Hamburg. Der Berliner Gräfe war schon bei der letzten Relegation gegen Fürth dabei. Ilicevic, Olic und Lasogga bleiben fürs Rückspiel fraglich.
Ende gut, alles gut?! Ob dieser Gedanke auch bei Bruno Labbadia aufkam, als er am Sonntagnachmittag um 17 Uhr die Chartermaschine in Richtung Mannheim betrat, ist unklar. Klar war zu diesem Zeitpunkt lediglich, dass der Coach gleich eine ganze Reihe von Sorgen im Gepäck mitnehmen musste. Dabei musste sich der 49-Jährige besonders um zwei Namen Gedanken machen, die zwar putzig klingen, über die der HSV-Trainer am Wochenende aber lieber keine Späße machen wollte: Ivo und Ivi.
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„Bei beiden ist unklar, ob sie gegen Karlsruhe spielen können“, sagte Labbadia direkt nach dem Abschlusstraining im Volkspark. Der eine, Ivo Ilicevic, geplagt von Adduktorenproblemen. Der andere, Ivica Olic, gequält von starken Rückenschmerzen. „Beide haben seit Tagen Schmerzen. Über ihren Einsatz können wir erst am Spieltag entscheiden“, sagte der Coach, der kurz vor dem Saisonfinale gegen Karlsruhe (Mo, 19 Uhr/ARD und Sky) nur wenig Hoffnung zu haben schien.
Rettungshubschrauber vor Olics Haus
Besonders Olic gab und gibt Grund zur Beunruhigung. Der Kroate hatte sich am Freitag von einem angeblichen Rückenspezialisten, der weder zum HSV- noch zum UKE-Betreuerstab gehörte, ein Schmerzmittel spritzen lassen, auf das er allergisch reagierte. Wie die „Bild“-Zeitung erfuhr, wurde sogar ein Rettungshubschrauber zu Olic nach Hause nach Groß Flottbek gerufen. Nach der Erstversorgung durch den Notarzt wurde der Stürmer mit Blaulicht ins Krankenhaus Altona gebracht, wo er auch die Nacht verbrachte. Am Sonnabend durfte er wieder nach Hause, am Sonntag absolvierte der Angreifer sogar Teile des Mannschaftstrainings. „Es ging ganz gut“, sagte Olic danach. Er habe aber immer noch Rückenprobleme, aber auf eine weitere Spritze wolle er lieber verzichten.
Viel besser erging es auch Olics Landsmann Ilicevic nicht. Der Torschütze des Ausgleichs am Donnerstag, der den HSV vor dem Rückspiel überhaupt erst am Leben ließ, brach in Absprache mit Trainer Labbadia noch vor dem Standardtraining zum Abschluss die Einheit am Sonntag ab. „Er hat seit Tagen Probleme. Ich hoffe, dass wir ihn rechtzeitig hinbekommen“, sagte Trainer Labbadia, der zudem auf die gelbgesperrten Heiko Westermann und Gojko Kacar verzichten muss.
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Van der Vaart als Schicksalsheld?
Während mit Dennis Diekmeier Westermanns Ersatzmann bereits unmittelbar nach dem Relegationshinspiel feststand, will sich Labbadia bis zuletzt nicht auf eine Kacar-Alternative festlegen. Wahrscheinlich dürfte allerdings Rafael van der Vaart neben Marcelo Díaz zum Zuge kommen. Ausgerechnet van der Vaart, ist man an dieser Stelle geneigt zu schreiben. Der Niederländer bekommt so nach seinem unrühmlichen Saisonabschluss gegen Stuttgart, als er sich in der Nachspielzeit seine zehnte Gelbe Karte einhandelte, doch noch mal die nicht mehr für möglich gehaltene Chance zur Wiedergutmachung. Es wäre ein echter Schabernack des Schicksals, wenn nun ausgerechnet van der Vaart in Karlsruhe vom Saulus zum Paulus werden würde.
Viel Konjunktiv. Auch in den Sätzen, in denen es um Pierre-Michel Lasogga geht. Der Stürmer könnte in Karlsruhe zum zweiten Mal in Folge nach Fürth zum Relegationsretter werden. Könnte. Würde. Hätte. Das Problem: Nach Olic und Ilicevic ist Lasogga der dritte Offensivspieler, der vor dem Spiel der Spiele mit ernsthaften Wehwehchen zu kämpfen hat. Nur wenn er seine Probleme mit seiner rechten Schulter in den Griff bekommt, dann könnte er zum Retter werden. Hamburgische Wenn-Dann-Hoffnung eben.
Fernab vom Konjunktiv sind Marcell Jansen, Valon Behrami und Artjoms Rudnevs, die allesamt definitiv ausfallen werden. Ein letztes Fragezeichen muss dezent hinter einem Einsatz von Petr Jiracek gesetzt werden, der genau wie van der Vaart als Alternative für Kacar infrage kommt. Allerdings hat der Tscheche weiter Knieprobleme, ein Einsatz von Anfang an gilt deshalb als eher unwahrscheinlich.
HSV-Fans jubeln wegen Gräfe
Das medizinische Bulletin ist damit abgearbeitet. Wirklichen Grund zur Hoffnung verbreiten die ärztlichen Nachrichten des Wochenendes allerdings nicht. Doch in Hamburg will man sich vor dem wieder einmal wichtigsten Spiel der Clubgeschichte den Glauben an das Gute so einfach nicht nehmen lassen. Die „Bild“-Zeitung bemühte einen „HSV-Hellseher“, der die Sterne befragte. Die „Hamburger Morgenpost“ bat sogar eine Wahrsagerin um deren Dienste. Und zumindest Hellseher und Wahrsagerin waren sich einig: Die Sterne und die gelegten Karten sahen gut aus für den HSV. Immerhin.
Und sogar die Schiedsrichteransetzung wurde in sozialen Netzen bejubelt. Bei Manuel Gräfe hat der HSV in der Bundesliga zwar eine negative Bilanz. Aber immerhin war der Berliner schon bei der letzten Relegation gegen Fürth dabei. Und das Ende der Serie ist bestens bekannt: kein Sieg und ein einziges Törchen reichten vor einem Jahr, um mit dem knappsten aller möglichen Ergebnisse den Klassenerhalt zu sichern. Wenn das also kein gutes Omen ist?! Viel mehr Hoffnung auf ein gutes Ende scheint es an diesem bedeutungsvollen Montag leider nicht zu geben. Außer vielleicht noch Shakespeare. Dann eben doch: Ende gut, alles gut!