16 Uhr bei Sky anschaut. Labbadia brachte den 23-Jährigen in einem schnellen Frage-Antwort-Spiel mit der Nationalmannschaft in Verbindung. „Dafür muss er aber noch konstanter werden“, hat auch Labbadia erkannt.
Die Fans können sich derweil darauf einstellen, dass der Trainer im Saisonverlauf während eines Spiels im Trainingsanzug am Seitenrand stehen wird. Obwohl er das Wettspiel gegen Moderator Gronewald gewann, bot Labbadia an, seinen Anzug an einem Spieltag zu Hause zu lassen.