Wedel. Christopher Dobirr ist Verteidiger und Manager des Wedeler TSV. Künftig wírd er auch zur neuen Saison der spielende Co-Trainer des neu gegründeten HFC Falke
Er steht zwar nicht im Tor, aber sie steht trotzdem dahinter. Melanie Koch, 29, gab ihren Segen, dass ihr künftiger Ehemann Christopher Dobirr, 35, seiner zweiten großen Leidenschaft, dem Fußball, bald noch intensiver frönt. In der nächsten Serie steigt der Verteidiger des Wedeler TSV als spielender Co-Trainer beim neuen HFC Falke ein. Den Wedelern, im Titelkampf der Landesliga (Hammonia-Staffel) vermutlich gescheitert, bleibt er als Manager erhalten.
Wie das Paar aus der Hamburger Neustadt, das am 12. Juni in Altona standesamtlich und einen Tag später in der Speicherstadt-Kirche St. Katharinen kirchlich heiratet, die Familie plant, ist seine Privatsache. Doch an einer ganz besonderen Geburtsstunde ist Christopher Dobirr, von seinen Freunden nur „Stoffi“ genannt, schon einmal beteiligt. Im Juni 2014 riefen enttäuschte HSV-Fans den HFC Falke ins Leben zurück. Der Name ist eine Anlehnung an die Vereine Hamburger FC 88 und FC Falke 06, aus denen nach einer Fusion mit dem SC Germania 1887 im Jahr 1919 der Hamburger SV hervorging. HFC-Fußball-Obmann Nils Kuntze-Braack entschied sich nach mehrmonatiger Suche für den Wedeler Mittelfeld-Kämpfer Dirk Hellmann, 32, als Trainer und für dessen besten Kumpel Dobirr als Assistenten.
Hunderte, wenn nicht Tausende Fans, die den modernen Profi-Fußball als „Event- und Kapitalmonster“ sehen und eine neue emotionale Heimat suchen, stehen hinter dem Projekt. Hellmann und Dobirr empfinden es als „eine Ehre, ein Teil dieser besonderen Geschichte zu sein“. Verbands-Haussender „Elbkick-TV“ und die gesamte Hamburger Presse-Landschaft waren zugegen, als die Freunde, beide in Itzehoe geboren, am 9. Januar im rappelvollen Clubheim von Union 03 ihre unbefristeten Verträge unterschrieben. Arbeitsbeginn ist offiziell der 1. Juli, doch schon zum gegenwärtigen Zeitpunkt basteln sie an einer Mannschaft, die zunächst aus der Kreisklasse in die Bezirksliga durchstarten soll. Nach der ersten Sichtung gab bereits Daniel Brehmer (VfL Pinneberg II), früherer Oberliga-Spielmacher des SV Rugenbergen und des TuS Holstein, seine Zusage. Am 11. April geht das Schaulaufen auf dem Trainingsgelände am Sportplatzring in Hamburg-Stellingen weiter. Einen Tag später bestreitet der Wedeler TSV ein Heimspiel gegen den SC Alstertal-Langenhorn, doch von Stress will Dobirr nichts wissen.
Der Bankangestellte, seit drei Jahren mit Arbeitskollegin Melanie zusammen, ist Doppelbelastungen gewohnt. 2001/2002, von 2004 bis 2008 und von 2009 bis 2012 machte er alle Höhen und Tiefen des VfL Pinneberg mit. Dabei wurde er für die Kreisstädter zwischendurch zusätzlich als Ligaobmann tätig, als Not am Mann war.
So einen wollten die Wedeler nicht gänzlich ziehen lassen. Ligaobmann Walter Zessin arbeitete ihn nach dem Ausscheiden von Kadir Katran als Manager ein. „Mit seinem ruhigen, seriösen Auftreten und seiner totalen Zuverlässigkeit kommt Christopher überall gut an“, sagt Zessin. Für Dobirr heißt das: Fußball rund um die Uhr. Immer sonnabends um 12.30 Uhr trägt der HFC Falke seine Heimspiele auf den Sportplätzen von Union 03 aus. Montags und dienstags wird am Sportplatzring trainiert. Entweder donnerstags oder freitags wird sich Dobirr in Wedel blicken lassen und sich dort fit halten. „Der ganz enge Draht zur Mannschaft ist mir wichtig.“ Die Wedeler Punktspiele, die sich nicht mit den Partien des HFC Falke beißen, will er ebenfalls nicht verpassen. Das freut auch die frühere HSV-Dauerkarten-Inhaberin Melanie Koch, die immer schon ein Faible für Fußball hatte und beim WTSV Freundschaften mit Spielerfrauen und -freundinnen schloss. Bei der Weihnachtsfeier des Teams 2014 waren nicht weniger als 15 der jungen Damen anwesend. Das verbindet – bis hin zum gemeinsamen Sektfrühstück bei besonders wichtigen Vormittagsspielen.
„Ich weiß genau, auf wen und auf was ich mich einlasse“, betont die künftige Frau Dobirr, die selbst einmal pro Woche den Squashschläger schwingt. Bleibt das gemeinsame Privatleben bei so viel Sport nicht auf der Strecke?
Die Frage stellt sich für die gebürtige Lüneburgerin nicht. „Der Fußball entzweit uns keineswegs, sondern er verbindet uns.“