Osnabrück. Im ersten Spiel unter dem neuen Cheftrainer blamiert sich der Bundesliga-16. mit einem 0:0 beim Drittligisten VfL Osnabrück.

Erst 28 Minuten waren am Donnerstagabend in der Osnatel-Arena gespielt, als die Fans des VfL Osnabrück das Lied anstimmten, das zur Darbietung des HSV durchaus passte: „Zweite Liga, Hamburg ist dabei.“ Denn ein gelungenes Debüt sieht wirklich anders aus: Im ersten Testkick der Hamburger unter der Ägide des neuen Cheftrainers Peter Knäbel blamierten sich die Profis beim Drittligazwölften mit einem enttäuschenden 0:0 und einer noch enttäuschenderen Art und Weise, wie dieses zustande kam. Die erhoffte Wiederauferstehung des Bundesliga-Dinos war das ganz und gar nicht, der neue Coach konnte in einer halben Woche offenbar keine Wunder bewirken. „Das Spiel hat mir mehr Antworten gegeben als neue Fragen aufgetan“, sagte Knäbel nach dem Spiel. „Uns fehlt weiter das Selbstvertrauen und der Mut. Ich hatte erwartet, dass es rumpelt, doch solche Partien sind ja auch dafür da, Spieler mit Defiziten in Top-Form zu bringen.“

Gerumpelt hat es in der Tat, obwohl die erste Viertelstunde mit zwei Möglichkeiten des wiedergenesenen Maximilian Beister noch ganz ansehnlich war. Knäbel stand von Beginn an vor dem Trainerstuhl und versuchte, seinem Team mit Rufen und Handzeichen die Richtung zu weisen. Nachdem die Hausherren fast die Führung erzielt hätten (20.), setzte sich der Coach und Profifußballdirektor in Personalunion kurz hin und verschränkte die Arme vor der Brust. Doch nur wenig später war er wieder in der Coaching-Zone unterwegs.

Gern hätte er schon den Wunschassistenten Peter Hermann an seiner Seite gehabt, doch die Unterschrift des Co-Trainers stand noch aus. „Wir wollten ihn schon im Dezember zu uns holen, da hatte er sich leider verletzt. Ich bin sehr froh, bald einen solchen Experten an meiner Seite zu haben, und denke, dass er schon am Freitag zu uns stößt“, sagte Knäbel.

Cléber völlig indisponiert

Die Aufstellung war aufgrund zahlreicher Ausfälle nur ein erster Fingerzeig, was Knäbel in Zukunft vorhaben könnte: René Adler stand zum Anpfiff zwischen den Pfosten, Jaroslav Drobny löste ihn zur Pause ab. Adler unterstrich seine Ambitionen im Kampf um die neue Nummer eins, als er einen Freistoß mit einer tollen Parade aus dem Winkel fischte (40.). „Eine gute Leistung von ihm“, lobte Knäbel, der sich aber noch nicht festlegen wollte, wer beim kommenden Bundesligaspiel gegen Leverkusen im Kasten stehen wird. Der Schlussmann war auch so ziemlich der Einzige, der sich seinen Pausentee verdient hatte. Vor allem die Abwehr um den indisponierten Cléber, den nach einer Notbremse nur der Freundschaftsspielbonus vor der Roten Karte bewahrte (38.), offenbarte eine Lücke nach der anderen. „Cléber muss lernen, mit seinem Körper umzugehen“, rügte Knäbel.

Kaum offensive Impulse

Tragisch war vor allem, dass sich der HSV trotz offensiver Denkweise erneut kaum Torchancen erspielen konnte. Denn das Forcieren des Angriffspiels hatte sich Knäbel bei seinem Antritt auf die Fahnen geschrieben. Dennoch agierte er auch gegen die schlechteste Rückrundenmannschaft der Dritten Liga nur mit Pierre-Michel Lasogga als einziger Spitze. Artjoms Rudnevs, der später mit dick bandagiertem Knie vom Platz ging, saß zunächst nur auf der Bank, Ivica Olic weilte beim kroatischen Nationalteam. Lewis Holtby sollte im offensiven Zen­trum für Impulse sorgen. Doch nach rund 20 Minuten verlor der HSV seine Linie komplett und konnte froh sein, nicht in Rückstand zu geraten.

Nach dem Wechsel stellte Knäbel auf zwei Angreifer um, doch die Darbietung seiner Schützlinge wurde keinen Deut besser. Lasogga schoss in seinem 60-minütigen Einsatz nicht einmal aufs Tor. „Pierre kann nach der langen Verletzung noch nicht in der Form sein, die wir uns erhoffen, das haben auch seine Laktatwerte schon angedeutet“, nahm Knäbel seinen Hoffnungsträger in Schutz. Doch auch Profis, die im Vollbesitz ihrer Kräfte sein müssten, ließen kaum Bundesliganiveau erkennen. Petr Jiracek musste sich nach einer Fehlpassorgie sogar höhnisches Gelächter von der Tribüne anhören. Osnabrück war über 90 Minuten das bessere und gefährlichere Team. „Wir müssen ein wenig Nachsicht zeigen, da unsere besten Spieler verletzt, noch nicht in bester körperlicher Verfassung oder bei den Nationalteams sind. Dennoch wurde deutlich, woran es hapert“, fasste Knäbel zusammen.

HSV: Adler (46. Drobny)– Diekmeier (46. Götz), Cléber, Kacar, Ostrzolek (46. Ronny) -- Jiracek, Mende – Beister, Holtby (72. Arslan), Ilicevic (46. Rudnevs) – Lasogga (61. Müller)... Zuschauer: 4500.