Mit Lasogga, Olic und Schipplock hat der HSV drei Stürmer im Kader, die ihre Klasse bewiesen haben. Labbadia hat die Qual der Wahl.

Eigentlich sollte Ivica Olic erst am Dienstagnachmittag wieder mit der Mannschaft trainieren. Schließlich hatte der Kroate mit seiner Nationalmannschaft eine anstrengende Länderspielreise hinter sich. Doch so lange wollte Olic nicht warten. Schon zur Frühschicht um 10 Uhr betrat der Stürmer an der Seite seines Landsmannes Ivo Ilicevic den Trainingsplatz. „Unser letztes Spiel war doch schon am Sonntag“, sagte Olic, „ich bin fit und habe Lust auf Fußball.“ Und das demonstrierte er in der ersten Einheit. Beinahe wäre ihm dabei ein sensationelles Fallrückziehertor geglückt.

Olic liebt es, auf Tore zu schießen. Doch das, was er so leidenschaftlich gerne macht, konnte er zuletzt kaum noch ausleben. Jeweils rund 30 Minuten waren es als Joker in München und gegen Stuttgart, auch für die kroatische Auswahl reichte es nur zu einem Kurzeinsatz. In seiner vermutlich letzten Saison beim HSV ist der 35-Jährige nur Teilzeitkraft. Diese Erkenntnis hat allerdings weniger mit ihm als vielmehr mit einer komfortablen Situation im Sturmzentrum der Hamburger zu tun.

Matz ab nach dem 3:2-Sieg gegen Stuttgart
Matz ab nach dem 3:2-Sieg gegen Stuttgart

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    Mit Ivica Olic, Sven Schipplock und Pierre-Michel Lasogga verfügt der HSV über drei Mittelstürmer der Marke wertvoll. Eine Situation, die es beim HSV in dieser Form lange nicht gab. Zur Erinnerung: Als Mirko Slomka vor etwas mehr als einem Jahr noch den HSV trainierte, Artjoms Rudnevs zu Hannover 96 verliehen wurde, Lasoggas Muskelfaser im Vierwochentakt riss und Jacques Zoua die Sache mit dem Toreschießen nicht so ganz verstanden hatte, probierte es Slomka aus Verzweiflung mit U23-Stürmer Mattia Maggio.

    17 Monate später hat auch Labbadia ein Sturmproblem – und zwar ein Luxusproblem. Drei gute und gesunde Stürmer gilt es in das Gefüge so zu integrieren, dass die Mannschaft maximalen Erfolg und der einzelne Spieler minimale Unzufriedenheit aufweist. Keine leichte Aufgabe für den Trainer, die dieser bislang aber erstaunlich gut zu lösen weiß. Zwar ließ Olic bereits wissen, dass ihm die Rolle als Reservist gar nicht gut gefällt, aber wer will ihm das verdenken?

    Und auch von Lasogga hätte man möglicherweise Misstöne erwartet angesichts von nur drei Ligaeinsätzen als Einwechselspieler. Stattdessen sagt er: „Ich will mich durchsetzen und werde alles dafür geben.“ Vor dem Spiel bei Borussia Mönchengladbach am Freitag (20.30 Uhr) hat Labbadia nun wieder die Qual der Wahl. Ein Systemwechsel auf zwei Spitzen scheint angesichts der Verpflichtung des Spielmachers Aaron Hunt ausgeschlossen. Denn der scheint im Team des HSV gesetzt zu sein.

    Sven Schipplock
    Sven Schipplock © WITTERS

    Was für Schipplock spricht:

    Dreimal durfte der Neuzugang in dieser Saison bereits für den HSV beginnen. Dreimal schoss er dabei auf das gegnerische Tor. Nicht gerade viel für einen Stürmer. Und auch wenn Labbadia nichts dagegen hätte, wenn Schipplock hier und da mal ein Tor macht, scheint der 26-Jährige im System des Trainers eine zentrale Rolle einzunehmen. „Sven ist unser erster Verteidiger. Er läuft unermüdlich“, sagt Labbadia. Wie wertvoll Schipplock sein kann, zeigte er in Köln, als er einen Ball an der Seitenlinie erkämpfte und die Führung durch Lewis Holtby vorlegte. Tendenz: Schipplock startet auch in Mönchengladbach.

    Was für Lasogga spricht:

    Zum ersten Mal in seiner Zeit beim HSV wirkt der bullige Stürmer so richtig austrainiert. Lasogga verpasste seit Beginn der Vorbereitung kaum eine Einheit. Doch in den Vorbereitungsspielen und insbesondere beim Pokal­aus in Jena war Labbadia mit Lasoggas Laufleistung nicht einverstanden. Als Einwechselspieler, der auf Anhieb etwas bewegen kann, sieht Labbadia den 23-Jährigen derzeit stärker. Schon gegen Stuttgart drehte Lasogga das Spiel mit seiner Wucht. In Mönchengladbach geht es für den HSV aber zunächst darum, „kompakt und defensiv gut zu stehen“, wie Aaron Hunt am Dienstag sagte. Tendenz: Weil Schipp­lock in der Rückwärtsbewegung stärker ist, bleibt für Lasogga auch in Mönchengladbach nur die Jokerrolle.

    Ivica Olic
    Ivica Olic © WITTERS

    Was für Olic spricht:

    Der Kroate fühlt sich im Zentrum am wohlsten und kann dort mit seinem Instinkt aus dem Nichts Tore machen, so wie gegen Schalke am 34. Spieltag der vergangenen Saison. Unter Labbadia kam Olic bislang zwar hauptsächlich auf der linken Seite zum Einsatz, doch die Außenbahn liegt dem am Montag 36 Jahre alt werdenden Angreifer laut eigener Einschätzung nicht. Zudem ist der formstarke Ilicevic auf links gesetzt. Tendenz: Olic ist auch in Mönchengladbach nur Stürmer Nummer drei. Aber die Saison ist ja noch lang. Auch wenn Olic nicht gerne wartet, wenn es um Fußball geht.