Hamburg. Aufgetauchte Gehaltslisten aus geklautem Rucksack und das Aus gegen Jena im Pokal. Bringt ein Talent die Hoffnung zurück?
Einen Tag nach der peinlichen Niederlage des HSV in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen Carl Zeiss Jena ist die Unruhe der vergangenen Spielzeiten wieder da – noch bevor die Saison so richtig gestartet ist. Bruno Labbadia blickte daher auch am Montag bei dem von ihm angesetzten Straftraining finster. „Wegschlafen kann man da nicht viel“, sagte der 49-Jährige, dem neben den Unzulänglichkeiten seiner Spieler auch eine Erkältung zu schaffen macht: „Der nächste Tag ist fast immer schlimmer.“
Die Unruhe, die seit dem Fast-Abstieg zunächst aus Hamburg vertrieben wurde, ist wieder da. Und das hat nicht nur mit dem peinlichen Pokal-Aus beim Viertligisten Carl Zeiss Jena (2:3 n.V.) zu tun. Gehaltslisten des Klubs und weitere Dokumente flatterten zuletzt durch einen öffentlichen Park. Die neue Saison hat noch gar nicht richtig begonnen, doch der HSV verkommt erneut zum Gespött der Fans.
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„Dass wir uns mit so einer Niederlage Häme einholen, ist klar. Da müssen wir drüberstehen“, sagte Labbadia mit belegter Stimme: „Wir haben einen ganz, ganz großen Berg zu erklimmen.“ Und auf diesem Weg strich er seinen Spielern erst einmal den eigentlich freien Montag und ließ vier Tage vor dem Bundesliga-Auftakt beim FC Bayern (Freitag, 20.30 Uhr/ARD, Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) zum Straftraining antreten. Illusionen gibt er sich vor dem Duell in München nicht hin: „Hoch werden wir nicht gewinnen.“ Zuletzt kassierten die Hamburger ein deftiges 0:8 in der bayerischen Landeshauptstadt.
Erstes HSV-Training nach der Pokal-Pleite
Die Leiden beim HSV wollen nach dem Fast-Abstieg wohl einfach kein Ende nehmen. Labbadia richtet sich auf stürmische Zeiten ein. Nur weil man in der „Hülle HSV“ spiele, sei man „keine Topmannschaft. Wir wissen, dass wir an der Grenze arbeiten“. Das werde „in den nächsten Wochen, Monaten vielleicht sogar Jahren machen müssen, ehe wir den Rückstand auf andere wettmachen.“
Kommt jetzt Halilovic?
Als erste Reaktion auf die Grusel-Vorstellung in Jena will der HSV wohl noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen. Alen Halilovic (Kroatien) soll vom FC Barcelona ausgeliehen werden und möglichst das Kreativ-Loch im Mittelfeld füllen. Allerdings haben die Hanseaten im Werben um den 19-Jährigen starke internationale Konkurrenz, eine Entscheidung soll noch in dieser Woche fallen. Laut kroatischen Medien hat der HSV das Rennen gemacht.
Und als wäre die sportliche Misere noch nicht schlimm genug, wurde am Montag auch noch bekannt, dass zuletzt Gehaltslisten mit Prämienregelungen und Dokumente mit weiteren Vereinbarungen von Labbadia, Spielern und Betreuern sowie interner Schriftverkehr im Jenischpark verstreut lagen. „Der Rucksack mit den Sachen wurde mir geklaut“, sagte Sportdirektor Peter Knäbel der Bild-Zeitung.
„Wir stehe auch da zusammen“
Die ehrliche Finderin soll mehrmals versucht haben, Knäbel, dessen Privatadresse auf den Papieren stand, zu kontaktieren. Doch der Manager war gerade umgezogen und auf der HSV-Geschäftsstelle, an die sich die Finderin wendete, soll man ihr laut Bild-Zeitung zunächst nicht geglaubt haben. Auch weil Knäbel die Dokumente „älteren Datums“ zunächst nicht vermisst hatte. Der HSV hat mittlerweile „Strafanzeige gestellt“, wie er mitteilte. „Ist halt passiert. Wir stehen auch da zusammen“, sagte Labbadia.
Die Aufregung ist groß - dabei sehnte sich der HSV nach der Last-Minute-Rettung im Vorjahr doch so sehr nach einer ruhigeren Saison. Doch der Auftritt in Jena ließ die schlimmsten Befürchtungen der Fans wahr werden: Alles geht so weiter wie gehabt. Aber Labbadia will kämpfen: „Bei allem Ärger und aller Enttäuschung gehört es als Trainer auch dazu, nicht alles infrage zu stellen.“