Hamburg. Was erwarten Sie vom HSV für die neue Saison? Stimmen Sie ab! Gerade mal 13 Profis beim Trainingsauftakt. Rätsel um Batuhan Altintas.
Viel besser hätten die Rahmenbedingungen am ersten Trainingstag von Bruno Labbadia wohl kaum sein können: 1400 Zuschauer, freundlicher Applaus und Sonne satt. Für den Coach gab es Blumen und einen Fanschal, dazu den ersten Neuzugang. Und das Beste: Zwei weitere Millionentransfers standen kurz vor dem Abschluss. „Der Start war positiv“, zog Labbadia ein erstes Zwischenfazit.
Ziemlich genau sechs Jahre ist das alles her. Damals, am 4. Juli 2009, startete Labbadia in seine erste HSV-Saison, in der die Hamburger – im Rückspiel allerdings ohne den entlassenen Labbadia – immerhin das Europa-League-Halbfinale erreichten. Die millionenschweren Neuzugänge hießen Zé Roberto, Eljero Elia und Robert Tesche, die allesamt längst in Vergessenheit geraten sind. So dürfte sechs Jahre später von den ach so optimalen Rahmenbedingungen beim Trainingsstart an diesem Mittwoch um 10 Uhr wohl nur eines übrig bleiben: das gute Wetter.
Äußerst holpriger Neustart
Von eitel Sonnenschein ist beim HSV 45 Tage vor dem Bundesligastart gegen Rekordmeister Bayern München trotz voraussichtlicher Temperaturen um die 27 Grad allerdings nicht viel zu spüren. Dem ausschweifenden Jubel über den Last-Minute-Klassenerhalt in der Relegation gegen den Karlsruher SC folgte die bittere Gewissheit, dass es ein fröhliches „Weiter so“ nicht geben kann. Nach all den angekündigten Umbrüchen der vergangenen Jahre, in denen meist nur viel für viele Fehlentscheidungen ausgegeben wurde, scheint sich in diesem Sommer erstmals die Erkenntnis durchzusetzen, dass ein wirklicher Neuanfang nur ein paar Nummern kleiner möglich ist.
Doch der Neustart ist holprig – das bekommt Labbadia beim Aufgalopp deutlich zu spüren. Gerade mal 13 Profis und fünf Talente (Gideon Jung, Ahmet Arslan, Dongsu Kim, Tino Dehmelt und Dren Feka) haben sich für die erste Trainingseinheit angekündigt. Mit Rafael van der Vaart, Heiko Westermann, Marcell Jansen, Slobodan Rajkovic, Maxi Beister, Lasse Sobiech und Julian Green haben sieben Spieler den Verein verlassen, die zusammengenommen immerhin auf 88 HSV-Einsätze in der vergangenen Saison kamen. Ablöse hat der Club für keinen von ihnen kassiert, was auch der Hauptgrund dafür sein dürfte, dass der HSV als bislang einziger Bundesligaclub noch keinen Neuzugang präsentieren konnte.
Spieler auf vier Positionen gesucht
Dabei gibt es in fast allen Mannschaftteilen mehr als genug Bedarf. Gesucht wird ein Linksfuß für die Innenverteidigung, ein flexibler Außenverteidiger, ein defensiver Mittelfeldmann, ein talentierter Stürmer – und ein Geistesblitz, wie all das mit einem Schmalhans-Budget von gerade mal fünf Millionen Euro finanziert werden soll.
„In Anbetracht der Gesamtsituation und auch aus Überzeugung kann und wird es nicht unser Weg sein, erneut Millionen-Ablösesummen zu investieren“, hatte Sportchef Peter Knäbel kürzlich angekündigt. „Es muss das Ziel sein, Spieler zu verpflichten, die ihre große Karriere noch vor sich haben.“ Das Problem dabei: Selbst junge Spieler, die ihre große Karriere möglicherweise noch vor sich haben, kosten Geld – bisweilen ziemlich viel Geld.
Im Westen nichts Neues gibt es beispielsweise bei Wunschstürmer Michael Gregoritsch, für den Knäbel immerhin zwei Millionen Euro ausgeben würde, für den der VfL Bochum aber 2,5 Millionen Euro haben will. Am Dienstag absolvierte der 21 Jahre alte Torjäger zwei Trainingseinheiten im Bochumer Trainingslager in Kaiserau, der angedachte Wechsel noch vor dem HSV-Trainingsstart ist ausgeschlossen.
Fragezeichen bei Sakai und Behrami
Gleiches gilt auch für den Stuttgarter Gotoku Sakai, 24, der als Beidfüssler nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung die Vakanz auf beiden Außenverteidigerpositionen schließen könnte. Der VfB wäre sogar tatsächlich bereit, den japanischen Nationalspieler für eine sechsstellige Ablöse nach Hamburg ziehen zu lassen, allerdings weilt Sakai aktuell noch im Heimaturlaub.
In den wohlverdienten Ferien befindet sich auch noch Valon Behrami. Anders als bei allen anderen HSV-Nationalspielern, die jeweils drei Wochen nach ihrem letzten Länderspiel Urlaub haben, stellt sich beim Schweizer allerdings die Frage, ob er tatsächlich am Dienstag ins Trainingslager nach Graubünden nachreist. Direkt nach der Saison hatte Behrami gegenüber Sportchef Knäbel noch bekräftigt, auf keinen Fall nach der Sommerpause wieder beim HSV zu trainieren. Einen Club, der eine entsprechende Ablöse bezahlt, konnte der streitbare Mittelfeldmann allerdings noch nicht präsentieren.
Das Rätsel um Batuhan Altintas
Einen neuen Verein hat auch Gojko Kacar nicht – die erhoffte Einigung mit dem HSV auf einen neuen, stark leistungsbezogenen Vertrag hat es aber auch noch nicht gegeben. Somit bleibt Sturmtalent Batuhan Altintas der einzige Fußballer, der in diesem Sommer ohne großes wenn und aber „Ja“ zum HSV gesagt hat. Der Türke verbreitete vor Wochen sogar ein Foto, das ihn im HSV-Trikot im Volkspark zeigt. Doof nur, dass auch der einzige vermeintlich perfekte Transfer einen Haken hat. Denn nach Angaben des HSV gibt es bis heute keinen unterschriebenen Vertrag. Wieso, weshalb, warum? Eine plausible Antwort gibt es nicht. In diesem Sinne: Es geht wieder los.