Hamburg. Der HSV und Hertha BSC wären im Sommer beinahe abgestiegen. Nun gehören beide Clubs zu den Überraschungsteams.

Die meisten HSV-Spieler waren am Donnerstagmittag bereits in der Kabine, da schlug Trainer Bruno Labbadia noch ein paar lange Bälle auf Pierre-Michel Lasogga. Nachsitzen für den Mittelstürmer. Im Zweikampf gegen Gideon Jung galt es für Lasogga, den Ball mit dem Rücken zum Tor zu behaupten und dann im Eins-gegen-eins den Abschluss zu suchen. Ab durch die Mitte. Tore machen. Tore, Tore, Tore. Denn nur ein Treffer gelang dem HSV in den letzten drei Spielen. Ein Freistoß in Ingolstadt. Mehr nicht.

Trotz der fehlenden Tore ist die Stimmung gut in Hamburg. Daran konnte auch die 0:1-Niederlage gegen Schalke am vergangenen Sonnabend nichts ändern. Immerhin holte der HSV vier Punkte aus drei Spielen – mit nur einem Tor. Vor dem Auswärtsspiel bei Hertha BSC am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky und Liveticker auf abendblatt.de) liegen die Hamburger auf dem zehnten Platz. Sechs Punkte Rückstand auf Platz drei. Sechs Punkte Vorsprung auf Platz 16. Nach zwei Jahren Daueraufenthalt in der tiefsten Tabellenregion scheint sich der HSV in der goldenen Mitte der Liga zu stabilisieren.

Nun sind gerade mal sieben Spieltage absolviert und die Ausschläge können sich für die Hamburger sowohl nach unten als auch nach oben schnell drehen. „Ich kann nicht sagen, wo der Weg hingeht“, sagte Labbadia am Donnerstag. „Fakt ist, dass wir weiter an der Entwicklung arbeiten. Die Grundlage wird immer sein, sich nicht auszuruhen.“ Fakt ist auch: Gewinnt der HSV in Berlin – es wäre der dritte Auswärtssieg in Folge – hält er den Kontakt zu den Europapokalrängen. Dort steht derzeit die Hertha als Sechster mit nur einem Punkt mehr als Hamburg. Entgingen beide Vereine in der Vorsaison mit jeweils 35 Punkten nur knapp dem Abstieg, ist in den beiden größten deutschen Städten ein Hauch von Herbsteuphorie zu spüren. „Hertha macht es ähnlich gut wie wir“, sagt dementsprechend HSV-Coach Labbadia. „Hamburg hat sich ebenso gut entwickelt wie wir“, entgegnet Hertha-Trainer Pal Dardai.

Labbadia: Ibisevic ist Herthas Schlüsselspieler

Die Entwicklung der Berliner nötigt den Hamburgern ebenso viel Respekt ab wie den Berlinern die Entwicklung der Hamburger. Labbadia und Sportdirektor Peter Knäbel loben unisono die Transferpolitik der Hertha. „Es wurde sich sehr intelligent verstärkt. Alle vier strategischen Transfers haben sich die Berliner gut überlegt“, sagt Knäbel über die Zugänge Mitchell Weiser, Vladimir Darida, Niklas Stark und zuletzt Vedad Ibisevic. Den neuen Torjäger bezeichnet Labbadia als „den Schlüsselspieler, den die Mannschaft von Hertha noch gebraucht hat“.

Einen Torjäger wünscht sich Labbadia auch in seinem Team. Und auch wenn der Toptorschütze Lasogga (drei Treffer) zuletzt große Chancen ausließ, wird er wohl auch an seiner alten Wirkungsstätte den Vorzug vor Sven Schipplock und Ivica Olic erhalten. Um vorne wieder gefährlicher zu werden, ließ Labbadia unter der Woche immer wieder das schnelle Spiel in die Tiefe trainieren. „Wir arbeiten daran, sich gegen gut organisierte Mannschaften durchzuspielen“, sagt Labbadia.

Labbadia vertraut Drobny im Tor

Hertha ist eines dieser Teams. Das wissen vor allem die Hamburger. In den vergangenen vier Spielen gegen die Berliner gab es vier Niederlagen und nicht ein Tor zu bejubeln. Der letzte Sieg gelang vor dreieinhalb Jahren. Mit 2:1 gewann der HSV im Berliner Olympiastadion. Das Tor für Hertha erzielte damals übrigens Lasogga. Per Kopf überwand er Torhüter Jaroslav Drobny. An diesem Sonnabend stehen die beiden gemeinsam für den HSV auf dem Feld. Labbadia legte sich am Donnerstag fest, dass der Tscheche im Tor bleibt und René Adler erneut auf der Bank sitzt.

Das größte Fragezeichen steht hinter der Besetzung des Mittelfelds. Klar scheint nur, dass Aaron Hunt wieder auf der Zehn und Marcelo Díaz auf der Sechs ran dürfen. „Ich will meinen Platz nicht mehr hergeben“, sagte der Chilene nach seinem guten Startelfcomeback gegen Schalke.

Díaz strotz vor Selbstbewusstsein. Geht es um die Ziele des Vereins, bleibt aber auch er bescheiden. „Wir sprechen nicht von Europa League, sondern sind zufrieden, wenn wir im Mittelfeld landen.“ Es passt zu den neuen Tönen, die im Volkspark zu hören sind. Nur Labbadia will sich mit der Position in der Mitte der Tabelle nicht anfreunden. „Geht so“, antwortete er auf die Frage, ob er sich auf Platz zehn wohl fühle. „Vor einer Woche hat mir der Platz besser gefallen.“ Da war der HSV Sechster.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Hertha: Jarstein – Weiser, Stark, Lustenberger, Plattenhardt – Cigerci, Skjelbred, Darida, Haraguchi – Kalou, Ibisevic.

HSV: Drobny - Diekmeier, Djourou, Spahic, Ostrzolek - Diaz, Ekdal - Müller, Hunt, Holtby - Lasogga.