Hamburg/Köln. Holtby hatte die Führung erzielt, verwirrte nach der 1:2-Niederlage gegen Köln dann aber mit einer Falschaussage.

Einen Tag nach dem Ärger über den entscheidenden Elfmeter bei der HSV-Niederlage in Köln kann Trainer Bruno Labbadia auch etwas positives aus dem Spiel ziehen. Über den Twitter-Account des HSV lässt Labbadia mitteilen, dass obwohl sich die Mannshcaft noch in der Entwicklung befinde, guter Fußball gespielt worden wäre. Ärgerlich sei, dass die Mannschaft sich nicht belohnt habe.

Unterdessen gab es bereits am Sonnabend eine großes Durcheinander aufgrund einer Falschaussage von Lewis Holtby .Der Verein hatte noch nach am Abend die Aussagen von Lewis Holtby über eine angebliche Entschuldigung des Schiedsrichters zurechtgerückt. Referee Deniz "Aytekin war nach dem Spiel nicht in der HSV-Kabine u. hat sich für den Elferpfiff entschuldigt. Lewis Holtby hat da etwas falsch verstanden“, teilte der Fußball-Bundesligist via Twitter mit.

Auch Lewis Holtby wird auf der Twitter-Seite vom HSV am Sonntag zitiert. Er habe es in der Hektik falsch verstanden und nehme seine Aussage zurück, heißt es im ersten Tweet. Und weiter, dass Holtby nicht bewusst etwas erfunden habe und nun wisse, dass es lediglich einen kurzen Wortwechsel zwischen Herrn Aytekin und Emir Spahic im Kabinengang gegeben habe, bei dem Herr Aytekin seine Wahrnehmung der Elfmeterszene beschrieben habe.

HSV-Mittelfeldspieler Holtby hatte zuvor behauptet, der Referee habe nach der Partie in der Hamburger Umkleide gegenüber Verteidiger Emir Spahic eine Fehlentscheidung eingeräumt. Aytekin hatte Spahic wegen einer umstrittenen Notbremse gegen Kölns Anthony Modeste Rot gezeigt, Modeste verwandelte den anschließenden Strafstoß zum 2:1-Siegtor für die Gastgeber.

Aytekin bestritt den Kabinen-Besuch. Er habe lediglich in seiner Umkleide dem HSV-Sportdirektor Peter Knäbel die Gründe für sein Urteil erläutert. Zudem stehe er zu seiner Entscheidung.

Das war passiert

In einer turbulenten Schlussphase hat der 1. FC Köln dem Hamburger SV eine unglückliche 1:2 (0:0)-Niederlage zugefügt. Nach dem HSV-Führungstreffer von Lewis Holtby in der 47. Minute machten die Neu-Kölner Philipp Hosiner (76.) und Anthony Modeste mit einem verwandelten Foulelfmeter in der 79. Minute vor 50.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion den FC-Erfolg perfekt.

HSV-Mann Emir Spahic hatte gegen Modeste zuvor angeblich die Notbremse gezogen - umstrittenes Rot durch Referee Deniz Aytekin war die Folge. Köln ist damit seit zwölf Heimspielen unbesiegt und sorgte mit dem Erfolg für den besten Start in der Fußball-Bundesliga seit 19 Jahren.

Fifa-Schiedsrichter Aytekin aus Oberasbach hat die Rote Karte gegen den Hamburger Emir Spahic und den Elfmeter für den 1. FC Köln verteidigt. „Aus meiner Sicht hat es einen Kontakt im Fuß- und Rückenbereich gegeben“, sagte der 37-Jährige zu der entscheidenden Szene.

Fast-Absteiger HSV begann eine Woche nach dem 3:2 gegen Stuttgart engagiert und versuchte, Offensivakzente zu setzen. Einen Kopfball von Neuzugang Michael Gregoritsch (6.) hielt FC-Keeper Timo Horn ohne Mühe. Zwei Minuten später zog Matthias Ostrzolek aus der Distanz ab, verfehlte aber das Kölner Gehäuse knapp. Einen Freistoß von Ivo Ilicevic packte sich Horn sicher (21.).

In dieser Phase haperte es beim FC im Spielaufbau, auch, weil die Hamburger viele Zweikämpfe gewannen. Gefahr ging vom FC kaum aus. Die rund 5000 HSV-Anhänger skandierten lauthals: „Niemals zweite Liga.“ Dann hatte der Schwede Albin Ekdal die HSV-Führung auf dem Kopf; doch Nationalspieler Jonas Hector klärte (37.).

Drei Minuten danach musste HSV-Torhüter René Adler wegen einer Schulterblessur durch Andreas Hirzel ersetzt werden. Der Schweizer kam damit ungeplant zu seiner Bundesligapremiere. Der ehemalige Fußball-Nationaltorhüter hat sich wahrscheinlich keine schwere Verletzung zugezogen. „Er hat bei einem Zusammenstoß mit zwei Spielern einen Schlag bekommen und konnte den rechten Arm nicht mehr heben“, sagte HSV-Trainer Bruno Labbadia nach der Begegnung. Das Weiterspielen habe keinen Sinn mehr für Adler gemacht.

Hamburg blieb aber gefährlich: In der Nachspielzeit der ersten Hälfte verfehlten Ilicevic und Gregoritsch das FC-Tor zweimal knapp.

Nach dem Wechsel waren kaum zwei Minuten gespielt, als Sven Schipplock nach einem Fehler von Kölns Kevin Vogt von rechts auf Holtby legte, der mit seinem Links-Flachschuss Horn keine Abwehrchance ließ. Diese Führung war verdient. Und der FC konnte noch immer keine Durchschlagskraft entwickeln - das HSV-Duo Spahic/Cleber unterband zunächst fast alle Versuche der Kölner.

Auf der Gegenseite musste sich Horn bei einem Ilicevic-Schuss (62.) mächtig lang machen, um das 0:2 zu verhindern. Gut 60 Sekunden später setzte FC-Angreifer Modeste das Spielgerät auf das Aluminium - es war bis dahin die beste Kölner Möglichkeit. Erst in der Schluss-Viertelstunde machte der FC auf, doch der eingewechselte Hosiner und Modeste (beide 74.) vergaben.

Dann war der eingewechselte österreichische Neuzugang Hosiner zum 1:1 zur Stelle, ehe Spahic angeblich regelwidrig Modeste im Strafraum bremste. Die TV-Bilder allerdings ließen die Entscheidung zweifelhaft wirken. Den umstrittenen Foulelfmeter verwandelte der FC-Stürmer selbst - gegen alle Proteste der Gäste. In Unterzahl konnten die Norddeutschen dem Spiel keine erneute Wende mehr geben.

DAS SPIEL IM LIVETICKER

"Wir sind niedergeschlagen. Wir wollten auch nach dem 1:1 unbedingt gewinnen, vielleicht wollten wir da zuviel", sagt Michael Gregoritsch. Sven Schipplock fügt an: "Es ist so ärgerlich! Die zweite Halbzeit war so gut, die Entscheidung der Roten Karte spielentscheidend."

Bruno Labbadia war stinksauer auf Schiedsrichter Aytekin: "Wir sind um einen Punkt betrogen worden. Der Elfmeter war eine krasse Fehlentscheidung. Aytekin ist grundsätzlich ein guter Schiedsrichter. Jetzt können wir es nicht mehr ändern, in 14 Tagen redet keiner mehr drüber." Auch Kölns Trainer Peter Steger gibt Labbadia recht: "Ich habe keine Fernsehbilder gesehen, aber ich hätte den Elfmeter nicht gegeben."

Die Statistik

Köln: 1 Horn - 16 Olkowski (ab 66. Hosiner), 4 Sörensen, 3 Heintz, 14 Hector - 33 Lehmann (ab 58. Jojic), 6 Vogt - 7 Risse, 21 Bittencourt - 27 Modeste, 11 Zoller (ab 81. Gerhardt). - Trainer: Stöger

Hamburg: 15 Adler (ab 39. Hirzel) - 2 Diekmeier, 3 Cleber, 4 Spahic, 22 Ostrzolek - 20 Ekdal, 28 Gideon Jung (ab 46. Kacar) - 23 Gregoritsch, 8 Holtby (ab 83. Lasogga), 7 Ilicevic - 9 Schipplock. - Trainer: Labbadia

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)

Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)

Tore: 0:1 Holtby (47.), 1:1 Hosiner (76.), 2:1 Modeste (81./FE)

Rote Karte: Spahic (80./Notbremse)