Hamburg. Von Bruno Labbadia über Hakan Calhanoglu bis zu Wolfgang Rolff - es gibt einige Fußballer, die das Innenleben beider Vereine erlebten.
Rund 515 Kilometer liegen Luftlinie zwischen Hamburg und Karlsruhe, doch die besten Fußballvereine der beiden Städte sind sich in mancherlei Hinsicht näher, als man es auf den ersten Blick vermuten könnte. Was vor allem an den Protagonisten der Relegationsgegner HSV und KSC liegt, die im Laufe ihrer Karriere das Innenleben beider Clubs kennenlernen konnten.
Präsent sind vor allem die Namen Bruno Labbadia, Joe Zinnbauer, Oliver Kreuzer, Hakan Calhanoglu oder Thorsten Fink, die allesamt als ehemalige KSC-Größen wesentlich an der jüngeren Vereinsgeschichte des HSV mitschrieben. Doch auch in Karlsruhe gehen aktuell drei ehemalige Hamburger ihrer Arbeit nach.
Lesen Sie hier, welche Querverbindungen es zwischen den Bundesliga-Gründungsmitgliedern Hamburger SV und Karlsruher SC gibt:
Sie wirkten sowohl beim HSV als auch beim KSC
Auch im Unterbau von HSV und KSC wurden in der Vergangenheit Spieler verschoben. Die jüngsten Fälle sind Nico Charrier und U-23-Kapitän Sven Mende, die im Sommer 2014 als "Mitbringsel" von Trainer Joe Zinnbauer von Karlsruhe nach Hamburg zogen. Dafür verließ Nachwuchstorhüter Florian Stritzel den HSV in den Wildpark. Dort kam der Keeper aber zu noch keinem Einsatz bei den Profis.
Aogo stammt aus Karlsruhe und war sechs Jahre lang für den KSC aktiv. Sein Durchbruch gelang dem Verteidiger beim SC Freiburg, was ihm sogar Berufungen in die Nationalmannschaft einbrachte. Zum HSV kam er 2008, nach mehreren Verletzungen zog er fünf Jahre später weiter zum FC Schalke 04. Aogos Jugendverein Bulacher SC brachte übrigens auch Gelsenkirchens Nachwuchstorhüter Timon Wellenreuther hervor, den Sohn des aktuellen KSC-Präsidenten Ingo Wellenreuther.
Unterschiedlicher könnte ein Spieler kaum wahrgenommen werden. Während etliche HSV-Fans den Deutsch-Türken nach dessen umstrittenen Abgang zu Bayer Leverkusen trotz wichtiger Tore gegen den Abstieg zum Mond wünschen, genießt Calhanoglu unter den Anhängern der Karlsruher weiterhin Kultstatus. Schließlich schoss der Freistoßkünstler den KSC 2013 zurück in die zweite Liga. Bemerkenswert: Einen Tag nach dem Aufstieg schnürte er noch einmal für die A-Jugend die Fußballschuhe und rettete das Team vor dem Abstieg aus der Junioren-Bundesliga.
Kam 1994 von Wattenscheid nach Karlsruhe und reifte dort in den Uefa-Cup-Glanzzeiten zum Klassespieler, der drei Jahre darauf beim FC Bayern landete. Mit München holte er 2001 die Champions League, bevor er 2006 bei Red Bull Salzburg seine Trainerkarriere startete. 2011 wurde er vom HSV als Nachfolger von Michael Oenning geholt. Trotz seiner Entlassung am 5. Spieltag der Saison 2013/14 hielt sich Thorsten Fink unter all den Hamburger Trainern der jüngeren Vereinsgeschichte am Längsten im Sattel.
Der Torschützenkönig der abgeschlossenen Zweitligarunde (17 Treffer) hat eine HSV-Vergangenheit. Zwischen 2000 und 2007 lief der gebürtige Bad Oldesloer für die Rothosen auf, kam aber nicht an den damaligen Sturmgrößen Paolo Guerrero, Emile Mpenza oder Benjamin Lauth vorbei. Besser lief es für Hennings bei seinem anschließenden Engagements in Onsabrück, beim FC St. Pauli und schließlich in Karlsruhe. "Ich habe fast so viele Tore wie der HSV", scherzte der Angreifer am Ende dieser Saison.
In sechs Jahren Karlsruhe schoss der quirlige Russe zwar nur 29 Tore, sich durch seine Tänzchen auf dem Spielfeld und Interviews aber nachhaltig in die Herzen der KSC-Fans. Auch in den Notizblöcken der HSV-Verantwortlichen tauchte Kirjakow auf, der daraufhin 1998 an die Elbe wechselte. Mit mäßigem Erfolg: Lediglich fünf weitere Bundesligatreffer ließen "Kiki", wie der Rotschopf bei Auftritten in der KSC-Traditionsmannschaft noch heute genannt wird, nur ein Jahr später zum Zweitligisten TeBe Berlin weiterziehen.
Prägende Figur des aktuellen HSV-Niedergangs. Kreuzer transferierte als Karlsruher Manager erst Hakan Calhanoglu für vier Millionen Euro nach Hamburg, um dort dann eine Saison später selbst für eine Ablösesumme von insgesamt 750.000 Euro anzuheuern. Holte im Sommer 2014 seinen Intimus Joe Zinnbauer zum HSV, bevor er im Oktober desselben Jahres für HSV-Sportchef Peter Knäbel weichen musste. Als Kreuzer 1991 für fünf Millionen D-Mark vom KSC zum FC Bayern München wechselte, war dies der bis dato teuerste Transfer eines Abwehrspielers der Bundesligageschichte.
Der "Pistolero" beendete in Karlsruhe 2003 seine Karriere als Profifußballer - und wie: Im entscheidenden Spiel gegen den Abstieg aus der zweiten Liga schoss Labbadia ein Tor zum 2:1-Sieg gegen Greuther Fürth und seinen heutigen Schützling beim HSV, Heiko Westermann. Legendär eine Aktion der KSC-Fans, die Labbadia nach anhaltender Torflaute so lange persönlich unterstützten, bis der Knoten des Hessen endlich wieder platzte. In Hamburg agierte Labbadia von 1987 bis 1989 als Spieler sowie in der Saison 2009/10 und seit 15. April 2015 als Trainer.
Eine Figur, an die sich HSV- und KSC-Fans gleichermaßen gerne zurückerinnern dürften. In Hamburg war Rolff schließlich Mitglied der Mannschaft, die 1983 mit dem Sieg im Landesmeisterwettbewerb gegen Juventus Turin den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt machte. Neun Jahre und vier Vereine später landete er in Karlsruhe, wo Trainer Winfried Schäfer um den "Leitrolff" herum die erfolgreichste KSC-Mannschaft der jüngeren Vereinsgeschichte aufbaute. Höhepunkt: Ein 7:0 im Uefa-Pokal gegen den damaligen spanischen Tabellenführer FC Valencia.
Beide Relegationsgegner kennt auch Markus Schupp. In Hamburg war der Mittelfeldspieler allerdings nur eine Spielzeit aktiv. In der Saison 1996/97 erzielte Schupp, damals gerne verwechselt mit Mitspieler Markus Schopp, immerhin zwei Tore im Uefa-Cup. In Karlsruhe endete Schupps erste und vorerst letzte Station als Cheftrainer 2010 mit der Entlassung. Seit dem 23. Mai 2014 ist er Sportdirektor beim 1. FC Kaiserslautern.
Als Profi brachte er es bis zum Nationalspieler, als Funktionär benötigte der Hamelner eine längere Anlaufzeit. Seine Arbeit als Verantwortlicher im HSV-Nachwuchsbereich war wie auch seine Tätigkeit als Manager des VfL Bochum nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Besser läuft es beim KSC, wo Todt als kongenialer Partner von Trainer Markus Kauczinski die Arbeit seines Vorgänger Oliver Kreuzer fortführt und den badischen Traditionsverein schneller als erwartet für die geplante Rückkehr ins Fußball-Oberhaus aufgestellt hat.
In Karlsruhe fiel Zinnbauer als Jungprofi Mitte der 90er Jahre weniger durch Einsätze in der ersten Mannschaft als durch seine Erfolge als umtriebiger Unternehmer auf. Als Finanzdienstleister brachte er es früh zu seinen ersten Millionen. Zweitligaspiele sammelte "Joe" dann für Mainz, ehe er als Trainer in den Wildpark zurückkehrte. Erfolgreiche Arbeit als Coach der zweiten KSC-Mannschaft führte ihn zum HSV, wo er über das Reserveteam sogar bis zum Cheftrainer der Bundesligamannschaft aufstieg. Der Abstiegskampf kostete am Ende allerdings auch Zinnbauer den Job.