Hamburg. HSV-Stürmer Artjoms Rudnevs spricht erstmals über eine Fehlgeburt seiner Frau. In der kommenden Woche will der Lette wieder trainieren.

Um 15 Uhr bat Bruno Labbadia am Montag zum Auftakt der neuen Trainingswoche. 14 Feldspieler konnte der HSV-Trainer im Volkspark begrüßen. Artjoms Rudnevs war noch nicht dabei. Der Stürmer befindet sich seit einer Woche zur Behandlung im Krankenhaus, nachdem ihn seine Frau in der vergangenen Woche während einer Auseinandersetzung mit einem Biss an der Zunge verletzt hatte. Nun hat sich der Lette erstmals öffentlich geäußert. Hintergrund des Streits, über den verschiedene Medien auch in seinem Heimatland berichteten, sei eine Familientragödie, wie Rudnevs am Montag in einem Schreiben erklärte.

Rudnevs wurde notoperiert

„Die mir am nächsten stehenden Familienmitglieder durchleben gerade sehr schwere Zeiten. Meine Frau Santa und ich hatten die Geburt unseres dritten Kindes erwartet. Am Sonnabend, dem 29. August 2015, erlitt meine Frau eine Fehlgeburt“, schreibt Rudnevs in der Mitteilung, die er über seine Facebook-Seite und die vereinseigene Homepage des HSV veröffentlichte. Rudnevs sei laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung vom Freitag nach der Auseinandersetzung mit seiner Frau notoperiert worden.

Der HSV-Profi wollte die Geschehnisse nun aufklären. „Was passiert ist, ist die für viele schwer nachvollziehbare Reaktion einer Mutter nach dem Tod ihres Kindes. Keine Tragödie im Leben einer Frau kann mit dem Tod des eigenen Kindes auch nur annähernd verglichen werden. Meine Frau Santa kann dies nur schwer verarbeiten, wie übrigens jede andere Mutter nach einem derart dramatischen Erlebnis. Am unglückseligen Abend in Hamburg hat meine Frau daher zwischenzeitlich aufgehört, rational zu denken und wurde hysterisch, weil sie zutiefst bestürzt über den Verlust unseres Kindes war“, schreibt Rudnevs. „Ich mache meiner Frau keinerlei Vorwürfe für das, was passiert ist. Wir sind seit elf Jahren zusammen und seit sechs Jahren ein sehr glückliches Ehepaar, niemals hatten wir Ehekrach und es gab nie Gewalt in unserer Ehe. Unsere Familie wird zusammenhalten, vor allem in diesen schwierigen Zeiten.“

HSV will Rudnevs unterstützen

Der HSV hatte dem 27 Jahre alten Familienvater zuvor bereits jede nötige Unterstützung zugesichert. Sportlich spielt Rudnevs in den Planungen von Trainer Labbadia derzeit keine Rolle. In den ersten drei Ligaspielen schaffte es der Angreifer nicht einmal in den Kader. Gerne hätte der Verein ihn daher in der gerade abgelaufenen Transferperiode verkauft, doch Rudnevs, der beim HSV noch einen Vertrag bis Sommer 2016 hat, entschied sich trotz verschiedener Optionen für einen Verbleib in Hamburg – auch aus familiären Gründen. „Wir fühlen uns sehr wohl hier. Wir wollen jetzt nicht gehen“, sagte Rudnevs, nachdem er sich mit seiner Frau in Griechenland bei Paok Saloniki schon zu Gesprächen befand.

Das ist noch beim HSV los

Warnen: Peter Knäbel, Direktor Profifußball, hat im Zuge der „Rucksackaffäre“ an die Betroffenheit nach dem Selbstmord von Nationaltorhüter Robert Enke vor sechs Jahren erinnert. „Damals haben alle gefragt, wie so etwas passieren kann. Aber wenn dann wie in meinem Fall eine Kampagne ins Rollen kommt, zeigt keiner das Stoppschild“, sagte der 48-Jährige in einem „kicker“-Interview.

Hoffen:Hoffnungsvoll: Kapitän Johan Djourou (Faserriss) absolvierte eine individuelle Einheit am Montag ohne Probleme. Am Mittwoch soll er wie auch Torhüter René Adler wieder mit der Mannschaft trainieren. Gideon Jung hat seine Wadenprobleme bereits auskuriert und kann am Freitag in Gladbach spielen.

Trainieren: Trainiert wird um 10 und 15 Uhr.

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In der kommenden Woche will Rudnevs aller Voraussicht nach wieder mit der Mannschaft trainieren. „Körperlich geht es mir von Tag zu Tag immer besser. Der Schmerz der Zunge schwindet langsam und stört immer weniger beim Verzehr von normaler Nahrung und beim Sprechen“, teilt der Stürmer in seiner Erklärung mit.

Viel wichtiger sei ihm aber, die schwierige Zeit mit seiner Familie zu bewältigen und in die Normalität zurückzukehren. „Ich liebe meine Familie über alles, und ich tue auch alles, damit alles wieder gut wird.“