Hamburg. Die etatmäßige Nummer drei kam gegen Köln zum unverhofften Bundesliga-Debüt. HSV wartet mit Kernspin-Untersuchung bei Adler ab.
Am Ende verlor Andreas Hirzel dann doch noch ein wenig die Orientierung. Da war das Spiel zwischen dem 1. FC Köln und dem HSV aber bereits lange beendet. Während Michael Gregoritsch bereits geduscht aus der Kabine kam und sich auf den Weg zur österreichischen U21-Nationalmannschaft machte, musste Torhüter Hirzel in den Katakomben des RheinEnergieStadions zwischen den Räumen pendeln. Zum einen wollten diverse Fernsehteams den Schweizer sprechen. Und dann musste Hirzel auch noch zur Dopingprobe. Viel Aufregung für den 22 Jahre alten Keeper, der den Nachmittag in Köln-Müngersdorf normalerweise entspannt auf der Ersatzbank verbracht hätte.
Doch dann kam die 29. Spielminute. René Adler eilte aus seinem Kasten, um eine Kölner Flanke vor dem einköpfbereiten Simon Zoller wegzufausten. Bei diesem Vorhaben agierte Adler derart kompromisslos, dass er seinen Abwehrkollegen Cléber gleich mit aus dem Weg räumte. Doch während der Brasilianer die Szene unbeschadet überstand, verletzte sich Adler so schwer an der Schulter, dass er zehn Minuten später den Platz verlassen musste. Und weil Jaroslav Drobny, die etatmäßige Nummer zwei des HSV, nach seiner Schulterverletzung noch nicht wieder dabei war, kam Hirzel unverhofft zu seinem Bundesligadebüt. Und auch wenn der Schlussmann gleich in seinem ersten Spiel zwei Gegentore kassierte und mit einer Niederlage vom Platz gehen musste, war er mit seiner Pflichtspielpremiere als Profi im HSV-Trikot zufrieden. „Ich habe versucht, der Mannschaft bestmöglich zu helfen“, sagte Hirzel hinterher. „Es ist natürlich immer schwer, kalt in ein Spiel reinzukommen, aber ich freue mich über mein Debüt.“
Labbadia findet ein Lob für Hirzel
Die Halbzeit verbrachte Hirzel auf dem Platz, ließ sich von Torwarttrainer Stefan Wächter warmschießen und erstaunte nach dem Wiederanstoß mit einem bemerkenswert selbstsicheren Auftritt. Einen Schuss von Kölns Stürmer Anthony Modeste klärte Hirzel sicher, bei den Gegentoren war er schuldlos. „Er hat das ordentlich gemacht und Ruhe ausgestrahlt“, sagte Trainer Bruno Labbadia über die Leistung des Debütanten, der erst im Laufe der Vorbereitung vom FC Vaduz aus Liechtenstein nach Hamburg gekommen war. Bis zum Sonnabend hatte Hirzel kaum Spielpraxis im Profifußball gesammelt. Umso erstaunlicher war es, wie cool er nicht nur mit seiner Nervosität umging, sondern nach dem Spiel auch die Niederlage treffend analysierte. „Es war ein gute Leistung von uns. Wir waren dominant. Nach dem 1:2 war es aber schwer, noch einmal zurückzukommen“, sagte Hirzel.
HSV verliert unglücklich beim 1. FC Köln
Ob der Torhüter in den kommenden Wochen weitere Erfahrung sammeln wird, ist noch nicht abzusehen. Fest steht, dass René Adler mit dem Training einige Tage aussetzen wird. Als erste Diagnose stellten die HSV-Ärzte eine schwere Prellung fest, wie Labbadia am Sonntag bestätigte. Ob Adlers Schulter bei einer Kernspin noch einmal genauer untersucht wird, will der Verein noch abwarten. Bis zum nächsten Spiel bei Borussia Mönchengladbach (11. September) hat Adler fast zwei Wochen Zeit, seine Schulter wieder regenerieren zu lassen.
Möglich scheint auch, dass Jaroslav Drobny, der vor zehn Tagen gegen Cagliari Calcio überraschend früh sein Comeback gegeben hatte, in Gladbach wieder einsatzfähig ist. Und sollte es auch für den Tschechen noch nicht reichen, dann steht eben wieder Hirzel im Tor. Dass dieser nicht nur das Talent, sondern auch die Nerven hat, um in der Bundesliga zu bestehen, hat er an diesem Wochenende bewiesen.