Hamburg. Der lange Ausfall des Schweden Ekdal zwingt HSV-Trainer Bruno Labbadia zum Umbau der Zentrale. Welche Varianten es gibt.
Marcelo Díaz war ein bisschen spät dran. Als sich der HSV am Montagmittag im Volksparkstadion zu einem Mannschaftsfoto für den verletzten Albin Ekdal versammelte, fehlte der Chilene. Seine Kollegen hatten für das Bild das Trikot mit der Nummer 20 sowie ein Plakat mit der Aufschrift „Krya på dig!“ in die Kamera gehalten.
„Gute Besserung“ – eine Botschaft für den Schweden auf schwedisch. Ekdal, der einen Tag zuvor die bittere Diagnose zu seiner Sprunggelenksverletzung erfahren hatte, saß zeitgleich bereits in der Augsburger Hessingpark-Clinic und wartete auf seine Operation. „Danke“ schrieb Ekdal via Twitter an seine Mannschaft. Wenig später wurde seine ausgerissene Peroneussehne von einem Facharzt für Sprunggelenks-Chirurgie erfolgreich operiert. Das Fußballjahr ist für Ekdal beendet.
In Hamburg tauchte Díaz noch rechtzeitig zum Trainingsbeginn auf und machte gemeinsam mit Cléber ebenfalls noch schnell ein Foto für Ekdal. Gut für Díaz, dass er es noch pünktlich auf den Platz schaffte, schließlich ist er durch den Ausfall Ekdals wieder in den Fokus gerückt. „Er ist ein Kandidat“, sagte Trainer Bruno Labbadia, dem der Schock über die Schwere der Ekdal-Verletzung noch anzumerken war. „Mir tut es für Albin extrem leid. Er war auf einem guten Weg, hat zuletzt eine klasse Entwicklung genommen und richtig gut gearbeitet“, sagte Labbadia. „Wir werden ihm jetzt alle Zeit geben und müssen das als Mannschaft auffangen.“ Wer Ekdal am Sonntag gegen Hannover 96 und in den Wochen danach ersetzen wird, wollte Labbadia noch nicht verraten. Er ließ aber durchblicken, dass er zwei, möglicherweise sogar drei Varianten im Kopf hat.
Variante 1: Die naheliegendste Lösung wäre die Hereinnahme von Marcelo Díaz. Schon in Hoffenheim spielte dieser nach Ekdals Verletzung an der Seite von Lewis Holtby und empfahl sich mit gewohnter Ballsicherheit für weitere Aufgaben. Der Vorteil: Labbadia müsste sein erfolgreiches Gerüst der vergangenen Wochen nicht umbauen. Der Nachteil: Mit Díaz (1,66 Meter Körpergröße) und Holtby (1,76 Meter) würde der HSV die wohl kleinste Doppelsechs der Liga aufbieten. „Es gibt Spiele, in denen das ein Handicap sein kann“, sagte Labbadia und verwies auf Hannovers Schlüsselspieler Salif Sané, der sich den Hamburgern im defensiven Mittelfeld mit einer Körpergröße von 1,96 Metern entgegenstellen wird.
Und auch in der Woche darauf trifft der HSV in Darmstadt auf eine körperlich robuste Mannschaft. „Wir müssen schauen, dass wir die Stabilität behalten. Die Mischung muss passen“, sagte Labbadia, dem es schwer fallen dürfte, Díaz erneut auf der Bank zu lassen. „Er ist ein spezieller Spieler mit unglaublich guten Fähigkeiten. Er kann uns eine spielerische Linie geben“, sagte Labbadia, um dann einzuschränken: „Die Frage ist, sind wir stabil genug?“
Variante 2: Um im zentralen Mittelfeld nicht an Größe zu verlieren, könnte auch Gideon Jung (1,89 Meter) die Rolle von Ekdal (1,86 Meter) übernehmen. Der Aufsteiger des Sommers, der in den ersten drei Spielen noch in der Startelf gestanden hatte, kam zuletzt nur noch in der U23 zum Einsatz. Am Sonnabend gewann er mit der Regionalligamannschaft des HSV in Rehden und durfte dabei in der Innenverteidigung ran. Nun hat ihn Labbadia wieder für das defensive Mittelfeld bei den Profis auf dem Zettel. „Gideon ist wieder ein Stück näher an die Mannschaft gerückt“, sagte der Trainer am Montag.
Variante 3: Unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen ist der Einsatz von Gojko Kacar. Der Serbe hat noch immer Probleme mit der Bandscheibe. „Es ist noch nicht abzusehen, wann er wieder dabei ist. Er muss schmerzfrei werden“, sagte Labbadia. Am Montag lief Kacar schon wieder an der Seite von Rehatrainer Sebastian Grützner durch den Volkspark. „Es geht von Tag zu Tag besser“, sagte Kacar. Doch selbst wenn er im Laufe der Woche wieder voll belastbar wäre, käme ein Einsatz gegen Hannover wohl noch zu früh.
Eine weitere Variante wäre die Rückkehr zur Dreierreihe, mit der Labbadia zu Saisonbeginn spielen ließ. Doch diese Maßnahme hätte einen noch größeren Umbau der zentralen Achse zur Folge. Und so braucht sich zumindest Lewis Holtby keine Sorgen zu machen, seine Rolle im Mittelfeld erneut wechseln zu müssen. „Lewis ist ein Beispiel, welche Entwicklung man nehmen kann, wenn es im Team passt“, sagte Labbadia über dessen ansteigende Form. Davon konnten sich auch die zahlreichen Zuschauer am Montag im Volkspark überzeugen. Im Abschlussspiel schoss Holtby das einzige Tor.