Hamburg. Für bei HSV-Fans unbeliebten Ex-Spieler wurde das Warmmachen zum Spießrutenlauf. Auch Tah mit Pfiffen bedacht - wozu er sich äußert.

Bruno Labbadia hatte keine Lust, die Stimmung „unnötig anzuheizen“. Und auch Kapitän Johan Djourou appellierte vor dem Spiel gegen Bayer Leverkusen (0:0) an die HSV-Fans. „Ich hoffe, dass sie ruhig bleiben und sich auf uns konzentrieren.“ Wie sehr diese Worte bei den Hamburger Anhängern Gehör fanden, war schon auf dem Weg vom Bahnhof Stellingen zum Stadion zu spüren. „Alle auf die Zehn“, sangen die Fans schon vor dem Spiel. Es war noch die vergleichsweise harmlose Wortwahl.

Die wenigen Menschen im Volkspark, die nicht wussten, wer mit der Nummer zehn gemeint war, wurden spätestens kurz nach der Halbzeit aufgeklärt. Denn da bewegte sich Hakan Calhanoglu zum Aufwärmen hinter das HSV-Tor. Es dürften einige Liter Bier gewesen sein, die dem Türken aus verschiedenen Bechern von der Nordtribüne entgegenflogen. „Total unnötig“, fand HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga. „Hakan hat hier eine Vorgeschichte, aber irgendwann muss da mal Gras drüberwachsen“, so Lasogga.

Kommentar: HSV-Fans gingen diesmal zu weit

Bayer-Coach Roger Schmidt kannte die Vorgeschichte und schien auf die Szenen vorbereitet gewesen zu sein. Er war schließlich dabei, als der Mittelfeldspieler nach seinem unrühmlichen Abgang in Hamburg vor einem Jahr das erste Mal zurückkehrte und der Volkspark eine regelrechte Fußballschlacht erlebte. Und so ließ Schmidt den Freistoßkünstler zunächst auf der Bank.

Schiri Welz war unvorbereitet

Weniger vorbereitet war offenbar das Schiedsrichtergespann. Zwar sorgte der Unparteiische Tobias Welz mit seiner konsequenten Regelauslegung dafür, dass es auf dem Platz hitzig, aber nicht übertrieben hart zuging. Doch den Fehler, Calhanoglu vor der Nordtribüne aufwärmen zu lassen, korrigierte er erst spät. Nachdem die Biervorräte in der HSV-Kurve nahezu aufgebraucht waren, hatte Welz ein Einsehen und schickte Calhanoglu und Co. hinter das Leverkusener Tor.

Deutlich weniger wütend reagierten die Hamburger Fans auf die Rückkehr von Jonathan Tah. Doch auch der 19-Jährige, der Calhanoglu vor dieser Saison zu Leverkusen folgte, wurde bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen. Tah, der 2013 als 17-Jähriger den Sprung zu den HSV-Profis schaffte, ließ sich allerdings wenig beeindrucken und machte ein fehlerfreies Spiel. Von den Fans seines Ex-Vereins war er allerdings enttäuscht. „Ich weiß nicht, warum sie pfeifen, aber es stört mich auch nicht“, sagte Tah, der trotzdem lobende Worte für seinen Heimatclub fand. „Der HSV war zuletzt für viele ein Aufbaugegner. Diese Zeit ist vorbei, das freut mich.“