Ein Kommentar von Kai Schiller
Fußball ist kein Tennis. Und zack, drei Euro ins Phrasenschwein. Diese Floskel an dieser Stelle ist aber durchaus hilfreich, um klarzustellen, dass Emotionen, Pfiffe und möglicherweise auch nicht immer jugendfreie Gesänge zum Fußball dazugehören. Hakan Calhanoglu braucht sich also nicht darüber zu beschweren, dass er nach der – vorsichtig formuliert – unschönen Art und Weise seines HSV-Abgangs entsprechend – noch mal vorsichtig formuliert – unschön vom Publikum bei seiner Rückkehr mit Bayer Leverkusen empfangen wurde. Ein Pfeifkonzert in der Lautstärke eines Düsenjägers? Legitim. Ein paar pubertäre Gesänge („Alle auf die Zehn“)? Ebenfalls legitim. Die wüsten Beschimpfungen unter der Gürtellinie in Kombination mit unzähligen fliegenden Bierbechern beim Warmlaufen? Nicht legitim!
Bei aller akzeptierten und sogar gewünschten Emotionalität wurde am Sonnabend eine Grenze überschritten. Nicht vom Schiedsrichter, der wahrscheinlich zu spät entschied, dass Leverkusens und Hamburgs Ersatzspieler aufgrund des Bierbecherregens besser die Seiten wechseln sollten. Auch nicht von HSV- und Bayer-Verantwortlichen, die im Vorfeld von Calhanoglus zweiter Rückkehr in den Volkspark bemüht waren, kein zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen. Aber sehr wohl von einem Teil der Fans auf der Nordtribüne, die sich minutenlang wie ein Rudel ausgehungerter, wilder Tiere im Zoo benahmen. Ob die zu erwartende DFL-Strafe vom Club auf die hasserfüllten Becherwerfer umgelegt werden kann, bleibt abzuwarten. Ein gut gemeinter Tipp zum Schluss: Bier ist zum Trinken da.