Hamburg. Retter des Tages war HSV-Torhüter René Adler. Mit seinem Paraden hielt der Schlussmann den Punkt gegen Leverkusen fest. Hunt verletzt.

HSV-Stürmer Pierre-Michel Lasogga bringt die Leistung von Torhüter René Adler nach dem Punktgewinn gegen Bayer Leverkusen auf den Punkt: „Bayer Leverkusen hatte drei 100-prozentige Torchancen. Da hat René super gehalten und uns in der ersten Halbzeit den Arsch gerettet.“

Gegen seinen Ex-Club hat der Schlussmann nach 49 Tagen auf der Bank seine gelungene Rückkehr gefeiert. Nach der verletzungsbedingten Zwangspause stand Adler bei dem 0:0 wieder zwischen den Pfosten des HSV und präsentierte sich wie zu besten Zeiten: sicher, souverän und selbstbewusst. „Ich bin keine 20 mehr, um noch super nervös zu werden“, meinte der 30-Jährige hinterher bescheiden.

Dabei hatte HSV-Coach Bruno Labbadia erst am Vorabend entschieden, dass Adler wieder die Nummer eins vor Jaroslav Drobny sein würde. „Ich habe mich extra spät festgelegt, weil sich beide Torhüter in der Woche noch einmal nach oben gepeitscht haben“, berichtete der Trainer von seiner Bauchentscheidung, die sich als goldrichtig erwies. „Wenn man es sarkastisch nehmen möchte, war es fast wie ein Münzwurf“, witzelte Labbadia über die Entscheidung. „Der Trainer hat alles richtig gemacht“, urteilte Lasogga.

Retter des Tages

Zum Haareraufen: Leverkusens Javier
Zum Haareraufen: Leverkusens Javier "Chicharito" Hernandez und Kyriakos Papadopoulos konnten Torwart René Adler nicht überwinden © WITTERS | TayDucLam

Denn dass der HSV vor 54.957 Zuschauern im Volksparkstadion zur Pause überhaupt noch aussichtsreich im Spiel war, lag in der Tat allein an Adler. Der Routinier rettete gegen den Werksclub mehrmals großartig und verhinderte die durchaus mögliche dritte HSV-Niederlage in Serie.

Als die mitgereisten Bayer-Fans den Torschrei schon auf den Lippen hatten, parierte er erst akrobatisch einen Kopfball des freistehenden Kyriakos Papadopoulos (24. Minute). Dann holte er Ömer Topraks strammen Linksschuss aus dem Winkel (27.) und reagierte sensationell gegen den allein vor ihm aufgetauchten Julian Brandt (41.).

Adler freute sich über Labbadias Vertrauen und rechtfertigte es mit dem phänomenalen Auftritt, den er auch auf die sportlich faire Rivalität zu Drobny zurückführt. „Wir haben beide extrem viel Gas gegeben und uns gegenseitig hochgepusht. Mich freut, dass ich das im Spiel umsetzen konnte.“ Adler hatte den Stammplatz nach drei Spielen durch eine Schulterprellung verloren und war danach vom Tschechen Drobny fünfmal gut vertreten worden. „René war als Nummer eins in die Saison gegangen, das hat den Ausschlag gegeben“, erklärte Labbadia.

Hunt verletzt

Mittelfeldspieler Aaron Hunt wird dem HSV etwa drei Wochen lang nicht zur Verfügung stehen. Beim Ex-Nationalspieler wurde am Sonntag ein Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel diagnostiziert.

Wegen dieser Blessur war der 29-Jährige am Sonnabendin der 83. Minute ausgewechselt und durch den chilenischen Nationalspieler Marcelo Diaz ersetzt worden

Völler kritisiert Torflaute

HSV gegen Bayer: Die besten Bilder des Spiels

Die Zuschauer sahen eine intensive Partie zwischen dem HSV und Bayer Leverkusen. Hier bekommt Julian Brandt (l.) den vollen Einsatz von Dennis Diekmeier zu spüren
Die Zuschauer sahen eine intensive Partie zwischen dem HSV und Bayer Leverkusen. Hier bekommt Julian Brandt (l.) den vollen Einsatz von Dennis Diekmeier zu spüren © WITTERS | TayDucLam
HSV-Verteidiger Emir Spahic (l.) traf in Leverkusen auf seinen Ex-Arbeitgeber
HSV-Verteidiger Emir Spahic (l.) traf in Leverkusen auf seinen Ex-Arbeitgeber © WITTERS | ValeriaWitters
Hier tauscht sich Spahic mitTorwart Rene Adler aus, der erst kurz vor der Partie als Nummer eins bestimmt worden war
Hier tauscht sich Spahic mitTorwart Rene Adler aus, der erst kurz vor der Partie als Nummer eins bestimmt worden war © WITTERS | TayDucLam
Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Pierre-Michel Lasogga nach einem Foul an Leverkusens Donati die Gelbe Karte
Schiedsrichter Tobias Welz zeigt Pierre-Michel Lasogga nach einem Foul an Leverkusens Donati die Gelbe Karte © WITTERS | TayDucLam
Die Intensität nahm deshalb nicht ab: Lasogga (l.) schaut dem Zweikampf zwischen , Kyriakos Papadopoulos (M.) und Aaron Hunt (r.) zu
Die Intensität nahm deshalb nicht ab: Lasogga (l.) schaut dem Zweikampf zwischen , Kyriakos Papadopoulos (M.) und Aaron Hunt (r.) zu © WITTERS | ValeriaWitters
Stefan Kießling bleibt nach einem Zweikampf mit Albin Ekdal zunächst auf dem Rasen liegen
Stefan Kießling bleibt nach einem Zweikampf mit Albin Ekdal zunächst auf dem Rasen liegen © WITTERS | ValeriaWitters
Lewis Holtby (l.) kämpft mit Javier „Chicharito“ Hernandez um den Ball
Lewis Holtby (l.) kämpft mit Javier „Chicharito“ Hernandez um den Ball © WITTERS | TayDucLam
Mehrfach rettet Adler dem HSV durch Glanzparaden wie hier das 0:0
Mehrfach rettet Adler dem HSV durch Glanzparaden wie hier das 0:0 © WITTERS | TayDucLam
Aaron Hunt (l.) umdribbelt Bayers Tin Jedvaj
Aaron Hunt (l.) umdribbelt Bayers Tin Jedvaj © WITTERS | TayDucLam
„Chicharito“ (l.) und Kyriakos Papadopoulos verzweifeln an diesem Sonnabend gleich mehrfach an Adler
„Chicharito“ (l.) und Kyriakos Papadopoulos verzweifeln an diesem Sonnabend gleich mehrfach an Adler © WITTERS | TayDucLam
Karim Bellarabi (M.) und Ivo Ilicevic im Kampf um das Leder
Karim Bellarabi (M.) und Ivo Ilicevic im Kampf um das Leder © WITTERS | ValeriaWitters
Er wurde von den HSV-Fans mit lauten Pfiffen empfangen: Ex-Hamburger Hakan Calhanoglu
Er wurde von den HSV-Fans mit lauten Pfiffen empfangen: Ex-Hamburger Hakan Calhanoglu © WITTERS | ValeriaWitters
Doch auch der spät eingewechselte Calhanoglu (l.), hier bei der Beobachtung des Zweikampfs zwischen Holtby und Jonathan Tah (r.), vermochte es nicht, sein Team in Führung zu schießen. So blieb ...
Doch auch der spät eingewechselte Calhanoglu (l.), hier bei der Beobachtung des Zweikampfs zwischen Holtby und Jonathan Tah (r.), vermochte es nicht, sein Team in Führung zu schießen. So blieb ... © WITTERS | ValeriaWitters
... es am Ende beim 0:0. Dass die HSV-Spieler entgegen vieler Fans keinen Groll gegen Calhagnoglu hegen, zeigte Lasogga, der nach Abpfiff das Trikot mit dem Ex-Teamkameraden tauschte
... es am Ende beim 0:0. Dass die HSV-Spieler entgegen vieler Fans keinen Groll gegen Calhagnoglu hegen, zeigte Lasogga, der nach Abpfiff das Trikot mit dem Ex-Teamkameraden tauschte © imago/Hübner | imago sportfotodienst
Trainer Bruno Labbadia bedankte sich nach Abpfiff bei den Fans
Trainer Bruno Labbadia bedankte sich nach Abpfiff bei den Fans © WITTERS | TayDucLam
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„Da Adler ganz stark war, müssen wir mit dem 0:0 leben“, lobte Roger Schmidt in seinem Klagelied. „Aufgrund unserer Überlegenheit in der ersten Halbzeit hätten wir das Spiel zu unseren Gunsten entscheiden müssen“, monierte der Bayer-Coach zurecht. Hätte der später verletzt ausgewechselte Hamburger Aaron Hunt aber die Top-Chance der zweiten Hälfte genutzt (50.), hätte die Partie sogar verloren gehen können.

„Wir belohnen uns nicht“, urteilte Rudi Völler. Auch Bayers Sportchef ist der anhaltenden Torflaute des Champions-League-Starters (nur acht Liga-Treffer) allmählich überdrüssig. „Alles andere stimmt: die Einstellung, das Spiel nach vorne. Nur der letzte Punch fehlt. Es kann auch ein Lucky Punch sein. Aber selbst den machen wir nicht“, kritisierte der frühere Torjäger Völler seine Nachfolger.

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Spießrutenlauf für Calhanoglu

Für einen Ex-Hamburger gab es dagegen einen frostigen Empfang. Leverkusens Mittelfeldspieler Hakan Calhanoglu war die Rückkehr an die alte Hamburger Wirkungsstätte ein einziger Spießrutenlauf. Vor der Partie am Sonnabend erntete der ehemalige HSV-Profi bei der Nennung der Spielernamen die mit Abstand lautesten Pfiffe. Dann musste der zunächst auf die Ersatzbank Verbannte diversen aus der Hamburger Fan-Kurve geworfenen Bierbechern ausweichen. Und als der 21-Jährige nach der späten Einwechslung beim 0:0 die letzte Chance per Freistoß kläglich ausgelassen hatte, machten Hohn und Spott die Stadion-Runde.

Calhanoglu ging schließlich kopfschüttelnd vom Feld. „Mit Pfiffen muss man klarkommen. Was darüber hinaus war, war respektlos und unsportlich“, sagte Jonathan Tah, ein anderer Ex-HSV-Profi in Bayer-Reihen, der ebenfalls Buh-Rufen ausgesetzt war.

Calhanoglu hat aber selbst dazu beigetragen, dass er beim HSV-Anhang untendurch ist. Erst verlängerte er im Abstiegskampf 2013/14 seinen Vertrag, um „ein Zeichen zu setzen“, wie er damals sagte. Als er nach der HSV-Rettung, zu der er wichtige Tore beisteuerte, unbedingt zu Bayer wollte, ließ er sich wegen psychischer Probleme krankschreiben. Kaum in Leverkusen angekommen, meldete er sich fit. Das haben die HSV-Fans dem einstigen Publikumsliebling bis heute nicht verziehen.