Hamburg. Labbadia versucht, Kacar mit den gleichen Mitteln wie bei Ilicevic zum Bleiben zu bewegen. Investor Kühne bietet sich als Notnagel an.
Mit einem freundlichen „Guten Morgen“ begrüßte Bruno Labbadia am Mittwoch um 10.10 Uhr die rund 300 Zuschauer im Volkspark. Als Erster führte der HSV-Trainer seine Mannschaft zur ersten Übungseinheit in Fußballschuhen. Hinter dem Trainerteam folgten 19 Spieler. Lewis Holtby an der Spitze, danach Pierre-Michel Lasogga und Petr Jiracek. Bekannte Gesichter. Lediglich bei den Nachwuchstalenten Dren Feka, 18, und Dong-Su Kim, 20, mussten einige Fans sich kurz nach dem Namen erkundigen. Das war es aber auch schon. 45 Tage vor dem Bundesligaauftakt bei Meister Bayern München trainiert Labbadia eine Mannschaft ohne Neuzugänge. Noch. Denn schon am Sonnabend zum Start des Trainingslagers im Schweizer Kanton Graubünden soll mit dem Japaner Gotoku Sakai das erste neue Gesicht dazustoßen.
Große Namen, das ist jedoch nicht erst seit Mittwoch klar, sind in dieser Transferperiode beim HSV nicht zu erwarten. Labbadia lässt sich seine gute Laune, die er nach der dramatischen Rettung in der Relegation gegen Karlsruhe durch die Sommerpause konserviert hat, aber nicht nehmen. „Ich glaube, es liegt an mir. Überall wo ich hinkomme, wird der Etat reduziert“, sagte der Coach nach dem Training und lachte. Er lachte mehrfach. Selbst als Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer verkündete, das System zu gesunden und das Gehaltsbudget der Spieler stark zu kürzen, reagierte der 49-Jährige gelassen. „Die Möglichkeiten sind nicht so, wie es sich ein Trainer wünscht, aber es ist so. Wir müssen arbeiten, arbeiten, arbeiten“, sagte Labbadia.
Beiersdorfer kündigt Veränderungen an
Die neue Mannschaft des HSV, das sagte auch Dietmar Beiersdorfer, soll nicht mehr über neue Namen definiert werden. Vielmehr gehe es darum, neue Werte zu leben. Es sind die Werte, mit denen Labbadia nach seinem Amtsantritt zehn Punkte aus sechs Spielen holte und den Verein vor dem ersten Abstieg der Geschichte bewahrte. Ziele wollte Beiersdorfer aber noch nicht formulieren, da es schon bald noch einige Veränderungen geben werde.
Kommentar: Labbadia ist der Problemlöser
Konkret werden wollte der HSV-Chef auf Nachfrage nicht. Klar ist: Neben Außenverteidiger Sakai bemüht sich der HSV weiterhin um den Bochumer Michael Gregoritsch. Für den 21 Jahre alten Offensivspieler hat Sportchef Peter Knäbel dem VfL ein Angebot über zwei Millionen Euro unterbreitet. Zu wenig für den Zweitligisten, der mindestens 2,5 Millionen Euro verlangt. Zudem soll sich in das Poker um den österreichischen U21-Nationalspieler auch Bayer Leverkusen eingemischt haben. Was Bochums Sportchef Christian Hochstätter am Mittwoch wiederum dementierte. Will der HSV den Kampf um Gregoritsch nicht verlieren, muss er sich aber in jedem Fall beeilen. „Wir streben eine zeitnahe Lösung an. Der Ball liegt beim HSV“, sagte Hochstätter dem Abendblatt.
Ins Profil würde Gregoritsch perfekt passen. Holte der HSV in den vergangenen Jahren vor allem erfahrene, aber teure Spieler, suchen die Verantwortlichen nun nach jungen, entwicklungsfähigen und gern auch günstigen Spielern aus der Zweiten Liga.
So bereitet sich der HSV auf die neue Saison vor
Kühne bietet sich als Notnagel an
Billig sind aber auch diese nicht. Und so bietet sich Investor Klaus-Michael Kühne einmal mehr als Finanzierungs-Notnagel an. „Das ist grundsätzlich möglich, aber es muss ein klares Konzept da sein“, sagte Kühne am Mittwoch im Rahmen eines Besuchs im Rathaus. Mit Labbadia hätte der Verein zumindest den richtigen Trainer. Am Dienstag waren sich die beiden bereits im Hotel Grand Elysée über den Weg gelaufen, ein vertiefendes Gespräch soll es im Laufe dieser Woche geben.
Noch muss der Coach, der mit Bernhard Trares einen weiteren Co-Trainer bekommt, aber mit dem Personal arbeiten, das ihm aktuell zur Verfügung steht. Dazu gehörte am Mittwoch auch noch Jonathan Tah. Der Innenverteidiger reist erst an diesem Donnerstag mit Deutschlands U19 zur EM nach Griechenland. Dass Tah anschließend zum HSV zurückkehrt, ist unwahrscheinlich. Auch wenn Beiersdorfer die vorliegenden Angebote – unter anderem bietet Leverkusen sechs Millionen Euro – als nicht akzeptabel bezeichnete, wird hinter den Kulissen eifrig an einem Verkauf gewerkelt.
Labbadia will Kacar überzeugen
Zügig Bewegung ist in der Angelegenheit Gojko Kacar zu erwarten. Dem Serben liegt ein leistungsbezogener Vertrag vor. „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn gerne weiter bei uns hätte“, sagte Labbadia. Auf diese Art hat er schon Ivo Ilicevic vom Verbleib überzeugt. Auch der Kroate unterzeichnete einen Jahresvertrag mit reduziertem Gehalt. Die Belohnung beim Auftakt: Das erste Tor des Tages schoss, na klar, Ilicevic.