Hamburg. Vor dem Bundesliga-Spiel des Hamburger SV an diesem Sonnabend in Hoffenheim beantwortet das Abendblatt 14 eher ungewöhnliche Fragen.

Die Prozedur ist immer die gleiche: Auch an diesem Sonnabend werden die Profis des Hamburger Sportvereins rund zwei Minuten vor dem Anpfiff der Partie bei der TSG Hoffenheim (15.30 Uhr) in einer Schlange neben ihren Gegnern ins Stadion einlaufen. Doch in welcher Reihenfolge eigentlich? Das Abendblatt beantwortet diese und 13 andere Fragen, die rund um ein Bundesligaspiel immer wieder auftauchen.

Warum heben Spieler bei Freistößen immer den Arm? Das sind interne Absprachen, wie der Ball gespielt werden soll: hoch, flach, erster Pfosten, zweiter Pfosten. Ex-HSV-Profi Hakan Calhanoglu hat auch mal zugegeben, dass er den Arm oft auch einfach so gehoben hat, um den Gegner zu verwirren.

Warum spucken Torhüter dauernd in ihre Handschuhe? Das befeuchten der Torwarthandschuhe ist tatsächlich kein „Tick“ der Schlussleute, sondern hat auch heutzutage noch eine Funktion, wie Christian Kriegelmeier von „Keepersport“ weiß: „Die modernen Handschuhe bestehen größtenteils aus Naturlatex, das leichte Befeuchten steigert in der Tat die Griffigkeit und macht deshalb Sinn.“

Was macht der HSV-Kapitän, wenn er die Wahl gewinnt? Bei Heimspielen bleibt die Mannschaft so stehen, dass sie in der zweiten Halbzeit auf die eigene Fankurve spielt. Bei Auswärtsspielen ist die Wahl zwischen Anstoß und Seitenwahl Gefühlssache.

Was und wann essen die Profis vor einem Spiel? Bei Anpfiff um 15.30 Uhr wird um 12 Uhr gegessen. Salat gibt es nicht, dafür Nudeln, Reis, helles Fleisch, gedünstetes Gemüse, und speziell beim HSV auch Milchreis – das ist in Hamburg Ritual. In der Kabine gibt es dann bei Bedarf noch „Energiebooster“ wie Bananen oder auch Zitronen- und Marmorkuchen.

Gibt es eine festgelegte Reihenfolge beim Auflaufen der Spieler? Traditionell führt der Kapitän die Reihe an, es folgt der Torwart. Sollte Rafael van der Vaart nur auf der Bank sitzen, würde Johan Djourou als sein Vertreter die Rolle übernehmen. Die weitere Reihenfolge ist nicht festgelegt, der Aberglaube spielt aber eine Rolle. Nach einem gewonnenen Spiel behalten die HSV-Profis die Reihenfolge gerne bei.

Gibt es eine Sitzordnung auf der Auswechselbank? Nur die Trainer, der Sportchef, der medizinische Staff und die Zeugwarte haben einen festen Sitzplatz. Ersatzspieler können wählen.

Warum rufen die Spieler auf dem Platz oft „Leo“? Der Ausruf „Leo“ hat sich bei Fußballern eingebürgert und bedeutet so viel wie „lass den Ball durch“ oder „ich hab ihn sicher“. Hintergrund: Der Ausruf „lass“ ist nicht erlaubt, sofern er Gegenspieler irritieren könnte, und kann mit einem Freistoß und Gelber Karte geahndet werden. Für „Leo“ galt das zumindest früher nicht. Mittlerweile spielt die Wortwahl aber keine Rolle mehr, wie Ex-Schiedsrichter Hellmut Krug erklärt: „Wenn jemand nachweislich so etwas sagt, um seinen Gegenspieler zu täuschen, ist das unsportlich – egal ob ,Leo‘ oder ,Lass‘.“

Hören die Spiele überhaupt, was der Trainer während des Spiels reinruft? Nur die Spieler auf der Trainerseite bekommen das manchmal mit, je nach Lautstärke im Stadion. Mit anderen Profis muss Joe Zinnbauer per Zeichensprache kommunizieren.

Wie viele Kameras zeichnen das HSV-Spiel auf? Elf HD-Kameras kommen in Hoffenheim zum Einsatz: zwei Führungskameras auf Höhe der Mittellinie, drei Kameras auf Platzniveau an den Strafräumen und an der Mittellinie, zwei hohe Kameras an den Sechzehnern, zwei Hintertorkameras und zwei Chip-Kameras im Tor. Bei einem 3-D-Topspiel am Sonnabendabend können insgesamt bis zu 22 Kameras rund um das Spielfeld platziert werden.

Wer legt die Nachspielzeit fest, und ist der Schiri an die angezeigte Zeit gebunden? Die Nachspielzeit legt einzig der Schiedsrichter fest und kommuniziert diese per Funk an den Vierten Offiziellen an der Seite, der die Minuten dann per Tafel für alle sichtbar anzeigt. Der Schiri kann sie nach eigenem Ermessen verlängern, jedoch nicht kürzen.

Wie sieht die Regeneration unmittelbar nach einem Spiel aus? Alle Spieler müssen ins Kaltwasserbecken, zwischen 30 und 120 Sekunden. Danach dürfen sie in warmem Wasser ausspannen. Massagen nach Bedarf. Verpflichtend ist auch das Ausfahren auf Spinningrädern noch in der Kabine.

Was dürfen Spieler trinken, um bei der Dopingprobe Wasser lassen zu können? Neben Softdrinks käme auch Bier infrage, kommt bei den HSV-Profis aber so gut wie nie vor. Wichtig: Nur Wasser ist ungünstig, da die Dopingprobe nicht zu dünn sein darf, deshalb sind Säfte oder Cola besser geeignet.

Werden Schiedsrichter auch auf Doping kontrolliert? Nein. Dabei müssen auch die Unparteiischen ihre Fitness nachweisen, um auf hohem Niveau zu pfeifen. Seit 2007 ist der sogenannte „Helsen-Test“ für die Schiedsrichter der Nationalverbände vorgeschrieben. Die Prüfung besteht aus einem Sprint- und einem Intervall-Test, die nacheinander in vorgeschriebenen Zeiten absolviert werden müssen.

Welcher HSV-Spieler läuft am schnellsten? In der Winterpause absolvierten die HSV-Profis einen Sprinttest über 30 Meter. Neuzugang Nicolai Müller gewann den Wettbewerb, dicht gefolgt von Artjoms Rudnevs und Marcell Jansen. Dennis Diekmeier war verletzungsbedingt nicht dabei, der Rechtsverteidiger war in dieser Saison mit 34,5 km/h aber der HSV-Profi mit der bisherigen Höchstgeschwindigkeit.

Wie viel Paar Schuhe verbraucht ein Spieler pro Saison? Pauschal kann diese Frage nicht beantwortet werden. Beim HSV schwankt der Verbrauch zwischen acht bis 30 Paar Schuhe pro Saison. Ganz vereinzelt gibt es auch Profis, die mit drei Paaren auskommen.