Hamburg. Erst in drei Fällen beließ es der HSV-Trainer bei der gleichen Startelf. Mit 31 eingesetzten Profis ist Hamburg zweifelhafte Ligaspitze.
Der Feldverweis von Torhüter Jaroslav Drobny bei der Niederlage in Hoffenheim dürfte Joe Zinnbauer mehrfach ärgern. Denn der Platz zwischen den Pfosten war schließlich eine der wenigen Konstanten im Personalpuzzle des HSV-Trainers.
Durch Drobnys Ein-Spiel-Sperre ist Zinnbauer gezwungen, mindestens einmal mehr seine Startelf zu ändern. Der Coach des abstiegsgefährdeten Fußball-Bundesligisten ist ohnehin der ungekrönte Meister der freiwillig-unfreiwilligen Rotation.
Ein Blick in die Aufstellungen beweist: Seit seinem Amtsantritt am 4. Spieltag gegen den FC Bayern München ließ Zinnbauer erst dreimal in zwei aufeinander folgenden Spielen mit ein- und derselben Mannschaft beginnen.
Im Spiel nach dem überraschenden Punktgewinn gegen den Rekordmeister (0:0) schenkte Zinnbauer bei Borussia Mönchengladbach (0:1) der gleichen Elf das Vertrauen, eher er wieder wechselte.
Danach verzichtete der Trainer nur noch zwischen den Spielen gegen Leverkusen (1:0) und Wolfsburg (0:2/10. und 11. Spieltag) sowie gegen Freiburg (0:0) und Stuttgart (0:1/15. und 16. Spieltag) auf Änderungen in der Anfangsformation.
Rotation auch selbstverschuldet
Der Mangel an Konstanz ist oftmals charakteristisch für Mannschaften im Abstiegskampf, der in vielen Fällen auch auf diverse Verletzungen der Spieler zurückzuführen ist.
Doch im HSV-Fall sind es nicht nur die körperlichen Zipperlein, die den Kader immer wieder durcheinanderwirbeln. Auch taktische Überlegungen führten bei Zinnbauer zu entsprechenden Entscheidungen.
Dazu gehörte unter anderem die ausreichend kritisierte Maßnahme, beim FC Bayern den jungen Ashton Götz in die Verteidigung zu rotieren und dafür den weitaus erfahreneren und konstanteren Slobodan Rajkovic draußen zu lassen.
Dass Spieler wie Gojko Kacar, Ivo Ilicevic, Julian Green oder eben Rajkovic zwischen Ausmusterung und Notnageltum pendeln, trägt schließlich ebenso wenig zur Bildung einer Stammformation bei.
HSV setzt die meisten Spieler ein
31 Spieler haben somit seit Saisonbeginn unter Ex-Trainer Mirko Slomka und Nachfolger Zinnbauer das Hamburger Trikot getragen, was Liga-Höchstwert bedeutet.
Zum Vergleich: Tabellenführer Bayern München hat trotz großer Verletzungssorgen und dauerhafter Mehrfachbelastung seiner Profis gerade einmal 23 Spieler aufgestellt, Verfolger und Europa-League-Starter VfL Wolfsburg setzte in der Bundesliga noch einen Mann weniger ein.
HSV geht 0:3 in Hoffenheim unter
Der als großer Rotations-Befürworter geltende Gladbacher Trainer Lucien Favre schickte in der Liga sogar lediglich 18 verschiedene Schützlinge aufs Feld - trotz zusätzlicher Belastung durch Europa League und DFB-Pokal.
Ähnlich aufgeblähte Einsatzbilanzen wie der HSV weisen nur noch Abstiegskonkurrent Mainz mit 29 Akteuren sowie Schalke 04 und Werder Bremen (je 28 eingesetzte Spieler) auf. Alle anderen Kellerteams haben es zumindest in Ansätzen geschafft, ein Elf einzuspielen.
Kapitän aus der Startelf genommen
Der Spieler mit der meisten Einsatzzeit bei Hamburg ist übrigens Vize-Kapitän Johan Djourou, der ausgerechnet in der Dauerbaustelle Innenverteidigung auf 24 Spiele und 2088 Minuten kommt. Damit ist der Schweizer einer der wenigen Stammspieler.
Im Gegensatz zu Rafael van der Vaart, der es als eigentlicher Kapitän auf gerade einmal 17 Einsätze bringt und nicht erst seit den späten Einwechslungen in den letzten Partien vor dem Abschied aus Hamburg steht. Auch kein Umstand, der zur Ruhe in der Stammelf-Frage beitragen wird. (jd)