Hamburg. Am 17. Juli 2014 wurde der Hamburger Fußballclub Falke e. V. gegründet, an diesem Sonnabend um zwölf Uhr bestritt er sein erstes Pflichtspiel.

Etwas mehr als ein Jahr ist er alt. Am 17. Juli 2014 wurde der Hamburger Fußballclub Falke e. V. gegründet, jetzt, an diesem Sonnabend um zwölf Uhr, bestritt er sein erstes Pflichtspiel. „Endlich“, sagt Präsidentin Tamara Dwenger. Auf dem Platz am Sportplatzring in Stellingen ging es gegen den SV West Eimsbüttel - und Falke siegte in der 1. Runde des Oddset-Pokals gleich mit 3:0. „Jetzt wird die verrückte Idee endlich auf dem Platz umgesetzt“, freut sich Dwenger, „die Vorfreude ist sehr groß, wir haben hart dafür gearbeitet.“

Und immer im Fokus der Öffentlichkeit. Von Anfang an. Denn Falke, das ist ja nicht einfach ein neu gegründeter Fußballverein. Die gibt es immer wieder, und kein Mensch nimmt Notiz. Falke, das ist der vielfach beschriebene Anti-HSV, das Sammelbecken der frustrierten Ausgliederungsgegner, das Alternativmodell der kommerzkritischen Anhänger des reinen Spiels – es gibt wohl kaum ein Klischee, das nicht über diesen Verein gestülpt wurde. Und viele stimmen sogar.

Sie haben es ja auch so gewollt. Die gemeinsame HSV-Vergangenheit der Gründergeneration wird oft und gerne erzählt. Ehemalige Ultras sind dabei, einstige Supporters-Club-Mitglieder, normale Leute aus der Kurve, langjährige Dauerkarteninhaber – alle gefrustet vom sportlichen Niedergang, gepaart mit der Ausgliederung der Profiabteilung aus dem HSV e. V. und damit einem wesentlichen Teil der Einflussmöglichkeiten für Mitglieder. Sie aber wollen gestalten, wollen sich einbringen, mitreden oder wenigstens etwas Fußball-Romantik leben und erleben. „Es wäre deshalb nicht okay gewesen, zu einem bestehenden Verein zu gehen und da plötzlich Einfluss zu nehmen“, erklärt Dwenger, „also kam die Idee, einen eigenen Verein zu gründen.“

Wie sie das gemacht haben, ist an Originalität und Professionalität allerdings kaum zu übertreffen. Die Referenz im Vereinsnamen auf einen der drei Gründervereine des HSV, die Farbwahl blau-schwarz als Reminiszenz an den zweiten Gründerclub Germania (und den HSV), Spielankündigungsplakate im Look der 30er-Jahre. Ach, herrliche, ehrliche Fußballzeit. So soll es sein, das kommt an.

Von keinem derart unterklassigen Verein in Deutschland ist so viel berichtet worden wie über diesen neuntklassigen Club aus Hamburg. Vom Deutschlandfunk bis zum Neuen Deutschland waren sie alle schon mal da. Das NDR-Fernsehen begleitete mit einem Kamerateam sogar eine „Inspektionsreise“ der Clubverantwortlichen zum FC United of Manchester, der als Vorbild eines Fan-organisierten Alternativvereins gilt.

263 Menschen haben bei Facebook angekündigt, zum Pokalspiel zu kommen. Eintritt zwei Euro, Bier 1,50, Wurst ein Euro. Es wird voll werden. „So einen großen Zuspruch gibt’s in Deutschland kein zweites Mal“, meint Trainer Dirk Hellmann.

23 Spieler hat er im Kader, davon acht aus zwei Probetrainings, zu denen sich rund 80 Spieler angemeldet hatten. Die anderen haben er und der erfahrene Ligaobmann Nils Kuntze-Braack angesprochen, begeistert und überzeugt. darunter sind auch ehemalige Oberligaspieler wie Tobias Herbert, 31, und Sebastian Semtner, 36, die Lust auf dieses Projekt hatten. „Wir müssen den bisherigen Zuspruch genießen und versuchen, die Leidenschaft von draußen auf das Spielfeld zu übertragen“, sagt Hellmann. Sein Saisonziel ist klar: „Vom Potenzial her müssen wir aufsteigen.“

Ein Jahr hat es gedauert, die Grundlagen für den Spielbetrieb zu legen, auch finanziell. Die Beiträge der Mitglieder gäben auch einen Bezirksligaetat her. Es gibt sogar schon Sponsoren wie einen großen Sportausrüster. Bälle mussten gekauft werden, eine Satzung formuliert, beim Verband eine Anmeldung hinterlegt werden, Tickets entworfen und so weiter und weiter. „Dass es so viel Arbeit würde, hätte ich doch nicht gedacht“, räumt Dwenger ein, „es ist fast ein Fulltime-Job.“

Schließlich musste auch noch eine Heimat gefunden werden. Beim FC Union 03 in der Waidmannstraße ist Falke nun Untermieter, dort steht eine der traditionsreichen Spielstätten mit einer geschlossenen Stehtraverse für bis zu 4000 Zuschauer. Zum zweiten Heimspiel gegen den 1. FC Eimsbüttel (15. August), wenn der Rasen angewachsen ist, wird Falke dort seine Premiere feiern. „Um zwölf Uhr an einem Sonnabend, wie bei jedem Heimspiel“, erklärt Dwenger. „Einige unserer Fans wollen nach unseren Spielen nämlich noch zum HSV ins Volksparkstadion.“