Hamburg. Zum HSV gehen will sie nicht mehr. Tamara Dwenger hat aus Frust über die Ausgliederung ihre Dauerkarte abgegeben. Falls der Wunsch nach Erstligafußball doch mal hochkommen sollte, will sie eher auf andere Stadien ausweichen. Wenn es die Zeit zulässt, denn ab sofort hat der Neuntligafußball Vorrang. Dwenger ist die Präsidentin des neu gegründeten HFC Falke, der als Alternative zum HSV ins Leben gerufen wurde und als neue „emotionale Heimat“ für alle dienen soll, die mit der aktuellen Entwicklung nicht einverstanden sind. „Ich habe mit dem HSV vom Herzen her abgeschlossen“, sagt die Speditionskauffrau – und einigen scheint es ähnlich zu gehen.
Der Name und die Farben des neuen Clubs erinnern an den FC Falke 06, SC Germania und den HFC 88, die Gründungsvereine des HSV. Ab der Saison 2015/16 soll Fußball gespielt werden, zunächst in der Kreisklasse, doch einige Aufstiege dürfen es in den folgenden Jahren schon sein. Bis dahin gibt es viel zu tun. So besteht der Wunsch, in einem Stadion mit Stehtraversen zu spielen, auf einem Rasenplatz mit angegliedertem Vereinsheim, möglichst im Westen der Stadt. Wie das finanziert werden soll, ist noch unklar. Rund 300 Mitglieder kann der neu gegründete Verein bereits verzeichnen, ab fünf Euro Mitgliedsbeitrag im Monat ist ein jeder willkommen, sich anzuschließen. Das bisherige Klientel sei „bunt gemischt“ und keinesfalls „ultralastig“.
Festgelegt ist immerhin schon das Logo, ein Falke auf schwarz-weiß-blauem Grund. Doch anders als die Vereinsfarben unterscheidet sich der Club in einem Punkt deutlich vom HSV: Es wird nicht möglich sein, per Satzungsänderung eine Ausgliederung herbeizuführen. „Bei uns steht die Basisdemokratie im Mittelpunkt“, sagt die 28-Jährige. Die Präsidentin ist sich sicher, dass der Club auch für ambitionierte Amateurspieler reizvoll ist, da die Unterstützung auf den Rängen größer sein werde als bei einem „normalen“ Amateurclub. Zahlreiche Interessenten sollen sich bereits gemeldet haben. Und falls der HSV wider Erwarten plötzlich sehr erfolgreich spielt? „Ich kann es nicht ausschließen, irgendwann wieder ins Stadion zu gehen“, sagt Dwenger. „Aber die Wunde aus den Geschehnissen der Vergangenheit ist schon sehr tief.“